Nachdem wir 2018 mit dem 402 in Prag waren, durfte dieses Jahr der 1954er 203 wieder zum Treffen, wobei er arbeiten musste, da wir die 420 km von Stuttgart in die Ardennen auf Achse hinter uns bringen wollten. Meine Frau und ich hatten den Zeitplan großzügig gestaltet und je eine Übernachtung auf der Hin- und Rückfahrt sowie Frühan- und Spätabreise im Hotel (also 2 Nächte mehr als die Veranstaltung dauerte) gebucht.
Wir machten uns am 1. Mai bei herrlichem Frühsommerwetter auf die erste Etappe, wobei wir nach Möglichkeit Autobahnen und Schnellstraßen vermeiden wollten.
Über die B10 ging er zunächst nach Bruchsal, in Germersheim über den Rhein. Durch das Hochspeyrer Tal, Enkenbach-Alsenborn, Rockenbach und Lauterecken kamen wir auf wunderschönen, zum Autowandern geradezu geschaffenen Sträßchen zu unserem Tagesziel Idar-Oberstein.
Der nächste Tag verwöhnte uns zunächst mit ähnlich gutem Wetter, wobei wir uns weiter an Straßen, die es so auch schon zur Produktionszeit unseres 203 gegeben haben könnte, hielten.
In Mehring überquerten wir die Mosel, streiften dann Vororte von Trier und kamen in die Westeifel, wo wir über Welschbillig und Irrel immer an der luxemburgischen Grenze entlang fuhren, die wir in Vianden überquerten.
Nun lagen nur noch ca. 60 KM bis zu unserem Ziel, der belgischen Kleinstadt Houffalize in der Nähe von Bastogne, vor uns. Aber diese hatten es in sich – kurz nach Vianden mussten wir die gemütliche Straße an Ufer des Our-Stausees verlassen und eine sehr steile, zum Glück aber recht wenig befahren Abzweigung nehmen. Fast 20 % Steigung über eine ziemlich lange Strecke – es half nichts, ich musste zurück in den ersten Gang und den Berg hinaufschleichen. Aber auch das nahm ein Ende und wir wurden durch eine Fahrt über sanfte Hügel mit tollen Ausblicken belohnt. In Clerf mit imposantem Schloss und Kloster machten wir noch einen kurzen Halt, um dann bei Hachiville nach Belgien zu wechseln.
Unser Domizil der nächsten Tage, das Hotel Resort Vayamundo in Houfallize ist ein ziemlicher Klotz mit angeschlossenem Hallenbad, mehreren Veranstaltungsräumen, einem großen Parkplatz und ausreichender Kapazität für einen Tross von 150 teilnehmenden Fahrzeugen, was überschlägig rund 400 Teilnehmern und Betreuern entspricht. Als wir ankamen, wurden wir herzlich von den bereits anwesenden Mitgliedern des belgischen Peugeot Clubs begrüßt. Nach und nach kamen weitere Teilnehmer an, die teilweise weite Anreisen hatten, u.a. Ilse und Egon Gothmann aus Hamburg und Grandls aus Rosenheim.
Dieses Jahr nahmen so viele Deutsche am Treffen teil, dass es sogar eine deutschsprachige Version des Roadbooks gab.
Inzwischen verschlechtere sich das Wetter und der ins Auge gefasste Besuch der Innenstadt von Houffalize mit einem netten Abendessen fiel sprichwörtlich ins Wasser, weil es wie aus Kübeln schüttete. Den Abend verbrachten wir dann im Hotel mit netter Unterhaltung mit den schon anwesenden Peugeotfreunden, bis wir gegen Mitternacht ins Bett sanken.
Der Blick aus dem Fenster am Morgen des Hauptanreisetages lies nichts Gutes erwarten – grau und neblig hing es über den Wälder der Ardennen.
Nach und nach kamen die Teams aus 11 Ländern an und wir konnten viele alte Bekannte begrüßen. Die weitesten Anreisen hatten Teams aus Finnland und der Slowakei. Außerdem bestand die Möglichkeit, auf einer kleinen Börse, die von Mitgliedern des belgischen Clubs ausgerichtet wurde, nach Teilen bzw. Automobilia zu stöbern, das neue Buch „Peugeot et le cyclariste“ vom Autor Lucine Hilger signieren oder das Auto von einem Spezialistenteam der Fa. Meguiars aufbereiten zu lassen. Letzteres wurde wegen des schlechten Wetters allerdings recht wenig genutzt.
Am frühen Nachmittag stieß auch Frau Rosskothen von Peugeot Deutschland zu uns. Sie hatte sich trotz starker Arbeitsbelastung einen Tag frei gemacht, um die deutschen Teilnehmer – Mitglieder des Vorkriegsregisters, des 504 CCClubs, des 204/304 Clubs etc. – kennen zu lernen und sich ein Bild von einem IAPM zu machen. Dies deshalb, weil ich auf der RetroClassics in den Raum gestellt hatte, dass Deutschland in absehbarer Zeit (spätestens 2022) wieder mit der Ausrichtung des Treffens an der Reihe sei.
Es gab einen regen Meinungs-austausch, der von allen Seiten als sehr fruchtbar angesehen wurde und sie nahm an der Begrüßungs-veranstaltung, bei der u.a. auch Thierry Peugeot anwesend war, teil, bevor sie sich spät in der Nacht wieder auf den Weg nach Köln machte.
Am Samstag früh schockte der Blick aus dem Fenster: grau, neblig, vereinzelte Schneeflocken – so hatten wir uns die gemeinsame Ausfahrt nicht gedacht. Da wir die Startnummer 21 hatten und mit 30 Sekunden-Abstand gestartet wurde, ging es für uns um 9:10:30 auf die Strecke.
Zuerst fuhren wir über wunderschöne, kleinste Straßen nach Norden, um dann im großen Bogen erst westlich, dann südlich um Houffalize herum zu fahren. Beim kleinen Ort Bertogne ging es wieder Richtung Westen, wobei wir in Hochlagen kamen, in denen richtig Schnee lag. Wo die Straße durch Wald führte, mussten wir tlw. zwischen tief herabhängenden Ästen Slalom fahren.
Nach 62 Kilometern erreichten wir das erste Etappenziel: Die Grotten und den Wildpark von Han, wo es zunächst zum Mittagessen und anschließend je nach Interesse in die Tropfsteinhöhlen oder den Wildpark ging.
In einem ehemaligen Flusstal, das komplett von der Umgegend abgeschlossen ist, befindet sich ein Tierpark, in den Wölfe, Luchse und Bären in großen Freigehegen untergebracht sind.
Wir wurden mit großen offenen LKW durch diese Gehege gefahren – viel interessanter als die Räuber waren für mich jedoch die auf einer riesigen Wiese mit kleinen Baumhainen weidenden Pflanzenfresser. Es war wie eine Zeitreise an Ende der letzten Eiszeit – Bisons, Hirsche, Damwild, Wildpferde und sogar die Riesenrinder Ur weideten scheinbar vollkommen frei und absolut friedlich in kleinen Gruppen.
Zum Glück schneite es auf der Fahrt nicht mehr, es war aber sehr kalt, sodass wir letztlich doch froh waren, als wir wieder bei unserem Auto waren und uns auf die Rückfahrt machen konnten.
Wieder über kleine Straßen und durch wunderschöne Dörfer mit für die Gegend typischen Natursteinhäusern ging es zurück Richtung Houffalize.
Zunächst stoppten wir jedoch Dörfchen Mont, wo wir noch eine kleine Verköstigung mit verschiedenen belgischen Bieren geniessen konnten, bevor es die letzten 10 Kilometer nach Houfallize zum Hotel ging.
Um 20.30 Uhr trafen sich alle gestylt zum Galaabend, wo wir den Abend mit einem Mehrgang-Menue, Musik und netter Gesellschaft verbrachten.
Der Sonntagmorgen verhieß etwas besseres Wetter; diesmal lag unser Start einige Minuten vor 9 Uhr. Heute ging es über rund 40 Km nach Bastogne ins Kriegsmuseum. Von Houffalize aus fuhren wir wieder auf herrlich kleinen Straßen nach Osten in Richtung der luxemburgischen Grenze um uns dann südlich Richtung Bastogne zu halten. Zeitweise fuhren wir in einer interessanten Gruppe von 203ern – Cabrio, Coupé und DarlMat vor uns ließen erahnten, wie Straßenverkehr in den 1950ern ausgesehen haben muss.
Dort angekommen wurden die Autos rund um das Mardasson-Monument, das an die amerikanischen Einheiten, die 1944 in der Normandie landeten erinnert. Vom Monument war es möglich, Bilder der aufgereihten Fahrzeuge zu machen.
Das Kriegsmuseum erzählt die Geschichte von 4 Personen – je einem deutschen und amerikanischen Soldaten, einer belgischen Lehrerin und deren Schüler vorwiegend während der Ardennenoffensive zur Jahreswende 1944/45 mit multimedialen Mitteln. Wenn man sich hierauf eingelassen hat, war es eine sehr emotionale Erfahrung, die eigentlich jeder heutige Schüler einmal gemacht haben sollte.
Nach dem etwa 2 Stunden langen Rundgang durchs Museum trafen sich alle Teilnehmer in einem Zelt, wo wir gemeinsam unser Mittagessen einnahmen. Inzwischen schüttete es wieder, was herunterkam – sogar der Boden des Zelts wurde teilweise geflutet. Wir ließen uns davon die Laune nicht mehr verderben, ging es doch langsam ans Verabschieden, da viele Teilnehmer mit nicht so langen Heimwegen von Bastogne aus gleich nach Hause fuhren.
Wir fuhren gemütlich wieder zum Hotel zurück, wo der restliche Nachmittag im Hallenbad verbracht wurde. Abends trafen wir uns dann noch mit den anderen Peugoisten, die den Heimweg ebenfalls erst am Montag antraten.
Bei wieder gutem Wetter kamen wir dann am 7.5. nach einer weiteren Übernachtung in Kaiserslautern zu Hause in Stuttgart an.
Und abschliessend hier noch ein Video, das einen kleinen Eindruck vom Treffen geben kann.