Am 6.2.18 ging bei mir die Information zum Treffen in Prag ein. Nach Klärung diverser inzwischen obligatorischer Fragen zur L’Aventure-Mitgliedschaft konnte ich mich Ende Februar anmelden und stellte dann fest, dass die Routenplanung den Beginn des Treffens in Prag, das Ende jedoch im rund 110 Kilometer entfernten Pilsen vorsah.
Damit stellte sich die Frage, was mit Zugfahrzeug und Hänger geschehen sollte. Dank tatkräftiger Unterstützung von Jana Vlaskova, unserer Ansprechpartnerin vor Ort vom tschechischen Generalimporteur, der Emil Frey Group, konnte aber eine gute Lösung gefunden werden: sie wurden in einen der LKW, die Oldtimer aus Frankreich nach Prag brachten, verladen und mir in Pilsen am Sonntag wieder übergeben.
Am 6.6. gegen Mittag machten meine Frau und ich uns in aller Ruhe auf den Weg. Der 402 war fahrbereit und der gemietete Hochlader-Doppelachs-hänger ließ sich gut ziehen. In der Nähe von Amberg hatten wir eine Übernachtung eingeplant.
Die rund 250 Kilometer nach Prag liefen am nächsten Morgen wie am Schnürchen. Nach der Grenze musste ich allerdings feststellen, dass Tschechien beim Navi-Hersteller Garmin wohl nicht zu Europa gerechnet wird – trotz aktuellen Updates und Freigabe „Europa“ waren keinerlei Eingaben möglich. Solange wir auf der Autobahn waren, kein Problem – mit dem rund 12 Meter langen Gespann ohne Plan das Hotel in Prag zu finden, allerdings schon. Mit einer Stadtkarte von der Tankstelle gelang es uns schließlich. Nachdem wir mehrfach im vor dem Hotel befindlichen Schnellstraßenkreuz falsch abgebogen und jeweils in die Tunnel der Stadtautobahn abgetaucht waren, erreichten wir letztlich den Hotelparkplatz und konnten dort abladen.
Am 8.6. war Hauptanreisetag. Nachdem wir das Zugfahrzeug im LKW hatten, war bis zum Abend Freizeit angesagt. Wir fuhren etwa 4 Stationen mit der Straßenbahn zur Prager Burg, ließen uns dort treiben und liefen dann durch die Burgstadt wieder zum Hotel zurück. Das brachte mich auf die Idee, vor der Burg Fotos mit dem 402 zu machen.
Zunächst stand aber die Veranstaltungseröffnung und Begrüßung durch Thierry Peugeot und Xavier Crespin, dem Geschäftsführer der L’Aventure Peugeot, und das anschließende gemeinsame Abendessen an.
Zusammen mit Egon Gothmann fuhren wir dann gegen 21 Uhr die etwa 2 km auf den Hradschin. Unterwegs stellte ich fest, dass das Gebiet eigentlich für den Individualverkehr geschlossen ist – nur Busse, Taxis und Stadtrundfahrten sind erlaubt. Wir sind dann trotzdem weitergefahren und konnten auf dem um diese Zeit fast touristenfreien Platz sehr schöne Bilder machen. Die hier stehenden Polizisten schauten unseren vielen Stellungswechseln interessiert zu.
Als ein Streifenwagen auf den Platz kam, hatte ich die Befürchtung, dass wir nun hinauskomplimentiert würden. Er drehte aber nur eine Runde um unsere Autos und verschwand wieder.
Kurz bevor es endgültig dunkel wurde, waren wir im Hotel zurück und trafen uns mit den anderen Teilnehmern in der Bar. Aus unseren Reihen waren neben Gothmanns und uns (jeweils mit einem 402) die Teams Mailling (A) sowie Hess, Habegger und Dosch (CH) am Start – letztere aber alle mit neueren Peugeot-Modellen.
Insgesamt rund 80 Teams hatten den Weg nach Prag gefunden. Folgende Nationalitäten waren vertreten: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich, Schweiz, Slowakei und Tschechien. Die weiteste Anreise hatte ein Teilnehmer, der extra aus der Karibik gekommen war. Rund 20 % der Teilnehmer waren mit Vorkriegsfahrzeugen da – die Typen 190, 201, 301, 202 und 402 waren vertreten, ein Teilnehmer trat mit einem Motorrad P 105 aus dem Jahr 1929 an.
Am 9.6. ab 8.45 Uhr ging es dann auf die Strecke – die Teilnehmer wurden in 30 Sekunden-Abstand gestartet; nachdem wir mit Baujahr 1937 die Startnummer 6 hatten, waren wir um 8.48 dran. Am Hradschin vorbei und durch malerische Gassen in der Prager Altstadt ging es an die Moldau, wo wir die Oldtimer abstellen konnten.
Neben unseren Fahrzeugen zeigte Peugeot dort den brandneuen 508 sowie einen Paris-Dakar 3008 DKR. Es hatte etwas volksfestartiges, als sich Massen von schaulustigen Pragern an den Autos vorbeischoben.
Wir Teilnehmer entflohen dem Trubel auf ein Schiff, mit dem wir eine Moldau-Rundfahrt unter der Karlsbrücke hindurch machten und anschließend einen Imbiss zu uns nahmen. Nach etwa 1 ½ Stunden ging es auf einer großen Runde durch Prager Vororte und am Stadion vorbei wieder zurück ins Hotel, wo schon das Mittagessen auf uns wartete.
Samstag 14.03 Uhr – pünktlich ging es für uns wieder auf die Strecke Richtung Zbiroh, wo wir zur Abendveranstaltung und dem Concours d’Elegance erwartet wurden. Über trotz des Wochenendes und der Großstadtnähe erstaunlich leere kleine Landstraßen kamen wir zügig voran und hatten Gelegenheit, die wunderschöne, leicht hügelige Landschaft zu bewundern. Besonders schön war, mit den Vorkriegswagen „im Rudel“ zu fahren; wann besteht schon einmal die Gelegenheit, gleich 5 verschiedene 402er hintereinander zu haben?
Über Hostivice, Unhost und die Außenbezirke von Beroun erreichten wir das nächste Etappenziel: ein Stopp im „Nirgendwo“ an einer schmalen Landstraße kurz vor Zbecno, wo wir gut mit Kaffee und Kuchen versorgt wurden.
Nach vielen Fotos ging es weiter durch das Tal der Berounka nach Krivoklat (früher Pürklitz) wo die ehemals der Familie Fürstenberg gehörende eindrucksvolle Burganlage ein echter Touristenmagnet zu sein scheint. Hier stoppten wir nicht, sondern fuhren weiter Richtung Zebrak.
Inzwischen hatten die neueren Modellreihen – insbesondere 504 und 406 Coupé – aufgeschlossen und überholten uns teilweise. Auf den letzten Kilometern nach Zbiroh kam noch eine Sonderprüfung: ca. 50 Meter mit Schlauch-Zeitnahme waren zu absolvieren. Hier verloren wir Egon Gothmann im 402 B aus den Augen. Während die neueren Peugeot‘s auf einem Parkplatz auf halber Höhe des Schlosses abgestellt werden mussten, durften wir mit den Vorkriegswagen durch das sehr enge Tor in den Schlosshof fahren, wo die Autos über Nacht stehen bleiben konnten.
Obwohl wir kein Zimmer auf Zbiroh zugeteilt bekommen hatten, konnten wir eine Luxussuite zum Frischmachen und Umziehen nutzen, da hier ja am Abend die Gala und auch der Concours d’Elegance stattfinden sollten. Zunächst wurden wir aber mit einem Glas Sekt begrüßt und hatten Gelegenheit, uns auf der schattigen Terrasse über unsere Erlebnisse während des ereignisreichen Tages auszutauschen.
Gegen 19 Uhr wurde das Buffet eröffnet; mitten während des Essens gab es eine Unterbrechung, da sich ein wolkenbruchartiges Gewitter über dem Schloss und unseren Autos entlud.
Die Cabriofahrer versuchten zu retten, was zu retten war und kamen pudelnass zurück. Ich selbst habe mich dem Unwetter nicht ausgesetzt, um meinen Wagen abzudecken und später dann einen ziemlich überschwemmten 402-Fußraum vorgefunden, da sich der Regen den Weg durch die Belüftungsschlitze und die aufstellbare Frontscheibe gebahnt hatte. Diesem Wolkenbruch fiel dann auch der nach dem Essen geplante Concours d‘Elegance zum Opfer – er wurde auf den Nachmittag des Sonntags in Pilsen verschoben.
Nun konnten wir die Repräsentationsräume des Schlosses besichtigen. Uns hatten es besonders mehrere vom Jugendstilkünstler Alphonse Mucha ausgemalte und eingerichtete Räume angetan; aber auch der große Konzertsaal, in dem wir dem Pianisten Radoslav Kvapil und der Operndiva Andrea Kalivodova, die von Ladislava Vondrackova auf dem Klavier begleitet wurde, lauschen konnten, war wunderschön. Hier konnten wir auch einen Maler bewundern, der ein Bild mit einem 402 im Stil von Alphonse Mucha fertigte, das am nächsten Tag Xavier Crespin als Geschenk für das Musee Peugeot überreicht wurde.
Um 23 Uhr saßen wir dann müde, aber sehr zufrieden mit den vielen Eindrücken des Tages im Bus, der uns die rund 90 Kilometer zurück nach Prag ins Hotel brachte.
Am Sonntag hieß es für uns, früh aufstehen, da der Bus nach Zbiroh um 8 Uhr abfuhr und wir vorher unser restliches Gepäck fertig machen und frühstücken mussten. Erfreulicherweise war das Unwetter wieder abgezogen und es versprach, ein schöner Tag zu werden. Kurz nach 9 Uhr waren wir dann wieder beim Schloss, wo wir bei schönsten Wetter in einem Pavillon ein zweites Frühstück zu uns nehmen konnten.
Um 10 Uhr ging es weiter, da wir gegen 12 Uhr im noch etwa 40 km entfernten Pilsen sein sollten. Wieder ging es über kleine und kleinste Straßen mit nur wenigen Ortsdurchfahrten; dem Sonntagmorgen entsprechend, gab es kaum Verkehr. Wir fuhren in einer Gruppe von Vorkriegswagen, die an einer Kreuzung jedoch außer Sicht kam – prompt bogen wir falsch ab, was wir erst nach ca. 3 Kilometern bemerkten. Also wenden und zurück; leider kam es nun bei Bergaufstrecken zu gelegentlichen Motoraussetzern, die ankündigten, dass baldiges Tanken angesagt war.
Nach meiner Berechnung musste der Tank zwar noch halb voll sein. Seit der Instandsetzung war ich aber noch keine wirklich langen Strecken gefahren, sodass ich den Verbrauch aber nicht genau abschätzen konnte. Im nächsten Ort gab es eine Tanke – nur leider am Sonntag geschlossen. Ein Passant sagte uns „nach etwa 3 Kilometern im nächsten Ort gibt es eine offene Tankstelle“. Leider kamen wir nicht so weit, sondern blieben endgültig auf einer langen Steigung stehen. Auch das Öffnen des Reservehahns brachte keinen Erfolg. Das ganze Feld der nach uns gestarteten zog an uns vorbei; fast jeder fragte, ob er helfen könne.
Per Telefon hatte ich die Organisation aber bereits von unserem Missgeschick informiert und nach einer akzeptablen Wartezeit wurde mir ein 5-Liter Kanister überbracht. Also schnell eingefüllt, gestartet … und nichts – durch die Hanglage bekam der Motor immer noch keinen Sprit. Unser Helfer schleppte uns also die 2 Kilometer zur offenen Tankstelle und wartete auch, ob es für uns danach weiterging. Ich bekam knapp 40 Liter in den gut 60 Liter fassenden Tank – also war meine Berechnung doch nicht so falsch. Im nächsten Winter muss geprüft werden, warum der Tank nicht vollständig genutzt werden kann; für die laufende Saison rechne ich bei Ausfahrten einfach mit einem Benzinvorrat von 40 Litern.
Nachdem unser 402 also wieder lief, nahmen wir die letzten Kilometer nach Pilsen unter die Räder, wo wir nach etwa einer halben Stunde als letzter des Feldes auf dem Hof der weltberühmten Pilsner Brauerei eintrafen.
Auch hier wieder Volksfeststimmung. Viele Pilsener Bürger haben die Gelegenheit genutzt, sich das Feld der Peugeot Old- und Youngtimer, den Paris-Dakar-Wagen und den neuen 508 anzusehen. Zunächst wurden wir zum Mittagessen geleitet, zu dem es wahlweise Bier oder alkoholfreie Getränke gab. Zur Unterhaltung wurden dabei bereits erste Fotos vom Vortag auf einer Großleinwand gezeigt und wir wurden beruhigt, dass der verschobene Concours d‘Elegance erst ab etwa 14.00 Uhr beginnen würde.
Nun hieß es, rasch in die „Concours-Klamotten“ zu schlüpfen – 2-farbige Schuhe passend zur schwarz-weißen Taxilackierung, Weste, Fliege, Kreissäge und original Brillengestell von 1938. Meiner Frau war der Aufwand dann zu groß, sie ließ mich hier ausnahmsweise mal allein und schaute sich die Sache nur an. Man glaubt kaum, wie die andere Kleidung einen verändert; angeblich sehe ich darin Glenn Miller ähnlich, was ich aber ausschließlich auf die runde Brille zurückführe.
Rund 20 Teams hatten sich zum Concours angemeldet. Die Palette reichte vom Fahrer der P 105 aus dem Jahr 1929 bis hin zum Team des 204 im Rallytrimm, das LeMans-Overals trug und Luca Dosch mit dem 205 und 80er-Jahre-Kleidung. Die Mehrzahl der Teilnehmer setze sich aber aus den Vorkriegs-Fahrern zusammen. Die Jury bestand aus Thierry Peugeot, Xavier Crespin, Jana Vlaskova sowie einigen weiteren Repräsentanten von Clubs bzw. der L’Aventure. Es wurden Zustand des Fahrzeugs, Seltenheit, Baujahr, historische Bedeutung und das Outfit des Fahrers bewertet. Die Jury blieb mehrere Minuten bei jedem Fahrzeug, der Fahrer wurde in seiner Muttersprache oder in Englisch befragt und konnte sein Fahrzeug beschreiben. Dann zog sich die Jury zur Beratung zurück …
Gegen 15.30 begann die Siegerehrung mit anschließender Verabschiedung. Zwischenzeitlich hatten sich wieder dunkle Wolken am Himmel gebildet, noch blieb es aber weitgehend trocken. Die Zeitprüfungen am Samstag hatte das Team Monika Grandl auf 504 gewonnen, die am Sonntag ein französisches Team auf einem 201 Cabrio.
Die Concours-Wertung machten dann Vorkriegs-Fahrzeuge unter sich aus: Der dritte Platz ging an das französische Team auf 201 Cabrio, der erste an dem tschechischen P 105- Fahrer. Den schönen Glaspokal für den zweiten Platz durfte ich in Empfang nehmen.
Da viele Teilnehmer auf Achse da waren und es sie nach Hause zog, löste sich das Feld nun schnell auf. Die französischen Vorkriegswagen, die mit den LKW gekommen waren, sammelten sich und wir schlossen uns an, da ja mein 607 samt Trailer dort im Hänger stand. Ich ging davon aus, dass der LKW in einem Pilsener Vorort auf uns wartete und wunderte mich dann sehr, als unser im Rally-204 vorausfahrenden „Wegweiser“ auf die Autobahn E 50 Richtung Prag fuhr. Ein ziemlich riskantes Spiel, da keiner der 8 Oldies eine Maut-Plakette hatte und uns empfindliche Strafen hätten treffen können. Auch die Beifahrer in den anderen Wagen telefonierten hektisch, als der 204 uns mit über 100 km/h davonfuhr und langsam außer Sicht kam. Die Autobahn-Jagd ging rund 30 km Richtung Prag, dann auf die Gegenspur und wieder etwa 10 km zurück bis zur Raststätte Rokycany-West. Erst dort wurde uns klar, dass die LKW über das Wochenende hier abgestellt waren. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den 402 in Pilsen gelassen und wäre ich mit einem der Oldies mitgefahren, um das Gespann zum Verladen dorthin zu bringen. Zwischenzeitlich regnete es zum Überfluss auch wieder heftig.
Also: 8 Oldies stehen im strömenden Regen im Einfahrtbereich einer Autobahn-Tankstelle, in die dauernd Autos fahren. Dann passiert folgendes: LKW Rampe auf, mein Trailer per Hand aus dem LKW, dann Zugfahrzeug raus, ankuppeln, aus dem Weg fahren. Der 402 stand die ganze Zeit mit laufendem Motor zwischen parkenden LKWs, weil inzwischen der Anlasser die Zusammenarbeit quittiert hatte. Nun den 402 mit Schwung auf den Hänger fahren – endlich kann er ausgemacht werden. Während ich ihn verzurrte, wurden die anderen Oldies in den LKW verladen.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, fuhren meine Frau und ich wieder nach Pilsen und die Suche nach unserem Hotel begann – Sie erinnern sich: das Navi hatte Tschechien nicht mit drauf und wir bekamen weder an Tankstellen noch in einem Einkaufszentrum einen Stadtplan … Als wir es nach vielen Fragen etwa 2 Stunden später endlich gefunden hatten, stand uns der Sinn nicht mehr nach einem Besuch der Innenstadt. Wir aßen zu Abend und genossen dann unser Zimmer, um am nächsten Morgen in Ruhe wieder nach Hause zu fahren, wo wir nachmittags ohne weitere Zwischenfälle ankamen.
Ich möchte mich auf diesem Wege beim gesamten Organisationsteam der IPM 2018, ganz besonders aber bei Frau Jana Vlaskova, bedanken. Jana hatte schon im Vorfeld für alle Bitten und Anregungen ein offenes Ohr und hat sich sehr für alle Teilnehmer eingesetzt. Das diesjährige Internationale Treffen war eines der bestorganisierten, an denen ich seit 1999 teilgenommen habe.