Peugeot 202 – Geländewagen-Hybridmodell unbekannter Herkunft

Das beigefügte Foto zeigt einen Umbau unbekannter Herkunft, in dem u.a. Teile eines Peugeot 202 verwendet wurden.

Der Wagen wurde in der französischen Zeitschrift “Mecanique Populaire” vorgestellt. Dabei soll es sich um eine Studie eine Karosseriebauers für ein geländegängiges Fahrzeug handeln

Der unbekannte Geländewagen mit Peugeot 202-Front
Der unbekannte Geländewagen mit Peugeot 202-Front

Scheinbar wurde als Chassis ein etwas modifiziertes allradgetriebenes Fahrgestell eines US-Willys-Jeeps genutzt. Aus diesem Fahrzeug soll auch der Motor stammen. Die Front stammt aus dem Peugeot 202, die Kabine vom Citroen Traction und der Kofferraum von einem 1938er Delahaye.

Eventuell handelt es sich hier um ein Fahrzeug, das für die Ausschreibung des französischen Militärs nach einem allradgetriebenen Geländewagen in den frühen 1950er Jahren gebaut wurde, bei der letztlich der Hotchkiss M 201 herauskam. Hier ein bisschen Hintergrundwissen dazu, das von der Seite “Willy Jeeps“ stammt:

Willy-Jeep der US-Streitkräfte
Willy-Jeep der US-Streitkräfte

Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm die französische Armee über 22000 Willys MB und Ford GPW, die teilweise in einem desolaten Zustand waren. In den Werkstätten der Armee (E.R.G.M. = Etablissement de Réserve Général du Matériel Automobile de la Maltournée = Militärische Instandhaltung) wurden ab 1946 aus den Wracks und Ersatzteilträgern brauchbare Jeeps zusammengebaut. Da nicht alle benötigten Teile in ausreichender Menge zur Verfügung standen, fing man an, neue Teile selbst zu produzieren. Dazu gründete man eine spezielle Firma, die zunächst den Namen “SOFIA” erhielt, dann aber in Willys-Overland-France (WOF) umfirmiert wurde. Die so entstandenen Jeeps wiesen nun einen Mix der Teile auf: Originalteile aus den USA (gestempelt mit WOA), Teile der relativ baugleichen Ford GPW und Nachbauteile aus französischer Produktion (gestempelt WOF).

Ford GP-Jeep, praktisch baugleich mit dem Willys
Ford GP-Jeep, praktisch baugleich mit dem Willys

1949 beschloss das französische Militär, einen eigenen Geländewagen zu entwickeln. Aus dieser Ausschreibung könnte der 202-Hybrid stammen. Letztlich ging der Auftrag an Delahaye. Dort entstand der VLR, der sich aber als nicht zuverlässig erwies, was dazu führte, dass der Ruf nach dem alten, robusten und zuverlässigen Willys MB immer lauter wurde. Die Produktion des Delahaye VLR wurde 1954- 55 eingestellt.

Delahaye VLR im Jahr 1953
Delahaye VLR im Jahr 1953

Der u.a. durch den Indochinakrieg hohe Bedarf an Fahrzeugen konnte aber nicht aus den Werkstätten der E.R.G.M gedeckt werden und so wurde beschlossen, einen französischen Produzenten für den Willys MB, dessen Produktion 1952 eingestellt worden war, zu suchen. Die Firma Hotchkiss hatte nach Ende der US-Produktion seit 1952 einen Lizenzvertrag für die Fertigung ziviler Jeeps in Frankreich erhalten und stellte auch schon Ersatzteile für den Willys her. Darüber hinaus hatte Hotchkiss mittlerweile Delahaye übernommen. Daher war es logisch, den Auftrag für die militärischen Jeeps an Hotchkiss zu vergeben, wobei möglichst viele Komponenten in Frankreich hergestellt werden sollten.

Hotchkiss M 201 bei einer Parade in Dijon
Hotchkiss M 201 bei einer Parade in Dijon

1955/56 wurden ~ 1350 Einheiten unter dem Namen “Licence MB 6V hergestellt. In den folgenden Jahren wurde das Modell immer weiter entwickelt. Ab 1957 wurde der Licence MB in die geläufige Bezeichnung Hotchkiss M 201 umbenannt. Insgesamt wurden 27628 M-201 gebaut. 1991 befanden sich in den Beständen der Armee noch 1420 Willys MB/Ford GPW und 7400 Hotchkiss M 201. Eine beachtliche Anzahl für ein Fahrzeug dessen grundsätzliche Entwicklung aus dem Jahr 1940 stammt. Die letzten Hotchkiss M 201 wurden erst im Jahr 2000 durch Nachfolger ersetzt.