Garage Ponthieu in Paris – das erste mehrstöckige Parkhaus Europas

Planzeichnung Garage Ponthieu

Der bekannte französische Architekt Auguste Perret (Büro AG Perret, Architekten + Ingenieure) baute ab 1905 die “Garage Ponthieu” auf dem Grundstück Nr. 51 der gleichnamigen Straße im 8. Arrondissement.

Perret (12. Februar 1874 – 25. Februar 1954) wurde in Ixelles geboren und war ein früher Verfechter des Stahlbetonbaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er den Wiederaufbau von Teilen der stark zerstörten Städte Le Havre, Amiens und Marseille. Er gilt als einer der wichtigsten französischen Architekten seiner Generation. Im Jahr 2005 wurde sein Nachkriegs-Wiederaufbau von Le Havre von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Er arbeitete an einer neuen Interpretation des neo-klassischen Stils. Seine Bemühungen, historische Typologien in neuen Materialien auszuführen, wurden weitgehend von der jüngeren Architekten wie Le Corbusier übernommen. Ab 1940 lehrte er an der Ecole des Beaux-Arts. Er gewann die Royal Gold Medal 1948 und die Goldmedaille AIA im Jahr 1952.

Die Garage Ponthieu ist unter anderem der Vorläufer moderner automatischer Parkhäuser.

Die Garage Ponthieu ist unter anderem der Vorläufer moderner automatischer Parkhäuser. Es war nicht für kurzfristiges Parken z.B. für einen Einkauf gedacht, sondern bot Dauermietplätze für zahlungskräftige, in der Innenstadt wohnenden Autobesitzer. Der Anspruch auf einen sicheren Platz für den Kraftwagen, vor 110 Jahren ein Statussymbol der besseren bürgerlichen Gesellschaft, leuchtet im Wort Garage auf, das sich vom französischen “garer” = “schützen” ableitet.

Die Wagen wurden per Aufzug ins gewünschte Stockwerk transportiert, ein Drehtisch erlaubte die Ausrichtung des Fahrzeugs innerhalb des Lifts auf den im zugehörigen Parkplatz. Garage Ponthieu kann als das erste Gebäude, das die Struktur der Betonbalken und Säulen komplett zeigt, angesehen werden; Perret wagte es hier, die tragenden Elemente zu zeigen. Die Fassadengliederung nimmt klassische Elemente auf, die basikale Halle für die Automobile erinnert insbesondere durch das große Mittelfenster der Vorderfront an sakrale Bauten.

Leider wurde das Parkhaus im Jahr 1970 abgerissen.

Weitere frühe Werke Perrets in Paris, wie das Haus in der Rue Franklin (1902/1903) und dem Théâtre des Champs- Élysées (1910/1911) zeigen die Verwendung von Stahlbeton in einem klassizistischen Rahmen der Pfosten und Balken. Perrets berühmte Kirche in Le Raincy in der Nähe von Paris (1922/1923), ist vielleicht das erste architektonisch zufriedenstellende Gebäude in dem neuen Material.

Garage Ponthieu

Wer sich tiefer in die kulturhistorische Erforschung des “Parkhauses” einlesen will, dem empfehlen wir das Buch von Jürgen Hasse.