Der Peugeot 601 CE 2 “Eclipse” mit der FIN 712 572 ist der letzte seiner Art
Mit dem 601 stieg Peugeot nach fast 5 Jahren Abstinenz in diesem Segment im Jahr 1934 wieder in die Oberklasse ein.
Der Newcomer verfügt über einen 6-Zylinder-Motor mit 2148 ccm Hubraum, der für die schwere Limousine gerade ausreichende 60 PS leistet und sich vor allem durch seine Laufruhe und Weichheit auszeichnet. Auch wenn der Wagen nur bis 110 km/h schnell ist, kann er beim Komfort mit den besten Autos der Zeit konkurrieren. Das auch, weil er – wie seit dem 201 ab 1932 alle Peugeots – mit einer unabhängigen Vorderradaufhängung ausgestattet ist. Der nur 1.981 Mal gebaute 601 ist ab Werk in 15 Karosserievarianten erhältlich, die wichtigsten sind Limousine, Coupé und Cabriolet. Viele Kunden lassen sich jedoch „rollende Chassis“ liefern und vom Karosseriebauer ihrer Wahl einkleiden.
Seit Ende der 1920er Jahre hat ein talentierter Karosseriebauer, Marcel Pourtout, als technischen Zeichner und Konstrukteur einen Mann mit außergewöhnlichem Talent eingestellt: Georges Paulin.
Der Mann ist ein Autoliebhaber, der seinen ursprünglichen Beruf als Zahntechniker aufgegeben hat und außergewöhnliche Fahrzeuge entwirft. Sein immenses Talent stellt er unter anderem mit einem Delage D8-120 Aerosport – das Privatfahrzeug von Louis Delage -, dem Embicos-Bentley oder mit dem 402 Darl’Mat unter Beweis.
1931 meldet Paulin ein Patent für ein einziehbares Dach namens Eclipse an. Er stellt Verbindungen zu Hotchkiss her, um sein Patent umzusetzen, aber das Projekt wird mangels einer Einigung abgebrochen. Dann wendet er sich an Marcel Pourtout, der die Genialität des Systems sofort erkennt. Dieser wendet sich dann an Emile Darl’Mat, der ihm ein 301-Fahrgestell anvertraut, auf das das Duo Pourtout/Paulin den ersten Eclipse aufbaut, der auf dem Pariser Autosalon 1933 auf dem Messestand der Firma einen Ehrenplatz einnahm und Peugeot neugierig machte.
Ohne auf den offiziellen Segen von Peugeot zu warten, bringt das Trio Pourtout/Paulin/Darl’Mat weitere Eclipse-Versionen auf Basis der Peugeot 401 und 601 auf den Markt. Die beiden Wagen unterscheiden sich äußerlich fast nur durch die Länge der Haube, die die 6 Zylinder des 601 aufnimmt.
Im Peugeot-Katalog von 1934 ist erstmals ein Eclipse – auf 401-Basis – offiziell aufgenommen. Allerdings liegt der Kaufpreis mehr als 50% höher als der des Cabriolets und es werden nur achtzig 401-Eclipse verkauft.
Vom 601 sind es nochmals deutlich weniger: 20 Exemplare entstehen.
Außergewöhnlich ist der 601 – Eclipse des Regisseurs Marcel Pagnol, der im Film “Le Schpountz” zu Berühmtheit gelangt. Dieser Wagen basiert auf einem 601 DL von 1935 und hat schon eine Pontonkarosserie, auch wenn sie noch nicht selbsttragend ausgelegt ist.
Ab 1936 waren Pourtout und Paulin für die Ausrüstung des 402 mit dem Eclipse-System verantwortlich. Allerdings erwiesen sich die für den Betrieb verwendeten Elektromotor aufgrund der damals geringen Kapazität der Batterien auf Dauer als ungeeignet. Es wurden noch achtzig 2-Sitzer (Eclipse E4) hergestellt, dann wurde auf ein manuelles System umgestellt (Eclipse E4Y ff). Von diesen manuellen Eclipse wurden ziemlich genau 500 Exemplare gefertigt.
1940, nach der Besetzung des Peugeot-Werkes durch die Wehrmacht, wurde die Produktion der 402 Eclipse eingestellt. Georges Paulin schloss sich der Résistance an und wurde 1942 von der Gestapo hingerichtet (siehe hier).
Seine Erfindung wurde in ähnlicher Form u.a. 1957 vom Ford Fairlane 500 Skywalker und 1997 vom Mercedes SLK aufgegriffen. Peugeot folgte dann 1998, als man den ersten 206 CC auf den Markt brachte.
Der hier gezeigte 601 Eclipse (Typ CE 2) ist der letzte bekannte Wagen der Baureihe mit „Normal-Karosserie“. Außer diesem hat wohl nur der „Pagnol-Eclipse“ mit Ponton-Karosserie (FIN 727005) überlebt, der nach unserer Information z.Zt. zerlegt und unvollständig in Südfrankreich auf seine Wiederbelebung wartet.
Der Wagen stand lange Jahre im Automobilmuseum in Muriaux in der Schweiz. Als dieses geschlossen wurde, ging er in den Besitz der L’Aventure Peugeot über und kann heute im Musee Peugeot in F-Sochaux bewundert werden.