Kürzlich erhielt ich eine Anfrage von einer Oldtimerzeitschrift, ob ich erklären können, was die Bezeichnung “DMA” für den Nutzfahrzeugbereich bei Peugeot heißen würde.
Nun beschäftige ich mich seit etwa 20 Jahren mit den Vorkriegs-Baureihen von Peugeot. Leider habe ich bis heute im Nutzfahrzeugbereich keine Systematik der Bezeichnungen gefunden.
Lt. offizieller Auflistung in den drei Bänden “La Produktion Peugeot de 1889-1928/1928-1948 und 1948 -1968” gibt es bis 1914 keine speziellen Bezeichnungen der Nutzfahrzeuge gegenüber den “normalen” Personenbeförderungskarosserien – man baute einfach auf einen Typ 64 etc. eine Bus-, Camionette- oder Tolee-Karosserie und hatte dann sein “Arbeitstier”, dessen technische Leistungen den Personenwagen entsprach.
Erst zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 gibt es bei Peugeot aufgrund militärischer Forderungen spezielle Chassis, Motoren und Getriebe, die auf die anderen Anforderungen der Nutzfahrzeuge ausgelegt sind. Diese werden mit zunächst dreistelligen (501 – 507), im weiteren Lauf bis 1928 vierstelligen (1501 -1593) Zahlenkombinationen bezeichnet. Ein Zusammenhang mit Motorleistungen oder Nutzlast etc. ist für mich nicht erkennbar, eine durchlaufende Nummerierung wie im PKW-Bereich bis zum 201 gibt es m. E. auch nicht.
Mit Einführung des Peugeot 201 im Jahr 1929 wurden die Bezeichnungen auf Buchstaben umgestellt und sehen dann wie folgt aus:
SK (Grundlage Serie 201/301)
MK/DK (Grundlage 302/402)
Bei den 202-Nutzfahrzeugen ab 1938 wird einfach das U für Utiliare angehängt, im Nachkriegsbereich zusätzlich das H für die hydraulische Bremse.
Die Serien DMA und Q5A/AG wurden erst 1941 eingeführt, als das Werk schon von der Wehrmacht besetzt und der nationalsozialistischen “Organisation Todt” unter Prof. Porsche zugeschlagen war. Auch hier ist kein Zusammenhang mit irgendwelchen technischen Daten zu erkennen.
In der Liste sind dazu folgende Bezeichnungen vermerkt:
DMA “deutsche Produktion” (März 41 – September 44) FIN 935001 – 950314 – m. E. wurden diese Fahrzeuge extra gelistet, weil Reichswehrnormen wie z.B. Schrauben 8 mm statt in Frankreich üblich 7 mm verwendet wurden.
DMA “franz. Produktion” (Juni 45 – September 46) FIN 925001 – 933046
DMAH (Oktober 46 – Juli 48) FIN 956001 – 975000
DMAG von 1942 – 1944 160 Stück gebaut. FIN 986001 – 986160
Hier steht das G für Gazogene, also Holzvergaser
Q5A (Juli bis Dezember 41) FIN 981001 – 981007
Q5AG (Gazogene – Januar bis Juni 42) FIN 987001 – 987114
Dann gibt es noch weitere Bezeichnungen für die Aufbauten.
DAC + DAT Fahrgestell ohne und mit Aufbau auf Basis DMA
A5Z + T5Z wie oben, Basis DMAH
DCG + DAHG – wie oben, Basis DMAG
Q5C + Q5T – wie oben, Basis Q5A
Q5CG + Q5HG – wie oben, Basis Q5AG
Ich gehe davon aus, dass es sich ingesamt um interne Planungsbezeichnungen handelt, die heute wohl kaum mehr nachzuvollziehen sein dürften und mehr oder weniger willkürlich gewählt wurden.
Auch bei den Nachkriegsbezeichnungen sieht es nicht anders aus – DMAH, Q3A/B, D3 / D4 und die J 5/7 lassen keinen Bezug zu irgendetwas erkennen, sodass wohl nur auswendig lernen hilft, wenn man sich hier zurechtfinden will.
Wenn ein geneigter Leser hier weitergehendes Hintergrundwissen hat und die Bezeichnungen “logisch” erklären kann, würde ich mich freuen, wenn er es mit uns teilen würde.