Prof. Ferdinand Porsche (1875 – 1951)

Prof. Ferdinand Porsche (1875 – 1951)

Zum Lebenslauf und den Verdiensten von Ferdinand Porsche um die Entwicklung des Automobils muss hier sicherlich nicht viel gesagt werden. Es sei nur an den Lohner-Porsche, die Tätigkeit bei Daimler-Benz, die Entwicklung des KdF-Wagens und natürlich später die Gründung der Sportwagenschmiede Porsche erinnert.

Leider werden diese Verdienste aber durch seine starke Verstrickung in den Nationalsozialismus, die zwar wohl weniger aus Überzeugung als aus Opportunismus erfolgte, aber gleichwohl deutlich größer war als die, die der durchschnittliche deutsche Industrielle während des Dritten Reichs hinnehmen musste, konterkariert:

F. Porsche präsentiert Hitler den KdF-Wagen (1930er Jahre)
F. Porsche präsentiert Hitler den KdF-Wagen (1930er Jahre)

Bereits sehr früh bestanden Kontakte zwischen Ferdinand Porsche und Adolf Hitler. Es gibt Fotos, die sie im Jahr 1923 zusammen auf einer Propaganda-Fahrt durch Bayern zeigen. Der Kontakt kam vermutlich über seinen künftigen Schwiegersohn Anton Piech zustande.

Im Jahr 1934 legte Ferdinand Porsche auf Drängen Hitlers die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit ab und nahm die deutsche an. 1937 trat er dann offiziell in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 5.643.287). 1938 wurde er zusammen mit Fritz Todt und anderen mit dem von Hitler gestifteten Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. 1938 erhielt er das Ehrenband der NS-Burschenschaft Bruna Sudeti Wien, bei der auch sein Schwiegersohn Anton Piech Mitglied war. Er befürwortete den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich

F. Porsche, Hitler KdF-Wagen (Motor-Kritik Mai 1939)

1940 wurde Porsche zum Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Stuttgart ernannt und im Januar 1942 als SS-Oberführer in die Allgemeine SS übernommen. Er erhielt das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse und im März 1944 der Totenkopfring des Reichsführeres SS.
Bereits 1939 wurde er zum Wehrwirtschaftsführer ernannt und engagierte sich stark in der Kriegsindustrie. Von 1941 bis 1943 war er zum Vorsitzender der Panzerkommission und bekleidete damit eine Spitzenposition in der Kriegswirtschaft. Später wurde er in den Rüstungsrat berufen.

Als Hitlers Lieblingsingenieur war er unter anderem an der Entwicklung des Tiger-Panzers beteiligt. 1942 übernahm Ferdinand Porsche die Schirmherrschaft über die Prüf- und Versuchsabteilung der “Kraftfahrtechnischen Lehranstalt der Waffen-SS” in der SS-Kaserne Wien-Schönbrunn. Diese betrieb unter anderem im Volkswagenwerk in der Stadt des KdF-Wagens (dem späteren Wolfsburg) eine Außenstelle. , welche sich mit der Weiterentwicklung des schwimmfähigen Volkswagens Typ 166 befasste.

Um seine Ziele zu erreichen, war Porsche stets bereit, alle Mittel in Anspruch zu nehmen, die das NS-Regime ihm bot, und alle persönlichen Kontakte zu Hitler und Himmler zwecks Unterstützung zu aktivieren. Mit großer Loyalität, nicht uneigennützig, setzte er damit seine großen Fähigkeiten auch für die Kriegspolitik der NS-Diktatur ein.

Für den weiteren Ausbau des KdF-Werkes im Krieg als Rüstungsbetrieb forderte Porsche im Oktober 1941 als einer der ersten Wirtschaftsführer beim Reichsführer SS H. Himmler persönlich sowjetische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter an. 1942 bestellte er selbst bei Hitler KZ-Häftlinge zum Bau einer neuen Leichtmetallgießerei bei VW. Etwa 20.000 Menschen – zwei Drittel aller während des Zweiten Weltkriegs im VW-Werk Arbeitenden – waren Zwangsarbeiter, deutsche „Wehrmachtstrafgefangene“ und KZ-Häftlinge.
„Noch im Februar 1945 ließ Porsche KZ-Opfer aus Buchenwald herbeischaffen, die bei Holzminden die Stollen ausbauen sollten, in die er seine Rüstungsproduktion verlegen wollte“, schreibt die Frankfurter Historikerin Ursula Krause-Schmitt.

Was hat das nun mit Peugeot zu tun?

Bereits im Herbst 1943 verfügt Porsche als maßgeblicher Entscheidungsträger in der Organisation Todt, dass im Peugeot Werk in Sochaux unter der Code-Nummer 1144 im Peugeot-Werk der Rumpf einer neuen Maschine herzustellen ist. Tatsächlich handelt es sich um Teile für V1-Raketen. Als Jean Pierre Peugeot versucht, auf Zeit zu spielen droht Porsche damit, das Werk zu schließen, was tatsächlich heißt, Personal und Maschinen in Deutschland einzusetzen.

Als es trotz dieser Drohung zu Sabotageakten durch die Resistance unter Führung von “Cäsar” kam, übernahm Prof. Ferdinand Porsche zusammen mit Anton Piech am 24.3.1944 die Führung der Peugeot-Gruppe, nachdem man vorher den gesamten französischen Vorstand unter Führung von Jean Pierre Peugeot entmachtet hatte.

Im Anschluß wurde eine Teilproduktion der neuen Focke-Wulf TA 154 nach Sochaux verlegt und die Produktion von leichten LKW des Typ DMA für die Waffen-SS forciert.

V1 wird van die Abschußstelle gerollt.
V1 wird van die Abschußstelle gerollt.

Das Porsche-Engagement bei Peugeot endete erst mit der teilweisen Zerstörung des Werkes durch Luftangriffe und den Vormarsch der alliierten Truppen Ende 1944.

Auf Betreiben des französischen Justizministers Pierre-Henri Teitgen wurde er Ende 1945 zusammen mit Anton Piech nach einer Einladung durch den französischen Industrieminister in Baden-Baden in Haft genommen.

Ihnen wurde vorgeworfen, während der Besetzung Frankreichs die Deportation französischer Arbeiter nach Fallersleben und die Verschleppung von Direktoren der Firma Peugeot in ein Konzentrationslager veranlasst zu haben.

Außerdem wurden sie für die Demontage und Verlagerung von Maschinen und Werkzeug der Firma Peugeot ins Volkswagenwerk verantwortlich gemacht. Wie Ferdinand Porsche verbrachte Anton Piëch 22 Monate in französischen Gefängnissen. Durch eine Vielzahl von (wie man heute weiß falschen) Zeugenaussagen konnte Porsche erreichen, dass ihnen keine Verantwortung für die ihnen vorgeworfenen Vergehen und Verbrechen zuerkannt wurde.

Nachdem er aus der Haft entlassen war, stellte er einen Antrag auf Zuerkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft. Dieser wurde abgelehnt, weil für vom 1933 bis 1938 ins Deutsche Reich eingebürgerte Personen eine nationalsozialistische Verstrickung unterstellt wurde und die Einbürgerung damit automatisch verboten war.

Ein im Juni 1949 eingeleitetes Entnazifizierungsverfahren wurde von der Zentralspruchkammer Nord-Württemberg am 30. August 1949 eingestellt. Daraufhin kam er aus Österreich nach Stuttgart zurück. Von der Volkswagen AG zu zahlende Patentgebühren bildeten die finanzielle Basis für das Stuttgarter Autowerk Dr. Ing. h.c. F. Porsche KG und die österreichische Porsche Holding

Im Januar 1951 starb Ferdinand Porsche in Stuttgart, sein Grab befindet sich in Zell am See.