Harry Rée wurde in England im Jahr 1914 geboren. Nach einem Studium der Erziehungswissenschaft an der University of London in den Jahren 1936/37 wurde er Lehrer an der Bradford Grammar School.
Während des Zweiten Weltkriegs trat Rée in die Special Operations Executive (SOE), einer nachrichtendienstlichen Spezialeinheit ein, aus der nach dem Krieg der englische „Secret Intelligence Service (SIS)“ hervorging.
Unter dem Codenamen „Caésar” wurde er im April 1943 in der Region Franche-Comté im besetzten Frankreich abgesetzt, um dort den Widerstand der Franzosen zu unterstützen. Nachdem er erkannte, dass die ziemlich wahllosen alliierte Bombenangriffe in Frankreich schwere Opfer unter der Zivilbevölkerung forderten und die öffentliche Meinung gegen die Alliierten aufbrachte, wandte er sich gegen die flächendeckenden Bombardierungen.
Er war von der Zerstörung eines Lokomotivwerks durch die Résistance beeindruckt, durch die die Produktion kriegswichtiger Güter für mehrere Monate unterbrochen wurde. Daher schlug er vor, die deutsche Kriegsproduktion zielgerichtet durch Sabotage in den Fabriken zu schädigen. Die Sabotageakte sollten in Zeiten durchgeführt werden, in denen die Produktion stillstand und keine Arbeiter auf den Geländen waren.
Er organisierte die Sabotage in der Peugeot-Fabrik in Sochaux, indem er den örtlichen Direktor, der sich bereits dem Widerstand angeschlossen hatte, davon überzeugte, mit dem SOE zusammen zu arbeiten. Die Sabotage vor Ort durch Mitarbeiter des Werkes war sehr effizient und es gelang ihm sogar, taktische Informationen über die Wehrmachtsprojekte, bei denen Peugeot mitarbeiten musste – insbesondere das V-1-Programm – zu beschaffen und nach England weiterzuleiten. Am 5. November 1943 organisierte Rée einen Ablenkungsangriff auf Kompressoren und Transformatoren in Sochaux, um die Schuld an Schäden im Werk auf die RAF zu übertragen. Um aber weiterhin Informationen erhalten zu können, bombardierte die RAF die Peugeot-Produktion zunächst nicht.
Die Deutschen kamen ihm schließlich auf die Spur. Seiner Verhaftung durch ein Feldjägerkommando entging Rée nur knapp – mit vier Schüssen in Lunge, Arm und Schulter konnte er den Doubs durchschwimmen und in die Schweiz entkommen, von wo er nach England zurückkehrte.
Nach dem Krieg wurde Rée zunächst Direktor der Watford Grammar School. Später war er Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität York (1961-1974), wo er einer der landesweit führenden Befürworter der umfassenden Ausbildung wurde und aktiv in der Gesellschaft zur Förderung der Bildungsreform tätig war.
Im Jahr 1974 verließ er die York University, um bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1980 in London zu unterrichten. In den 1980er Jahren setzte er sich für eine Bildungsreform in England und eine engere Verbindung zwischen den Schulen in der Europäischen Gemeinschaft ein.
Harry Rée starb im Jahr 1991.