Peugeot Typ 153 – einziger Peugeottyp, der den “Großen Krieg” überdauerte

Der Peugeot Typ 153 ist ein Wagen der gehobenen Mittelklasse, der von 1914 bis 1925 – mit einer 2-jährigen Unterbrechung während des Ersten Weltkrieges – vorwiegend im Werk Audincourt produziert wurde.

Peugeot Typ 153

Der Typ 153 war eines der ersten Peugeot-Autos, das aus der von Ernest Mattern, einem der engsten Mitarbeiter von Robert Peugeot, durchgeführten Produktionsoptimierung hervorging. Dieses Programm basierte auf den Methoden des Taylorismus, die in den Vereinigten Staaten bereits von Henry Ford, dessen Ford T ein enormer kommerzieller Erfolg war, erfolgreich getestet worden waren.

Der Peugeot 153 erbte vom Typ 138 den 4-Zylinder-Motor mit 2.614 cm³ (Bohrung/Hub: 80 x 130 mm), der seinerseits aus der Wiederbelebung des 2-Liter-HE-Motors hervorging, mit dem bereits die Peugeot-Typen 127 und 143 ausgestattet waren. Während beim Typ 138 dieser Motor mit HA (bzw. HHA in der Sportversion) gekennzeichnet war, wurde er beim Typ 153 mit den Initialen LA benannt.

Dieser Motor machte eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h möglich. Das Fahrgestell war Zeit- und Peugeot-typisch und hatte einen Radstand von geringfügig über 3.000 mm.

Typ 153 mit der frühen Torpedo-Karosserie
Typ 153 mit der frühen Torpedo-Karosserie

Der bei der ursprünglichen Version einzig verfügbare Aufbau war eine Torpedo-Karosserie; einige Fahrgestelle gingen aber als rollende Chassis an Karosseriebaubetriebe und wurden nach dem Geschmack der Besitzer eingekleidet. Siehe dazu auch unsere Artikel “Typ 153 Sporttourer” bzw. “153 B – ein Exot aus Frankreich”.

Peugeot Typ 153 mit einer Sonderkarosserie
Hier ein weiterer Typ 153 mit einer Sonderkarosserie

Entwicklung

Die ersten Bestellungen für des Typ 153 waren bereits Ende 1913 möglich; daher geben einige Quellen das Jahr 1913 als das Erscheinungsjahr des Peugeot 153 an. Der tatsächliche Beginn der Produktion des Autos lag jedoch im April 1914.

Nur wenige Monate nach der Vorstellung der neuen Baureihe brach der Erste Weltkrieg aus. Auf Ersuchen der französischen Regierung begann Peugeot mit der Produktion einer militärischen Version, genannt 153 A, die auf einem den harten Bedingungen an der Front angepassten Fahrgestell und einem anderen Karosserietyp basierte, der als “Kolonialtorpedo” bekannt wurde.

Von 1914 bis 1916 werden 800 Exemplare gebaut, davon 153 in der Grundversion und 556 Exemplare des Typs 153 A.

Ein bedeutender Teil der Produktion des Typs 153 für Kriegszwecke bestand aus gepanzerten Versionen des Typ 153 AM, die im neu erworbenen Werk in Mandeure produziert und unter der Bezeichnung Autoblind als Aufklärungsfahrzeuge eingesetzt wurde.

Peugeot Typ 153 AM "Autoblind" - gepanzerter Spähwagen des ersten Weltkriegs
Peugeot Typ 153 AM “Autoblind” – gepanzerter Spähwagen des ersten Weltkriegs

Nach einer zweijährigen Unterbrechung wurde die Produktion des Typ 153 ab 1918 wieder aufgenommen. Seine historische Besonderheit besteht darin, dass er als einziges Peugeot-Modell den “Großen Krieg” unbeschadet überstand.

Der Peugeot-Konzern hatte ehrgeizige Pläne, zog es aber angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der unmittelbaren Nachkriegszeit vor, vorsichtig und in kleinem Maßstab zu handeln. Das bedingte eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Modells 153, das vor dem Ausbruch des Konflikts entstanden war.

Im Jahr 1920 wurde ein „Facelift“ vorgenommen und eine neue Serie mit der Bezeichnung 153 B auf dem Markt eingeführt. Die Palette der verfügbaren Karosserien wurde über bereits bekannten Torpedo auf Limousinen- und Coupe-Versionen erweitert. Der Typ 153 B wurde bis 1922 in 1.325 Einheiten produziert.

Peugeot Typ 153 B
Peugeot Typ 153 B

Diese neue Baureihe war mit ~ 2.850 mm Radstand etwas kürzer als die vorherige Serie und wurde mit einem 4-Zylinder-Motor mit 2.746 cm³ ausgestattet, der die 2.614 cm³ der Vorgängerserie ersetzte. Dieser neue Motor erielt die Bezeichnung LA2; der Zylinderdurchmesser von 80 auf 82 mm vergrößert wurde. Er lieferte eine maximale Leistung von 32 PS bei 1600 U/min und beschleunigte den Wagen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h.

Peugeot Typ 153 B
und ein weiterer 153 B

1921 wurde neben dem 153 B eine sportliche Version eingeführt, die den Namen Typ 153 BRS trug und mit einem neuen Motor mit der Bezeichnung LA4S ausgestattet war, der sich durch einen auf 2.951 cm³ vergrößerten Hubraum auszeichnet. Er war das Ergebnis einer Neuentwicklung des 2,7-Liter-Aggregats, dessen Zylinder auf 85 mm Bohrung vergrößert wurden. Dieser Motor war in der Lage, 35 PS bei 1.600 Umdrehungen pro Minute zu liefern und den Wagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80-85 km/h anzutreiben. Die BRS-Version wurde nur mit Torpedokarosserie oder Sportwagen mit offener Karosserie ohne Schutz angeboten.

Zwischen Ende 1921 und der ersten Hälfte des Jahres 1922 ersetzten weitere Aktualisierungen den Typ 153 B, wobei jeweils der 4-Zylinder mit 2.951 cm³ aus dem 153 BRS zum Einsatz kam:

Zunächst wurde der Typ 153 BR eingeführt, dessen Fahrgestell einen Radstand von 3.090 mm hatte und auf dem ein Auto mit bis zu 4,65 m Länge angeboten wurde.

Eine weitere Version mit noch längerem Radstand von 3.190 mm wurde als Typ 153 BRA bezeichnet.

Typ 153 BRA im Musee Peugeot
Typ 153 BRA im Musee Peugeot

Ergänzend ist festzuhalten, dass es in den Jahren 1922/23 noch einige Exemplare mit der Bezeichnung 153 C bzw. 153 CA gab, die anstelle des peugeottypischen Buntmetall-Schneckengetriebes mit einer Kegelradgetriebe ausgestattet waren.

Außerdem gab es auf Basis des Peugeot 153 diverse Nutzfahrzeuge, hier exemplarisch 2 Feuerwehraufbauten:

Feuerwehr "Echelle" aus dem Jahr 1915, die in Lille eingesetzt wurde
Feuerwehr “Echelle” aus dem Jahr 1915, die in Lille eingesetzt wurde
und ein Feuerwehraufbau auf BRA-Basis, gebaut 1923
und ein Feuerwehraufbau auf BRA-Basis, gebaut 1923