Ausfahrt mit Vorkriegsfahrzeugen am 21.5.2023

Auf der RetroClassics im Februar 2020 kurz vor dem ersten Corona-Lockdown trafen sich einige Besitzer von Vorkriegsfahrzeugen aus der Region Mittlerer Neckar. Unter Federführung von Herrn Thomas Romen wurde im Anschluß ein bis dahin 4 x von ihm privat organisiertes Treffen zum club- und markenübergreifenden „aufgewertet“, das am 21.5.2023 nun zum 3. Mal unter der Schirmherrschaft des ASC stattfand; insgesamt war es allerdings die 7. Vorkriegsausfahrt

Einladung 7. ASC-Vorkriegsausfahrt

Wir trafen uns um 8.30 im V-8-Hotel der Motorworld Böblingen zum gemeinsamen Frühstück. Wir – das waren 17 Teams mit passenden Fahrzeugen. Der älteste Wagen – ein Fiat 501 SS – stammte aus dem Jahr 1924, der jüngste – ein Triumph 1800 Roadster – war Baujahr 1947. Alle großen Automobilnationen waren vertreten. Deutschland mit Maybach und Opel P4, Frankreich mit meinem Peugeot 402, Italien mit dem Fiat 501 SS, das Vereinigte Königreich mit Alvis, Morgan-Threewhealer, Rolls-Royce, Singer und Triumph und die USA mit mehreren Buick, Chevrolet, Chrysler, Ford, Packard und sogar einem Willys Overland.

Einen Teil der Fahrzeuge sind in den folgenden Galerien, die sie am Startort vor dem V-8-Hotel in der Motorworld Böblingen zeigen, zu sehen:;

Kurz nach 9 Uhr ging es nach Ausgabe des Roadbooks und einer kurzen Fahrerbesprechung auf die etwa 135 Kilometer lange Strecke, die uns durch den Schönbuch und das Neckartal auf die Schwäbische Alb und wieder zurück führen sollte. Es wurde nach Startnummer im Minutenabstand gestartet, aber schon nach kurzer Zeit gab es durch Ampelstopps innerhalb Böblingens „Zusammenrottungen“ von 4 oder 5 unserer Oldies, die dann einige Zeit zusammen fuhren.

Über Breitenstein, Weil im Schönbuch und Dettenhausen ging es auf kleinen und kleinsten Sträßchen (ein Wunder, dass solche im dicht besiedelten Großraum Stuttgart noch zu finden sind) bis wir vor Kirchentellinsfurt eine steile Abfahrt ins Neckartal zu meistern hatten.
Zwischendurch gab es Prüfungen: Fahren über ein Hupbrett, raten, wie heiß die Bremse bei der Talfahrt wurde ….

Weiter ging es über Mähringen, Gomaringen, Bronnweiler und Gönnungen (bekannt durch seine Tulpenblüte, von der wir aber nur noch die Nachzügler zu sehen bekamen), wo wir den 8 Meter hohen Wasserfall bewundern konnten, südlich an Reutlingen vorbei. Jetzt wurde es für die Vorkriegswagen sportlich: Auf einer sehr schmalen, kurvigen Strasse – beschränkt auf Fahrzeuge bis 2,8 Tonnen – galt es, den Albtrauf zu bezwingen. Ich mußte zunächst wegen eines Radlers, dann später wegen der engen Haarnadelkurven ständig in den ersten Gang zurückschalten, was beim unsynchronisierten Getriebe nur im Stehen gut klappt. Dadurch mußten auch die hinter mir kommende Wagen halten, so dass der Albaufstieg einige Zeit in Anspruch nahm.

Echtes Aufatmen, als wir endlich vor Undingen auf der Albhochfläche ankamen und das Auto wieder im höchsten (dritten) Gang laufen lassen konnten. Flott ging es nun über Genkingen unserem ersten Etappenziel entgegen: dem Automuseum in Kleinengstingen.

Die Vorkriegs-Wagen vor dem Museum in Engstingen
Die Vorkriegs-Wagen vor dem Museum in Engstingen
ASC-Landesgruppenpräsident Rainer Klink im Alvis
ASC-Landesgruppenpräsident Rainer Klink im Alvis

Hier wurden wir schon von Frau Palesch erwartet und bekamen eine interessante Führung. Neben vielen Kleinwagen und Motorrädern gab es eine Fiat-Sonderschau zu bewundern. Die Highlights der Ausstellung waren für mich ein Stöwer 140 (den man auch mieten kann), ein Peugeot Typ 172 BC aus dem Jahr 1925 sowie ein Fiat Sport aus dem Jahr 1942, bei dem es sich um den letzten erhaltenen Wagen einer aus drei Exemplaren bestehenden Kleinserie handelt.

Der Stöwer 140 des Museums
Der Stöwer 140 des Museums
Blick ins Museum
Blick ins Museum
Ein Teil der Fiat-Sonderschau

Bevor wir uns hier losreißen mussten (inzwischen fuhren wir dem Zeitplan ziemlich hinterher), wurden noch Gruppenfotos gemacht und die Beifahrer durften ihre Zielgenauigkeit im Rahmen einer Schießübung unter Beweis stellen.

Nun waren es nur noch wenige Kilometer zu unserer Mittagsrast, der zum Schloß Lichtenstein gehörenden Gaststätte „Altes Forsthaus“. Dort war für uns der Parkplatz direkt vor dem Gebäude reserviert und unsere Vorkriegler wurden zum begehrten Fotoobjekt der vielen Sonntagsausflügler.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, war die nächste Sonderprüfung zu bewältigen: Uns wurde ein Maulschlüssel präsentiert, dessen Schlüsselweite wir raten mussten. Er war – nun ja – ungewöhnlich groß; ich denke, dass er ursprünglich im Schiffs-, Eisenbahn- oder Schwermaschinenbereich eingesetzt wurde. Die Schätzungen lagen jedenfalls zwischen 60 und 120 mm …

Weiter ging es auf gut ausgebauten Strassen mit lang geschwungenen Kurven, in denen die Wagen zeigen konnten, was sie noch drauf haben. Der Abstieg des Albtraufs – Achtung Abfahrt in 2. Gang – führte uns wieder nach Gönningen, von dort aus weiter über Ohmenhausen, Mähringen, Jettenburg und Kusterdingen nach Tübingen. Hier war die Kaffeepause auf der schönen Terrasse des Boxenstoppmuseums von Rainer Klink zu absolvieren. Er ist Präsident der ASC-Landesgruppe Württemberg-Hohenzollern und liess es sich nicht nehmen, eine Teiletappe der Ausfahrt in seinem Alvis mitzufahren.

Boxenstopp im Boxenstoppmuseum
Boxenstopp im Boxenstoppmuseum

Nach einer weiteren Sonderprüfung, bei der die Schrauber angesprochen waren – eine Zündkerze musste gegen die Uhr aus- und wieder eingeschraubt werden – lagen die letzten gut 30 Kilometer durch den Schönbuch zurück zur Motorworld vor uns. Über Bebenhausen, Altdorf und Hildrizhausen erreichten wir diese dann nach einem wunderschönen Tag. Auf der Terrasse des Restaurants „Wichtel“ wurden zum Abschluß die Pokale verteilt. Tagessieger und Gewinner des Wanderpokals war das DAVC-Team Kirsamer. Anschliessend machte sich jeder auf den mehr oder weiniger langen Heimweg.

Von 17 gestarteten Vorkriegswagen habe 15 das Ziel erreicht. Der Singer Le Mans fiel wegen eines Getriebeschadens aus, der Buick 8-66 S von Thomas Romen blieb wegen verstopfter Vergaserdüsen am Albaufstieg stehen.

Ich möchte mich auf diesem Wege bei den Organisatoren der Ausfahrt bedanken. Die Zusage, dass es auch 2024 wieder eine Vorkriegs-Ausfahrt geben wird, liegt inzwischen vor.