125 Jahre Otto-Motoren in Peugeot-Fahrzeugen
Schon vor dem Start meldete Messe-Initiator Karl Ulrich Herrmann Rekorde an: Mit erstmals 120.000 Quadratmetern hatte Stuttgart flächenmäßig die gesamte europäische Konkurrenz überflügelt und 1430 Aussteller mit weit über 3000 Fahrzeugen warteten in den acht Hallen auf Interessenten. Dass 819 akkreditierte Journalisten über die Veranstaltung berichteten, freute die Organisatoren natürlich ebenso.
Am Sonntag Abend berichtete die Retro Classics von über 87.000 (zahlenden) Besuchern, auch dies ein neuer Rekord für Stuttgart.
Nach den Sonderschauen zu Delahaye 2013 und vergessenen bzw. untergegangenen französischen Automobilmarken im Jahr 2014 wurde man zumindest teilweise enttäuscht, wenn man 2015 Ähnliches erwartete. Zwar stellte das Porsche-Museum sechs Konzeptfahrzeuge und Studien für das Atrium zur Verfügung, doch muss gesagt werden, dass dieser lichtdurchflutete Raum mehr Exponate verdient gehabt hätte. Auch die anlässlich des 30. Geburtstags gezeigten BMW – M5 – Modelle wirkten etwas lieblos hingestellt. Lediglich die Designausstellung in Halle 4 mit der Präsentation des Opel CD von 1969 samt technischem Mockup ging als besonderes Schmankerl durch.
Die großen Hersteller hielten sich, vor allem wenn man mit den Messen in Paris oder Essen vergleicht, vornehm zurück. Mercedes und Porsche präsentierten sich als Lokalmatadoren natürlich mit gleißend hell beleuchteten Ständen, die anderen Fahrzeugbauer überließen das Feld aber weitgehend den Clubs, was nicht a priori schlecht sein muss, denn diese hatten einiges zu zeigen. Bei Opel etwa waren heiße Opel Ascona 400 und die Manta-Modelle der zweiten Generation zu sehen, bei Peugeot eine Retrospektive zu „125 Jahre Benzinmotoren in Peugeotfahrzeugen“..
Für manche Besucher überraschend, für viel eine logische Konsequenz des Investitionsbooms in Klassikerfahrzeuge, für alle aber mehr oder weniger uninteressant und ermüdend, war die Dominanz der Messe durch zwei Modellfamilien der ortsansässigen Hersteller, nämlich Mercedes SL (300, 190, Pagode, 107ner) und Porsche 911.
Während sich die Exemplare von millionenfach produzierten Alltagsautos der Vergangenheit wie Renault 4 CV, Citroën 2 CV, Fiat 850 oder Morris Minor an einer Hand abzählen ließen, gab es den Flügeltürer und seinen Bruder der Baureihe W 198 gleich dutzendfach (und häufiger) zu sehen. Fast wie beim Neuwagenhändler zeigten sie sich in den unterschiedlichsten Farbkombinationen und zumeist in besserem Zustand, als sie damals die Fabrik verließen.
Beim Besuch des Standes eines großen Händlers hörte ich im Vorbeigehen als Satzfetzen „ … wenn Ihnen die Farbe nicht gefällt, kann man den Wagen ja umlackieren…“ Die Exklusivität relativiert sich natürlich, wenn auf einen Fiat 850 zwanzig Mercedes-Benz 300 SL, auf einen Alfa Romeo Alfasud eine gute Hundertschaft oder mehr Porsche 911 kommen. Selten wurde einem so klar bewusst, dass heute nicht selten ist, was einst selten war und umgekehrt.
Die fast vergessenen Autos von Herrn und Frau Jedermann dagegen fristeten ein Nischendasein, wurden aber dafür umso mehr beachtet, wenn sie denn gesichtet wurden. Die Geschichten etwa, die man von den verschiedensten Messebesuchern zum auf einem Stand ausgestellten Renault 4 CV zu hören kriegte, hätten für ein halbes Buch gereicht. Von selbst montierten Fußbodenheizungen, getunten Rennfahrzeugen und diversen Pannen war genauso die Rede, wie von neun Personen im 3,6 Meter langen Wagen und langen Urlaubsreisen nach Rom oder Spanien. Die glücklichen Augen der Betrachter zeigten, dass diese Autos genauso – oder noch viel mehr – einen Platz auf Oldtimermessen verdienen wie die hochgejubelten Edelklassiker.
Eigentlich ist die Retro Classics ja eine Oldtimermesse, aber der Anteil an neueren Fahrzeugen scheint jährlich zu steigen und das Käuferinteresse gibt dem Veranstalter wohl recht. Zwar standen auf manchen Autos “Bitte nicht berühren”-Tafeln oder ähnliche Bitten, davon ließen sich die Messebesucher aber nur marginal einschränken. Da wurde gefühlt, getätschelt und geklopft, dass es manchem Fahrzeugbesitzer dann doch etwas zu viel wurde.
120.000 Quadratmeter haben es in sich, wenn sie auf acht Hallen verteilt sind. Wer wirklich nichts verpassen wollte, war gut beraten, mindestens zwei Tage aufzuwenden. Fast jeder Besucher wusste von Spezialitäten und Besonderheiten zu erzählen, die anderen entgangen waren. Ob es ein Lancia Trevi mit zwei Motoren (!) war, ein seltenes Opel Rekord Coupé mit Sechszylindermotor oder ein Fiat 850 Coupé von Vignale, Exklusives und Einmaliges gab es in jeder Halle und auf vielen Ständen zu entdecken.
Für uns war die Messe wiederum Auftakt ins neue Oldtimerjahr. Wie in den letzten Jahren schon gewohnt, war das Wetter recht schön, so dass unsere Ausstellungsstücke ohne Salzkontaminationen angeliefert werden konnten.
Auf der uns zur Verfügung stehenden, aus mehreren Teilstücken bestehenden Fläche von rund 200 m² konnten wir wie im Vorjahr 7 Fahrzeuge ausstellen.
Unter dem Motto „125 Jahre Ottomotoren in Peugeotfahrzeugen – 1890 – 2015“ zeigten wir eine 123 Jahre umfassende Retrospektive.
- Typ 16 (1897) aus dem Besitz des Technikmuseums Sinsheim
- Typ 301 (1935)
- Typ 302 (1938)
- Typ 203 C (1954) aus meiner eigenen Sammlung
- Typ 403 (1960)
- Typ 205 16 V (1984) – ein Homologationsmodell für die Rallye-WM
- RCZ-R (Baujahr 2015), den das Autohaus Bebion aus Magstadt stellte.
Da der 504 CC-Club sich dieses Jahr auf den Auftritt bei der TechnoClassica in Essen konzentrierte, war unser Auftritt die einzige Peugeot-Präsentation auf der Messe. Umso erfreulicher war, dass wir mit dem 118 Jahre alten Typ 16 das älteste Auto auf der gesamten Messe stellten. Der nächst jüngere Wagen, der auf dem Stand des ASC zu finden war, stammte aus dem Jahr 1900.
Ganz herzlich möchte ich wiederum den beim Auf- und Abbau am 25./26. bzw. 30.3. tätigen Registermitgliedern für die geleistete Arbeit danken. Das Team hat so gut zusammengearbeitet, dass ich mir das für das nächste Jahr wieder so wünsche. Für die technische Beratung stand in bewährter Weise Erich Reck zur Verfügung und war ständig im Gespräch mit Interessenten.
Unsere Präsentation war (wie eigentlich immer) ein großer Erfolg. Wie in den Vorjahren waren geschätzt etwa 100 unserer Mitglieder aus allen Ecken des Landes dem Ruf gefolgt, uns während der Messe zu besuchen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich darüber hinaus die vielen Mitglieder aus Österreich und der Schweiz, die die Gelegenheit wahrnahmen, uns – und sich untereinander – einmal persönlich kennenzulernen.