Peugeot 202 “Jean Thomas”

Immer wieder taucht in sozialen Medien wie Facebook das folgende Foto eines “Hybrid-Peugeot” auf, zu dem fast niemand etwas zu sagen weiss:

Jahrelang war mir nur das Bild des Fahrzeugs mit geöffneter Tür bekannt. Jetzt tauchte überraschend das zweite Foto auf, das die Proportionen ganz anders darstellt. Da nur diese beiden Bilder kursieren, dürfte es sich um ein Einzelstück handeln

Die Spekulationen im Web gingen von einem Peugeot 302/402 aus, der von einem nicht zu identifizierenden Karosseriebauer im „Figoni-Falaschi-Stil“ der 1930er/1940er Jahre eingekleidet wurde. Die geteilte Windschutzscheibe sowie die Radabdeckung hinten lassen auf eine 302- oder 402-Basis schließen – Fahrerkabine und Heck haben noch am ehesten Ähnlichkeit mit einem Eclipse-Zweisitzer E 4 von Portout aus der Vorkriegs-Zeit. Allerdings weist der auf der Haube sitzende Löwe wohl zum 202 und die hinten angeschlagene Motorhaube selbst sowie die vorderen Kotflügel stammen vermutlich vom 203.

Die Bildunterschrift “transformee” läßt darauf schliessen, dass es sich ähnlich wie beim Eclipse um ein Coupe/Cabrio oder zumindest um eine Cabriolimousine handelt. Jedenfalls scheint der Wagen ein recht großes Schiebedach zu haben. Der gut zu erkennende „Stutzen“ hinter der Seitenscheibe dürfte wohl – über eine Kurbel bewegt – zum Öffnen des Dachs gedient haben.


Interessant ist auch der Löwe auf der hinteren Radabdeckung. Wie auf dem Bild mit der offenen Tür recht gut zu erkennen ist, handelt es sich nicht einfach um ein auf dem kopfstehend montiertes „Serien-Emblem“; das Zeichen wurde wohl extra für dieses Fahrzeug geschaffen..

Ein Facebook-Mitglied konnte das Rätsel dann lösen. Die folgenden Informationen stammen aus der Antwort von Gérard Legrand, einem Neffen des Karosseriebauers, nachdem im Mai 1996 in der Zeitschrift La Vie de Auto, Ausgabe 749 ein Foto des Wagens veröffentlicht wurde.

“Es handelt sich um ein Einzelstück eines 202 Cabrio-Coupe, das für einen Monsieur Cancoët aus dem bretonischen St. Brieuc gefertigt wurde.

Das Auto stammt aus der Werkstatt des Karosseriebauers Jean Thomas, dessen Firma sich in der Rue du Gouédic 81 in Saint Brieuc befand. Jean Thomas gewann mit diesem Fahrzeug eine Goldmedaille bei der bretonischen Handwerksaustellung des Jahres 1948.

Die extravagante grüne Lederausstattung des Wagens wurde vom Sattlerbetrieb M. Knaller in der Rue du Légué in St. Brieuc hergestellt.”