Peugeot Typ 161 / 161 E „Quadrilette“ – 1920 – 1923

Peugeot Typ 161 mit gut erkennbar hintereinander angeordneten Sitzen

Nach dem Ersten Weltkrieg erinnerte man sich bei Peugeot an den „Bebe“, der in den Vorkriegsjahren das Interesse an kleinen, leichten und im Unterhalt günstigen Autos bewiesen hatte. Während des Krieges hatten Tausende Soldaten bei der Armee das Fahren gelernt, die nun praktisch mittellos waren, sich aber trotzdem ein Auto wünschten.

Der französische Staat war sich bewusst, dass die Industrie nach neuen Absatzmärkten suchte und erleichterte den Herstellern die Arbeit, indem er mit dem Finanzgesetz vom 30. Juli 1920 die Regelung für “Cyclecars” schuf, die die jährliche Steuer für diese Kleinwagen auf 100 Francs beschränkte. Damit waren sie weit weniger besteuert als „echte“ Automobile.

Um steuerlich in diese Kategorie eingeordnet zu werden, musste ein Cyclecar bestimmte offiziell definierte Kriterien erfüllen. Es waren drei oder vier Räder, jedoch maximal zwei Sitze vorgeschrieben. Der Wagen durfte ein Gewicht von 350 KG nicht überschreiten und der Hubraum nicht mehr als 1.100 cm³ betragen. Die Gewichtsbegrenzung galt nicht für diverses Zubehör wie Scheinwerfer, Reserverad etc.

Peugeot nahm die Idee als Fortentwicklung des Bebe wieder auf und brachte die “Quadrilette” auf den Markt, die dank ihrer einfachen Formel sofort ein Erfolg wurde: zwei Sitze, drei Gänge, vier CV-fiscale (Steuer-PS) und eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h.

Der Typ 161 wurde als preisgünstige Alternative zum "richtigen" Auto beworben
Der Typ 161 wurde als preisgünstige Alternative zum “richtigen” Auto beworben

Im Jahr 1919 begann die Planung und der Peugeot Quadrilette Typ 161 wurde auf dem Brüsseler Automobilsalon 1920 vorgestellt. Der Wagen sollte ein Erfolg werden – insgesamt 3.500 „Quadriletten“ wurden bis Ende 1922 verkauft.

Nur 350 kg schwer kam er dank schmaler Spur ohne hinteres Differential aus. Die Quadrilette war sehr klein, die Maße stellen sich wie folgt dar:

  • Radstand 230,4 cm
  • Fahrzeuglänge 295,4 cm
  • Spurweite vorn 92,6 cm
  • Spurweite hinten 75,0 cm
  • Fahrzeugbreite 116,6 cm
  • Fahrzeughöhe 145 cm

Die beiden Passagiere saßen hintereinander wie beim Motorrad, aber viel komfortabler in richtigen Sitzen und wenn nötig auch unter einem Dach.

Peugeot Typ 161
Typ 161

Die sonstigen technischen Daten passen zur Kleinwagenklasse der Zeit

  • 4-Zylinder-Motor mit 667 cm³ Hubraum
  • Leistung 9 PS bei 2000 U/min
  • 3-Gang Getriebe ohne Differential
  • Höchstgeschwindigkeit 60 km/h
  • Fußbremse nur auf die Hinterrräder

Produziert wurde der Typ 161 im Werk Beaulieu nur ein Jahr von Oktober 1920 bis Oktober 1921. In dieser kurzen Zeit entstanden 2.500 Fahrzeuge. Allerdings kam man bei Peugeot bereits kurz nach Produktionsbeginn zur Überzeugung, dass die hinten schmalere Spurweite kein dauerhafter Zustand sein konnte. Der Wagen wurde dadurch einfach im Fahrverhalten zu instabil.

So wurde im Oktober 1921 der Typ 161 E vorgestellt. Das „E“ stand für “élargie”, was „verbreitert“ heißt. Im Klartext: Die Spurweite hinten wurde der vorderen angeglichen, ansonsten blieben die Maße des Autos bis auf eine Verbreiterung um einige Zentimeter unverändert. Es wurde auch weiterhin auf das Differential verzichtet, so dass es immer noch in die Cyclecar-Klasse mit niedriger Besteuerung fiel.

Peugeot Typ 161 E
Typ 161 E

Die Veränderung hatte aber den Vorteil, dass man die Sitze nun in versetzter Position etwas nebeneinander installieren konnte. Ausgestattet mit Verdeck und separatem Kofferraum bot der Typ 161 E die Annehmlichkeiten eines richtigen Automobils und fand deshalb bis Ende 1922 weitere 1.000 Käufer.

Ein Grund dafür sind sicherlich auch die nach wie vor niedrigen Unterhaltskosten – der Wagen ist als „Voiturette“ bzw. Cyclecar eingestuft und profitiert dadurch von einer reduzierten Besteuerung, die aber zum Jahresbeginn 1925 abgeschafft wird. Ein weiterer wohl die praktischen Eigenschaften: Die Quadrilette ist einfach zu handhaben, vielseitig einsetzbar und mit einem Verbrauch von fünf Litern pro hundert Kilometer sehr sparsam.

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Ein großer Teil der Käufer war jung, aber einige Besitzer erwarben den Typ 161 auch als Zweitwagen, der sich in den Städten viel einfacher fuhr als voluminöse Luxus-Fahrzeuge. Zu den Käufern gehörten auch Stars aus dem Showbusiness wie z.B. die Chansonette Mistinguett.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die sportlichen Einsätze: Der Typ 161 wurde erfolgreich bei vielen Bergrennen und Gleichmäßigkeitsfahrten eingesetzt. U.a. gewann ein Typ 161 im Jahr 1923 die Cyclecar-Wertung bei der Tour de France Auto.

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Ab 1923 wird der Peugeot Typ 161 / 161 E durch die schon erwachsener wirkenden Nachfolger des Typ 172 ersetzt.