Peugeot 301 “Delphine”

Es war in den 1930er Jahren, als die Firma Yacco die Losung „Oil of Records“ ausgab.

Die Firma Yacco Oils wurde 1919 von der Automobilfirma Hispano-Suiza gegründet, um auch die passenden Öle für die eigenen Motoren anbieten zu können. Das Unternehmen spezialisierte sich dann auf die Herstellung von Schmierstoffen und baute Beziehungen zu anderen Automobilherstellern auf. Im Jahr 1923 sponsert Yacco die Rennaktivitäten von Amilcar, was wohl der Beginn der Werbung von Automobilzubehör mit Wettbewerbs-erfolgen ist.

Aus den späten 1920er Jahren gibt es Aufzeichnungen, dass Yacco mit Voisin und – wohl hauptsächlich – mit Citroën zusammenarbeitete. Trotz der guten Ergebnisse von Yacco-Ölen im Bereich des Sports wollte Citroën zum Wettbewerber Mobiloil wechseln. Um den Vertrag zu halten, stieg Yacco finanziell bei Citroën ein – eine riskante Strategie, da André Citroën ein schwieriger Geschäftspartner war.

1934 entschied man sich, auf Basis eines Peugeot 301, der ganz normal gekauft wurde, selbst in den Motorsport der Saison 1935 einzusteigen. Da man im „Formel- oder Rundstrecken-Rennsport“ wegen mangelnder finanzieller Ressourcen sicher nicht mithalten konnte, entwickelt man kurzerhand die Idee von Langstreckenrekorden auf normalen, für den Verkehr zugelassenen Straßen.

Der gekaufte Peugeot 301 behält seine ursprüngliche Maschine, einen Vierzylinder-Reihen-Motor mit 1.465 ccm, der 37 PS entwickelt. Der Wagen bekommt jedoch den senkrechten Kühler eines 301 aus dem Jahr 1932, nicht den nach vorne auskragenden “Schiffsbug” des Baujahrs 1935. Des Weiteren erhält er eine aerodynamischere Karosserie, die aber optisch an die des Serien-301 angelehnt ist.

Es wird ein Roadster ohne Türen mit Windschutzscheibe, Motorhaube und Kotflügeln des 301, um einen Wiedererkennungseffekt beim Publikum zu haben. Hiermit erreicht das Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 105 bis 110 km/h.

Um auch auf den üblichen, nicht wirklich guten Überlandstraßen fahren zu können, werden gleich zwei Ersatzräder auf dem Heck montiert. Diese Umbauten erfolgen in der Werkstatt von Caesar Marchand, der sowohl als Fahrer als auch als Konstrukteur von Rennwagen einen guten Ruf hat und mit dem Citroen „Rosalie“ schon einige Rekorde erzielte.

Das Ziel des Engagements war folgendes:

Es sollte eine Strecke von 100.000 km mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 60 km/h nach den Regeln des ACF für Fahrzeuge bis 1.500 ccm in möglichst kurzer Zeit gefahren werden, wobei eine tägliche Mindest-Strecke von 1.400 km vorgegeben ist.

Als Werbegag wurden die in diesem Zeitraum zwingend notwendigen Wartungen (z.B. Schmierdienst alle 5.000 km) in Abstimmung mit dem Peugeot-Management bei „der Peugeot Garage an der Ecke“ – also bei auf dem Weg liegenden, tlw. auch nicht auf das Rennfahrzeug vorbereiteten Werkstätten – durchgeführt.

Die Besatzung des 301 Delphine setzt sich aus mereren Teams a zwei Männern zusammen: Ein Fahrer – Cheffahrer César Marchand – und ein Beauftragter der ACF, der die Einhaltung der Regeln zu prüfen hatte. Alle 12 Stunden wurde die Besatzung gewechselt.

Der Rekordversuch startete am 2. Juli 1935 um Mitternacht und sollte alle wichtigen Straßen von Frankreich nutzen, um die meisten großen Städte in Frankreich anzufahren. Am 7. August 1935 hatte der 301 Delphine bereits 50.000 km hinter sich, nach nur 69 Tagen – am 11. September – waren die 100.000 km mit einem Tagesdurchschnitt von 1.450 Kilometern erreicht, ohne einen größeren mechanischen Defekt zu erleiden.

Bereits einen Tag nach der Ankunft – am 12. September – wurde der Wagen „umgerüstet“, um einen weiteren Rekordversuch zu starten. Es wurden wegen der besseren Aerodynamik allerdings lediglich Kotflügel sowie Hauptscheinwerfer entfernt. Ohne sonstige Änderung oder größere mechanische Überholung ging der Wagen auf den Kurs von Monthlery und fuhr in 5 Tagen 10.000 weitere Kilometer. Dabei stellte er weitere Weltrekorde auf.

Wir danken Herrn Camille Busson für die Genehmigung zur Übernahme einiger Fotos aus diesem Bericht.