Peugeot Serienbezeichungen 1929 bis heute – x01 – x08

Bekanntermaßen ist die Fa. Peugeot der zweitälteste heute noch existierende Automobilhersteller: Im Jahr 1889 wurde der erste motorgetriebene Peugeot (noch mit einer Dampfmaschine von Serpolet) gebaut.

Von 1890 – 1894 verwendete man Daimler-Einzylinder-Benzinmotoren, ab 1895 wurden nach Streitigkeiten mit Daimler wegen der Vertriebsgebiete eigene 2-Zylindermotoren in die Peugeotfahrzeuge eingebaut.

In den ersten 40 Jahren sind die Typenbezeichnungen der PKW bei Peugeot ziemlich chaotisch, da man die Fahrzeuge einfach numerisch fortlaufend nach der internen Projektnummer bezeichnet hat. Die Folge war, dass z. B. in den frühen 1920er Jahren die “Quadrilette” (5 CV) die Bezeichnung Typ 161 bekam. Die direkten Nachfolger mit kleinvolumigen Motoren zwischen 700 und 900 Ccm erhielten ab 1923 die Namen Typ 172 bzw. ab 1928 Typ 190.

Gleichzeitig gab es Luxusgefährte mit 6-Zylinder Schiebermotoren und knapp 6.000 ccm Hubraum, die die Bezeichnungen Typ 176/183/184 führten.

Als im Jahr 1929 ein kleiner Vierzylinder – das Projekt 201 in der Firmengeschichte – auf den Markt kommen sollte, hatte der Firmenchef Robert Peugeot einen Geistesblitz, den man heute als geniale Marketingidee bezeichnen würde:

Er erkannte die dreistellige nummerischen Nomenklatur mit der 0 in der Mitte als hilfreiches Instrument zur klaren Strukturierung der produzierten Modelle.
Künftig sollte jeder Kunde die Modelle auf Anhieb der Fahrzeugklasse und Modellgeneration zuordnen können.

Die markante Null, von zwei Ziffern eingerahmt, wurde für die folgenden 85 Jahre das Markenzeichen für die Peugeot-Standardmodelle. Für eingefleischte Peugeotfans ist der Schlüssel dieser Codierung kein Geheimnis, sondern eine Offenbarung:

Die erste Ziffer steht für das Fahrzeugsegment, dem das Modell zugeordnet ist – also die 1 für Kleinwagen, die 2 für die Kompakt-, die 3 für die Mittelklasse. Die 4, 5 und 6 bleiben der oberen Mittel- bzw. der Oberklasse vorbehalten. Die trennende “0” als zweite Ziffer ist bei allen Typen gleich, die dritte Ziffer bezeichnet die jeweilige Fahrzeuggeneration.

Im Detail sah das dann wie folgt aus:

Serie 01 – 1929 – 1938 bestehend aus

  • 201 (1.100 ccm/ ~ 23 – 30 PS)
  • 301 (1.500 ccm/ ~ 34 – 37 PS)
  • 401 (1.800 ccm/ ~ 44 PS)
  • 601 (2.150 ccm/ ~ 60 PS/6 Zylinder)

Serie 02 – 1935 – 1949 bestehend aus

  • 202 (1.100 ccm/ ~ 30 PS)
  • 302 (1.800 ccm/ ~ 43 PS)
  • 402 (2.000 ccm/ ~ 58 PS)
  • 402 B (2.200 ccm/ ~ 60 PS

Ein geplanter Achtzylinder unter der Bezeichnung 802 kam wegen des Kriegsbeginns nicht mehr auf den Markt.

Bei den Vorkriegsbaureihen 01 und 02 gibt es eine Vielzahl von Karosserievarianten, vom 2-sitzigen Cabriolet über die CoupeCabrios „Eclipse“, 2- und 4-türige Berlines/Limousinen bis hin zu Kleinlastwagen.

Leichte Nutzfahrzeuge, die bei Peugeot nicht unter das PKW-Segment fielen, wurden bis in die 1950er Jahre hinein mit Buchstabenkombinationen bezeichnet, auch wenn sie auf den PKW basierten.

So lauten die Bezeichnungen für Leicht-LKW auf Basis der Serie 01 SK…, MK…. sowie U4…, für Fahrzeuge auf Basis der Serie 02 M4…, M5…, MN…, DK… und ähnlich.

Die Flachschnautzer-3,5 Tonner mit 402-Motor hatten die Bezeichnung DMA, QBA und Q5…, die späteren mit Motoren aus dem 203/403 trugen die Namen D3A bzw. D4A.

Serie 03 – 1948 – 1965 bestehend aus

  • 203 (1.300 ccm/ ~ 43 PS)
  • 403 (1.500 ccm/ ~ 58 PS)

Serie 04 – 1960 – 1985 bestehend aus

  • 104 )
  • 204 ) aufgrund einer Vielzahl von
  • 304 ) Motorvarianten ist ab der
  • 404 ) Serie 04 eine pauschale
  • 504 ) Leistungsangabe nicht mehr
  • 604 ) möglich

Serie 05 – 1977 – 1998 bestehend aus

  • 205 )
  • 305 )
  • 405 )
  • 505 )
  • 605 )

Serie 06 – 1990 – 2006 bestehend aus

  • 106 )
  • 206 )
  • 306 )
  • 406 )
  • 806 )

Serie 07 – 2000 – 2011 bestehend aus

  • 107 )
  • 207 )
  • 307 )
  • 407 )
  • 607 )
  • 807 )

Serie 08 – 2012 – aktuell bestehend aus

  • 208 )
  • 308 )
  • 508 )

Ein Sonderfall ist der Peugeot 309, der von 1985 – 1993 angeboten wurde. Das Konzept wurde fast fertig bei der Übernahme von Simca-Talbot “geerbt”. Obwohl der Wagen nicht ins Peugeotkonzept passte, konnte man ihn nicht einfach sterben lassen. Er erhielt die Bezeichnung 309, da diese Peugeot-Serie damals noch in weiter Zukunft lag und man einfach auf sich zukommen lies, wie sich die Namensgebung entwickeln würde.

Einen weiteren Sonderfall gibt es mit dem 301 “neu”, der seit 2012 auf Basis des 208 für Schwellenländer als Stufenhecklimousine gefertigt wird. Das Modell soll nicht in Westeuropa angeboten werden. Hier würde erstmals eine Ziffer zum zweiten Mal vergeben.

Die Ziffernfolge 101 bis 909 wurde von Robert Peugeot bereits im Jahr 1928 zum Warenschutz angemeldet. Dieser Schutz wurde vom Konzern immer wieder verlängert, was die Fa. Porsche im Jahr 1963 bei Einführung des Typs 901 zu spüren bekam: Der 6-Zylinder musste nachträglich in 911 umgetauft werden und wurde unter diesem Namen legendär.

Andere Hersteller waren in Ländern ansässig, für die der französische bzw. nach dem Krieg westeuropäische Warenschutz nicht galt. So konnten der Trabant mit den Bezeichnungen 501 und 601 aus der DDR und der englische Bristol mit den Bezeichnungen 401 – 409 sowie 603 ihre Namen behalten.

Aufgrund der Modellvielfalt der letzten Jahre und der immer kürzer werdenden Modellzyklen stand nach 85 Jahren das Aus für die “X0X”-Modellbezeichnung vor der Tür.

Seit 2004 verwendet Peugeot für Microcars und SUV schon 4-stellige Bezeichnungen (1007, 4007, 2008, 3008, 5008) und für Sportwagen bzw. außergewöhnliche Sondermodelle sind seit 2010 Buchstabenkombinationen (z.B. RCZ oder RXH) in Gebrauch.

Diese Inflation bei der Modellvielfalt hat Peugeot im Jahr 2014 zu einer weitreichenden Entscheidung veranlasst, die im Prinzip der historischen von Robert Peugeot entspricht:

Um den Kunden weiterhin eine klare Modellstruktur zu bieten, wurde die Endziffer der numerischen Bezeichnung mit der Generation “08” festgeschrieben, die alle neuen Modellgenerationen bezeichnen wird.