16.000 Kilometer in 32 Tagen

Der Hintergrund
Die Trans-Sahara-Expedition ist im französischen Sprachaum auch als “Mission Proust Peugeot” bekannt, da sie im Wesentlichen das Ergebnis von Louis Proust zahlreichen Reisen durch Westafrika ist.
Louis Proust (geb. 4.6.1878 in Oucques la Yojeuse, gestorben 31.12.1959 in Nizza) war Ende der 1920er / Anfang der 1930er Jahre Abgeordneter des Departements Indre et Loire und des Überseeterritoriums Obervolta. Er war Vizepräsident der Kolonialkommission, was ihn dazu veranlasst, diesen riesigen afrikanischen Kontinent zu bereisen. Sein Ziel ist es, die afrikanischen Kolonien ins Rampenlicht rücken, um das Bewusstsein für ihre Ressourcen und ihren Wohlstand zu schärfen.

Um seine Reiseziele in Westafrika zu erreichen, sind verschiedene Transportmittel notwendig – u.a. der Dampfer von Frankreich nach Dakar, der Zug nach Bamako oder Lastkähne auf dem Niger.
Die abenteuerliche Fortbewegung durch das Westafrika südlich der Sahara brachte ihn auf die Idee, zu beweisen, dass es mit einem einzigartigem, schnellem, modernem und problemlos zugänglichem Reisemittel möglich ist, innerhalb eines Monats eine Vielzahl von Orten zu erreichen, was mit den üblichen Mitteln der Zeit unmöglich war: dem Automobil.
Die Vorbereitungen
Da er im normalen Handel zu bekommende Fahrzeuge einsetzen wollte, bei denen Geschwindigkeit, aber auch Solidität gefordert war, um die Ziele auf oftmals ausgesprochen schlechten Pisten zu erreichen, entscheidet er sich für eine französische Marke: Peugeot.
Vier Serienmodelle werden für die Teilnahme an dieser Expedition ausgewählt – auf dem Foto von vorn nach hinten:
- Typ 201 Roadster
- Sechszylinder-Torpedo 12 CV “SIX” (Typ 183)
- Torpedo 18 CV S/S (Typ 174)
- und ein Camionette 12 CV (wohl ein Typ 1593) mit 1,2 Tonnen Nutzlast

Die einzige Änderung, die an den Fahrzeugen gegenüber dem Serienzustand vorgenommen werden, ist der Einbau von drei Zusatztanks für Kraftstoff, Schmiermittel und Wasser, die Anordnung des Motors auf der Verteilerebene zur Verbesserung des Luft-Kraftstoff-Gemischs und vergrößerte Luftklappen zur Erhöhung der Kühlkapazität des Motors.


11 Expeditionsteilnehmer werden ausgewählt:
- Louis Proust, Leiter der politischen Mission
- Isaac Koechlin, Direktor der Société des Automobiles Peugeot und Expeditionsleiter
- Marcel Boillot, verantwortlich für die Vorbereitung der Fahrzeuge und die Organisation der Expedition
- Monsier Morillon und Montagnan, Mechaniker
- Major Gamma, Direktor der kolonialen Luftfahrt im Ministerium der Kolonien
- Dr. Tiller – Expeditionsarzt
- Monsieur de Ponfilly – Entdecker
- Monsieur Barth, Kameramann
- Monsieur Campagne und Vallee, Mitreisende ohne besondere Aufgaben.

Der erste Reiseabschnitt – Paris – Algier – Gao

Im Dezember 1929 startete die Expedition von der Avenue des Champs Elysées in Paris in Richtung Marseille, um in Algier auf dem Linienschiff “Generalgouverneur Chanzy” den afrikanischen Kontinent zu erreichen.



Am 26. Dezember 1929 bricht die Expedition von Algier aus auf. Nach Überquerung des Atlasgebirges wird die erste Etappe, die Oase Ggardaia in der Sahara erreicht. Die Route führt weiter südwärts durch die Oase El Goléa mit ihren wunderbaren Gärten nach Timimoun am Fuße des großen Erg, einem unwegsamen Dünengebiet.




Der Konvoi durchquert dann Bordj de Reganne, einen Militärstützpunkt der Fremdenlegion, die 1.490 km von der Stadt Oran entfernt, in der Sahara liegt. Von hier aus ist die Wüste, auch “Tanezrouft” oder “Land des Durstes und des Todes” genannt, auf 1.500 km ohne Wasserstellen zu durchqueren.


Die Etappe wird in 40 Stunden zurückgelegt. Ohne nennenswerte Probleme wir die Festung von Tabang-Khort auf der Südseite des Tanezrouft erreicht und die Expedition fährt weiter nach Gao, dem Tor zu Schwarzafrika.
Reiseabschnitt 2: Gao – Bamako – Dakar

Nach einem Zwischenstopp, der es ermöglicht, die Einwohner von Gao besser kennen zu lernen, führt die Route weiter in Richtung Süden entlang des Niger, um über Tillaberi nach Niamey zu gelangen.


Dort verlässt die Expedition das Ufer des Niger und begibt sich nach Westen in die Stadt Fada-Ngourma, wo sie von König Simandari, seinen Frauen, den Einwohnern und ihrer heiligen Ziege begrüßt wird.
Die Reise geht weiter nach Ouagadougou, wo der Herrscher des Mossis-Stammes eine Kavallerieparade organisiert. Dieser Monarch schickte während des Ersten Weltkriegs vierzigtausend dieser Kavalleristen an der Seite Frankreichs in den Kampf. Nachdem die Mitglieder der Expedition an den Feierlichkeiten zu ihren Ehren teilgenommen hatten, machten sie sich erneut auf den Weg in Richtung Bamako. Unterwegs empfangen die Einheimischen sie mit militärischen Ehren, Musik und Tänzen, wie im Dorf Boromo.

In Bamako, der Kolonialhauptstadt von Französisch-Westafrika, macht die Expedition einen längeren Zwischenstopp. U.a. besucht man einen Missionsschule und eine Moschee, besichtigt den 40 km langen Bewässerungskanal sowie eine Furt, die es unnötig macht, eine Fähre zu benutzen. Nach der Teilnahme an den Feierlichkeiten eines Volksstammes, den “Griots”, nimmt die Expedition den Weg nach Dakar, dem Höhepunkt der Reise, wieder auf.

Die Rückreise – Dakar – Timbuktu – Algier – Paris

Die Rückreise erfolgte über Bamako und die nördliche Passage über Timbuktu, die Stadt des Tuareg-Volkes, nach Gao. Dort wurde der Niger mit der Fähre überquert. Von Gao aus wurde die gleiche Route durch die Sahara nach Algier in nördlicher Richtung wie auf der Hinfahrt benutzt.

Die Ankunft in Paris erfolgte am 2. Februar 1930 vor der Peugeot-Vertretung auf der Avenue des Champs-Elysées. Die Männer und Autos wurden nach einer 16.000 Kilometer langen Fahrt durch Wüsten- und Buschlandschaften als Helden begrüßt – es gab keine größeren Problem oder Schäden. Alle vor rund 2 Monaten gestarteten Autos waren wieder in Paris angekommen und das Ziel von Louis Proust wurde erreicht.


Um die Mitglieder der Expedition zu ehren, organisiert die SA des Automobiles Peugeot ein großes Bankett im Hotel Claridge in Paris. Neben den Mitgliedern der Expedition waren auch hochrangige Beamte, wie Marschall Lyautey, der damalige Generalkommissar der künftigen Internationalen Kolonialausstellung von 1931, und die Presse eingeladen. An diesen Feierlichkeiten unter der Leitung des Präsidenten des Verwaltungsrates der SA des Automobiles Peugeot nahmen auch die Direktoren Robert und Jean-Pierre Peugeot sowie mehrere Führungskräfte des Unternehmens teil.
Es wurden mehrere Vorträge gehalten, darunter einer von Isaak Koechlin, Direktor von Automobiles Peugeot und Leiter der Expedition, dessen Erzählung die Stärken dieser Mission von Proust Peugeot zusammenfasst: der Einsatz von Serienfahrzeugen ohne spezifische technische Anpassung, das Fehlen einer logistischen Unterstützung, 500 Kilometer lange Etappen mit einer durchschnittlichen Dauer von 15 bis 16 Stunden.
Die Expedition unterstreicht die Robustheit und Zuverlässigkeit der Peugeot-Fahrzeuge, aber auch die Qualitäten der Dunlop-Reifen, deren Verschleiß angesichts der Fahrbedingungen unbedeutend war. Abschließend drückt er seinen Stolz darüber aus, diese neue Mission für die Marke Peugeot erfolgreich abgeschlossen zu haben, und “die ausgezeichnete Kameradschaft, die während dieser langen und harten Wanderung zwischen Männern, die oft durch das Wetter, die Müdigkeit und die Schwierigkeiten des Geländes auf die Probe gestellt wurden, nie aufgehört hat zu herrschen. »
Unser Dank gilt der L’Aventure Peugeot, die die Übernahme des Artikels sowie der Bilder für unsere Homepage genehmigt hat.
Quelle: patrimoine-archives.psa-peugeot-citroen.com

