Ich erfuhr über Michael Kreuz von den Golden Oldies bei Gießen und der Einladung des dortigen Peugeot Händlers. Ich hatte Lust für einen Ausflug, vor allem, weil sich dort einmal Peugeot Leute treffen sollten, war mir aber am Anfang nicht sicher, ob ich da richtig bin, schließlich ging es um die 50er und 60er Jahre. Mir wurde versichert, dass ich mit meiner 81 Jahre alten Madame herzlich willkommen bin. Also wurde Madame auf den Hänger gepackt und standesgemäß vom Moppel vulgo T3, der auch schon H-Kennzeichen hat, dorthin geschleppt. Da mein Peugeot 402 zwar nur 61.000 km, aber noch das originale Herz ohne Herzklappenaustausch oder sonstiges eingebaut hat, wollte ich ihm die 500 km nicht zumuten.
Die Fahrt verlief trotz der 1500 kg Anhängelast erstaunlich gut. Ich hatte dem T3 extra leistungsfähigeres Öl (10W60) spendiert. Nur im Spessart musste er sich doch recht anstrengen, die Temperatur stieg aber dank Ölkühler nur mäßig und der Öldruck sank nur etwas ab. Dort angekommen mischte ich mich bereits Freitagabend mit Madame mutig unter die zahlreichen V6 und V8 Amischlitten, die natürlich zum Petticoat besser passen. Aber dennoch erregte Madame deutliche Aufmerksamkeit, viele Leute hatten noch nie von einem 402 gehört oder gar einen gesehen. Madame machte leider auch mit leichter Inkontinenz und trockenem Rußfleck an der Wand hinter dem Auspuff auf sich aufmerksam, aber die Leute nahmen es gelassen.
Die Stimmung war bis zum Ende am Sonntag sehr gelöst und fröhlich, man merkt als Franke aus Bamberg doch den Unterschied in der Mentalität. 55 Bands spielten abwechselnd auf, überwiegend Rock n`Roll und die Leute tanzten mit passendem Outfit begeistert auf der Straße dazu. Ich muss gestehen, die Mischung von Musik und Oldtimer, beides auch für mich wichtige Teile meines Lebens, hat schon etwas für sich.
Ich selbst kam allerdings nur wenig zum Musik genießen, da viele Menschen Näheres zum 402 wissen wollten. Vor allem bei der weiblichen Gattung fand der 402 großen Anklang, auch wenn er keinen V8 eingebaut hatte.
Die Betreuung beim Peugeot Händler Hain am Ring war sehr entspannt und angenehm, vor allem für die Versorgung mit diversen Flüssigkeiten (nicht für Madame, sondern für den Fahrer) hatte die nette Standbesatzung bei der schwülen Hitze ein großes Lob verdient. Es ergaben sich auch interessante Gespräche mit den anderen Standteilnehmern, da die Serie 2 von 201 bis 208 (leider ohne 202) und die Reihe 4 von 402 an ausgestellt war. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal die Modellreihen komplett zu zeigen.
Am Sonntag mussten diverse Teilnehmer, darunter auch ich noch ein besonderes Formular für eine durchwandernde Jury ausfüllen. Plötzlich wurde ich zum zentralen Platz durch die Menge gewunken und oh Wunder, ich, pardon Madame, wurde mit dem ersten Platz von 1000 Oldtimern ausgezeichnet. Ich konnte es kaum glauben, waren doch so viele Oldtimer hier versammelt, die mit viel Herzblut restauriert und herausgeputzt worden sind.
Aber alte Patina und das Odeur von 81 Jahren hat wohl auch seine Faszination. So fand ein abwechslungsreiches, interessantes Wochenende ein sehr überraschendes und erfreuliches Ende.
Michael Trykowski
Abschließend noch ein Auszug aus dem Artikel der örtlichen Tageszeitung zu den ausgestellten Peugeots.
KROFDORF-GLEIBERG – “Gehört Ihnen das Auto?” Diese Frage bekommt Michael Trykowski sehr oft gestellt. Seine Antwort immer gleich: “Nein, ich gehöre dem Auto.” Der schwarze Peugeot 402 N4T Grand Tourisme mit Stahlschiebedach und Heizung ist zweifelsohne einer der Hingucker auf den Golden Oldies. Bestechend schön die überaus elegante Stromlinienform – das erste aerodynamische Design des französischen Autobauers. “Madame” von Trykowski, so nennt der 68-Jährige liebevoll seine Oldtimer-Lady, hat schon einige Jahre auf den Buckel. Baujahr 1938, wobei man ihr die 81 Jahre nicht ansieht. Trotzdem sie weitgehend original und unrestauriert ist. Lediglich um 1990 bekam sie einen neuen Lack verpasst. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs versteckte der damalige Besitzer das Auto, um der Beschlagnahme durch die deutschen Besatzungstruppen zu entgehen. Erst 1990 rollte “Madame” wieder über das Straßenpflaster, kam über die Schweiz nach Deutschland, wo sie erneut stillstand. Bis Trykowski sie vor zwei Jahren zu sich holte. Tank, Benzinpumpe und Vergaser wurden überprüft, Schlüssel rein, fünf Umdrehungen und schon schnurrte der Motor. 2000 Kilometer hat “Madame” mit ihrem neuen Besitzer zurückgelegt. Und wie fährt sie sich? “Authentisch und nah an der Technik. Auch wenn es immer wieder ein Abenteuer ist. Man weiß nie, wann was kaputt geht.”
Nur wenige Meter entfernt steht der Peugeot 205 CTI Cabrio von Melanie Hippler. Zugegeben – kein klassischer Oldtimer. Dennoch: Der kleine Franzose trug maßgeblich dazu bei, dass die Marke des französischen Autobauers überlebte. Der Flitzer entpuppte sich nämlich Anfang der 80er zu einem absoluten Kassenschlager und führte das Unternehmen aus der Krise. Lange hat die 41-Jährige, die durch und durch Oldtimer-Fan ist, mit einem älteren Auto geliebäugelt. Am Ende fiel die Wahl auf den 205er. Klein, kompakt, Cabrio und günstig im Unterhalt. Ein Festival-Besucher bleibt vor Hipplers Franzosen stehen: “Der darf doch hier noch nicht teilnehmen.” “Aber klar doch. Der hat auch einen geschichtlichen Hintergrund”, lautet die prompte Antwort der Besitzerin.