Grand Prix de Bourgogne – 7.7.1946

In der ersten wirklichen Nachkriegs-Rennsaison (1945 war lediglich ein Rennen im Bois de Boulogne ausgetragen worden) wurde auf dem weitgehend noch auf öffentlichen Strassen verlaufenden, etwa 2 Kilometer langen Rundkurs von Dijon ein 100-Runden-Rennen ausgetragen, das zur GP-Serie zählte. Die kleinvolumigeren Voituretten bis 1,5 Liter Hubraum wurden gesondert gewertet und hatten nur 50 Runden zu bewältigen.

Rundkurs von Dijon

Obwohl die für 1938 verabschiedete Internationale Grand-Prix-Rennformel vom soeben umbenannten internationalen Automobilverband FIA (vormals AIACR) nominell bis Ende 1946 verlängert worden war, hatte dies für den Rennbetrieb in Europa keine praktische Auswirkung. Da in diesem Jahr noch keine Grandes Épreuves angesetzt waren, konnten die Rennveranstalter die technischen und sportlichen Bestimmungen für ihre Rennen nach Belieben selbst vorgeben.

Dem verfügbaren Rennwagenbestand entsprechend – die deutschen Rennställe von Daimler-Benz und Auto Union mit ihren reinrassigen Grand-Prix-Rennwagen durften und konnten nicht mehr antreten – kristallisierte sich dabei neben einigen Uralt-Modellen zunehmend eine Kombination der bis dahin vor allem in Italien und Großbritannien populären Voiturette-Kategorie (Rennwagen bis 1,5 Liter Hubraum mit Kompressor) und der in Frankreich verbreiteten Rennsportwagen mit Saugmotoren bis 4,5 Liter Hubraum als Standard heraus, der von der FIA schließlich für 1947 auch zur neuen offiziellen Grand-Prix-Formel bestimmt wurde.

De Cortanze auf Peugeot DarlMat mit der Startnummer 44
De Cortanze auf Peugeot DarlMat mit der Startnummer 44

Anders als bei den Grand-Prix-Rennen der Vorkriegszeit wurde 1946 vorwiegend auf abgesperrten öffentlichen Straßen oder in Parks im innerstädtischen oder stadtnahen Bereich gefahren. Grund dafür war in erster Linie das Problem, dass das Publikum in Zeiten anhaltender Fahrverbote und allgemeiner Benzinknappheit außer zu Fuß oder mit dem Fahrrad sonst kaum in großer Zahl zu den Strecken zu transportieren war. Trotz dieser Widrigkeiten war der Hunger des Publikums nach Motorsport als ein Mittel zur Zerstreuung und Unterhaltung nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren allgemein groß.

Bei den GP-Rennen des Jahres 1946 waren mit Luigi Villoresi und Raymond Sommer Piloten der neuen “Scuderia Milan” tonangebend. Dieses Team hatte gleich eine ganze Reihe von Maserati 4CL erworben hatte, um diese mit Unterstützung des Stammwerks in Modena zahlungskräftigen Fahrern gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen.

Rennszene

Sehr erfolgreich war in dieser Phase auch Jean-Pierre Wimille, der mit einem Alfa Romeo Tipo 308 aus 1938 – dem praktisch einzigen „vollwertigen“ Grand-Prix-Rennwagen weit und breit – gegenüber den durchweg schwächer motorisierten vormaligen Voiturette-Rennwagen einen deutlichen Vorteil besaß und bei immerhin drei Rennen als Sieger über die Ziellinie ging.

Wimille gewann das Rennen dann auch auf seinem Tipo 308 mit einer Zeit von 2 Stunden 17 Minuten, was einem Durchschnitt von knapp 90 km/ entspricht. 2. Wurde mit 5 Runden Rückstand Geroges Grignard auf einem Delahaye 135 S.

Bei den Voituretten ging das Rennen deutlich knapper aus. Hier siegte Amadee Gordini auf Simca-Gordini in 1.13.43 Stunden (Durchschnitt etwas über 83 km/h) vor Hanse Weaffler auf BMW 328 in 1.13.45. Stunden. Dritter wurde José Scaron auf Simca 508C in 1.14.03 und den 4. Platz belegte Charles de Cortanze auf seinem Peugeot 302 Darlmat mit einem Rückstand von 55 Sekunden auf den Sieger. Ein zweiter gemeldeter Darlmat-Peugeot fiel in der 8. Runde mit einem Schaden an der Kopfdichtung aus.

Rennszene