Im Jahr 2015 bekam das bereits im Jahr 1967 von M. Gaston Giron gegründete private Musée de l’Automobile de Vendee einen neuen Bewohner:
Einen einzigartigen Peugeot Typ 176 Cabriolet aus dem Jahr 1926 mit einer Karosserie von ETS Charles Felber.
Fünfzehn Monate Arbeit und 90.000 € waren notwendig, um den Typ 176 SS (Sans Soupape) seinen früheren Glanz zurückzugeben. Er bekam einen neuen, historisch passenden Schiebermotor; die sonstige Technik, die Karosserie sowie das Interieur wurden vollständig restauriert.
Im einzelnen wurden folgende Arbeiten durchgeführt:
- Reinigung und Schutz der Holzkonstruktion
- Instandsetzung der Karosserie
- Restaurierung des Haubensystems und die Schaffung einer neuen Motorhaube
- Wiederherstellung der Polsterung
- Restaurierung der Holzinnenverkleidung und des Armaturenbretts
- Lackierarbeiten
- Vernickeln von Teilen
- vollständige Sanierung der Elektrik
Die mechanischen Arbeiten wurden im Museum selbst vorgenommen; die Karosseriearbeiten, die Polsterung und die Lackierung wurden von einer spezialisierten Werkstatt in Angers ausgeführt.
Valentin Giron hatte den Wagen bereits 1974 in einem mittelmäßigen Erhaltungszustand erworben. Der Motor war nicht original, mehr oder weniger verbastelt und funktioniert auch nicht. Monsieur Giron musste mehr als zwanzig Jahre lang suchen, bis er in Belfort einen originalen Motor, der dem ursprünglich verbauten entspricht, bekommen konnte.
Für diese herausragende Restaurierung erhielt der Besitzer des Museums, Valentin Giron, den mit 20.000 € dotierten Grand Prix National der Fondation du Patrimoine (Stiftung zur Förderung französischen Kulturerbes), der bei der Ausstellung Rétromobile 2015 in Paris zur Förderung seiner Restaurierung verliehen wurde. Die Voraussetzung zum Erhalt des Preises ist eine perfekte Restaurierung, die den historischen Wert eines Fahrzeugs berücksichtigt. Des Weiteren muss sichergestellt sein, dass er langfristig der Öffentlichkeit – z. B. in einem Museum – zugänglich ist.
Der Peugeot Typ 176 ist ein Auto der Luxusklasse, was nachvollziehbar macht, dass sein erster Besitzer es als nacktes Fahrgestell erwarb, um in einer Karosseriewerkstatt – in diesem Fall den Etablissements Felber in Paris – eingekleidet zu werden.
Der Wagen hat einen ventillosen 4-Zylinder-Schiebermotor mit rund 2,5 Liter Hubraum der bei 3000 U/min etwa 55 PS entwickelt. Steuerlich ist der Typ 176 als 18 CV eingestuft; der Motor ist eine kleine Version des im Typ 174 mit verbauten 3,8-Liter Schiebers, der als 23 CV eingestuft war und etwa 75 – 85 PS leistete. Der Typ 176 ist mit einem 4-Gang-Getriebe ausgerüstet und kann bis zu 110 km/h erreichen.
Der Schieber-Motor ist flexibel, angenehm und leise, aber teuer in der Herstellung und hat auch einen relativ hohen Verbrauch.
Vom Typ 176 wurden im Werk Issy-les-Moulineaux 1.512 Exemplare hergestellt; der Wagen war von 1923 bis 1927 im Katalog enthalten, vermutlich endete die Produktion aber bereits 1926 und später verkaufte Exemplare standen noch im Lager.
Die Karosserie des hier gezeigten Wagens stammt von der Firma Felber. Diese wurde bereits 1835 von Charles Felber gegründet und hatte ihren Sitz in Paris. Anfangs wurden Pferdekutschen hergestellt, ab 1898 baute man auch Automobil-Karosserien als Einzelstücke nach den Wünschen der Auftraggeber. U.a. lieferte die Fa. Felber auch Automobile an den russischen Hof.
Nach dem 1. Krieg wurde der Firmensitz nach Puteaux verlegt, wo bis zu 300 Arbeiter beschäftigt wurden. In der Folge der Weltwirtschaftskrise verschwand Felber Anfang der 30er Jahre vom Markt.
Das Musée de l’Automobile de Vendee unter der Leitung der Familie Giron präsentiert auf 3.300 m² mehr als 160 Fahrzeuge, Fahrräder, Motorräder und Pferdekutschen sowie eine außergewöhnliche Sammlung antiker Plakate, Reklametafeln und diversem Zubehör.
Die Geschichte des Automobils wird anhand von 45 Marken zurückverfolgt, beginnend mit einem dampfbetriebenen De Dion Bouton aus dem Jahr 1885.