In den 1930er Jahren experimentierte Peugeot mit V8-Motoren.
Bereits 1933 begann die Entwicklung eines 8-Zylinder-Motors zum Einbau in den Oberklasse-Typ 601, der angesichts der Konkurrenz in diesem Segment mit dem vorhandenen 6-Zylinder-Reihenmotor sicherlich zu wenig Leistung bieten konnte. Logischerweise sollte der Wagen mit diesem Motor als “Typ 801” bezeichnet werden. Dieser erste 8-Zylinder-Motor war noch seitengesteuert und kam über das Planungsstadium nicht hinaus.
Mit dem Start des 402 im Oktober 1935 wurde die Produktion des 401 und des 601 eingestellt und das Projekt nicht weitergeführt.
Als in den frühen 1930ern Nachfolger des 401/601 der Typ 402 geplant wurde, wurde zeitgleich mit der Entwicklung des neuen 402 Motors das Projekt eines kopfgesteuerten V8-Motors (auf Basis von 2 zusammengesetzten 402-4-Zylindermotoren) wieder aufgenommen. Dieser Motor wurde mit mindestens 8 Exemplaren gebaut.
Die Größe des Peugeot 402 mit knapp 5 Meter Länge ermöglichte eine mit dem V8-Triebwerk ausgestattete luxuriöse Version. Diese sollte den Bereich der Ober- bzw. Luxusklasse abdecken, der mit der Einstellung des 601 an der Spitze der Baureihe aufgegeben worden war.
Der Motor, mit dem der 802 ausgestattet werden sollte, war ein 3,2 Liter V8-Motor mit 90º-Winkel. Er war kopfgesteuert und mit einer zentralen oberen Nockenwelle ausgestattet. Generell folgte die Konstruktion den Merkmalen der 4 Zylinder der Marke.
Die Motoren wurden langen Tests in modifizierten 402-Modellen und dem aerodynamischen Prototypen “Andreau” unterzogen. Dieser Prototyp war ein rollendes Labor und eines der ersten Fahrzeuge, das in Windkanälen untersucht wurde. 8 Exemplare wurden gebaut und mit 4-Zylinder-Motoren unter der Bezeichnung N4X sowie dem V8 mit der Bezeichnung N8X ausgerüstet.
Die Wagen waren Testlabore für viele technologische Innovationen, einschließlich eines hydraulischen Bremssystems, das in den für 1940 geplanten Nachfolger des Typ 402 serienmäßig eingebaut werden sollte. Es kam dann etwas anders: bereits die 1938 produzierten 402 B-Limousinen wurden mit diesen hydraulischen Bremsen ausgerüstet und für den frühen 402 gab es einen Nachrüstsatz, den man über den örtlichen Peugeothändler bestellen und einbauen lassen konnte.
Auf dem Pariser Autosalon 1936 wurde ein Exemplar des Andreau-Prototypen ausgestellt. Heute sind ein restaurierter Prototyp (Typ N4X) sowie ein für den 802 vorgesehener V8-Motor erhalten.
Man spielte mit dem Gedanken, den Stromlinien-Prototyp des Andreau als Grundlage für die Nachfolger des 402 (Modellbezeichnung 403? und 803?) heranzuziehen. Der Modellwechsel war für das Jahr 1940 vorgesehen.
Nach den vorhandenen Archivunterlagen sollte der V8 Motor aber unter dem Namen 802 schon früher auf den Markt kommen – in einer modifizierten 402-Karosserie montiert, aber deutlich luxuriöser ausgestattet. In den Archiven der L’Aventure Peugeot wurde eine detaillierte Dokumentation des Modells aus dem Jahr 1936 entdeckt – sogar Pläne mit kleinsten Details, wie z. B. für die Typenbezeichung auf der Kühlermaske, liegen vor.
Wie aus den im Musée de l’Aventure Peugeot ausgestellten Dokumenten hervorgeht, waren die wichtigsten ästhetischen Veränderungen des zukünftigen 802 im Vergleich zum 402 vor allem an der Front zu finden. Vermutlich sollte sich das Oberklassemodell von 202, 302 und 402 unterscheiden, ohne gleich komplett mit dem Stil der Baureihe zu brechen.
Letztendlich beschloss man bei Peugeot jedoch, das Modell 802 nicht in Serien gehen zu lassen. Einige geplante Verbesserungen wurden im 402 B umgesetzt.
Vermutlich ist der Grund für den Verzicht, dass sich Frankreich in den späten 1930er Jahren in einer mehrjährigen politischen Instabilität befand (Näheres dazu findet der interessierte Leser hier). Sicherlich hielt es die Firmenleitung, die den Erfolg ihrer kleineren Fahrzeuge sah, nicht für angebracht, den Oberklassen-V8 in einer solchen Situation den Markt zu bringen.
Kurz darauf brach der Zweite Weltkrieg aus. 1939 wurde Frankreich besetzt und alle Projekte gerieten in Vergessenheit – wie auch einige weitere für die 1940er Jahre geplante Prototypen.
