Ein Peugeot passend für eine Baronin – Chassis 400248

Der 1938er Peugeot 402 Darl’Mat Special Sport Roadster von Dorothy Baronin Dorndorf, geborene Patton

Der Peugeot 402 Darl’Mat ist ein limitierter, leistungsstarker Sportwagen, der in Roadster-, Cabriolet- und Coupe-Form erhältlich war und für die anspruchsvollsten Kunden gebaut wurde.
Eine solche Käuferin war Dorothy Patten, spätere Baronin Dorndorf, die in ihrem 1938er Peugeot 402 Darl’Mat Special Sport Roadster in den Vorkriegs- (und eventuell Nachkriegsjahren) damit an Rennveranstaltungen teilnahm.

Dorothy Patten, spätere Baronin Dorndorf, in ihrem 1938er Peugeot 402 Darl'Mat Special Sport Roadster
Dorothy Patton Baronin Dorndorf 1939 nach dem RAC-Rennen. Das Bild gehört zu einer Fotoserie, die dort gemacht wurde, wie man an der Flagge unter dem Scheinwerfer erkennt. Siehe dazu auch die Beschreibung zum Foto ganz unten im Artikel

Emile Darl’Mat wurde in den späten 1920er Jahren als Automobilhändler in Paris tätig. Ab ca. 1930 konzentrierte er sich ausschließlich auf den Verkauf von Peugeotfahrzeugen, die er auch auf Höchstleistungen für seine geschwindigkeitsbegeisterten Kunden „tunte“. Damit aber nicht genug: Darl’Mat war entschlossen, mit Hilfe von Peugeot, dem Karosseriebauer Marcel Pourtout und dem Designer Georges Paulin einen eigenen Sportwagen zu produzieren.

Darl’Mat und Paulin hatten bereits 1927 an kundenspezifischen Peugeot‘s zusammen gearbeitet. Mitte der 1930er Jahre war die Beziehung zwischen der Firma Peugeot und ihrem Star-Händler so gut, dass das Sportwagen-projekt begonnen werden konnte.

Darl’Mat wählte ursprünglich das Chassis des Peugeot 302, da es kürzer und leichter war als das des 402. Als die 302-Produktion 1938 endete, wurden Darl’Mats aber auch auf dem 402 Chassis aufgebaut. Als Antrieb kam der 2,0-Liter-Vierzylinder des 402 zum Einsatz, der von Darl’Mat aber so modizifiziert wurde, dass er 70 statt der serienmäßigen 55 PS leistete. Spätere Versionen und die als reine Rennwagen produzierten Exemplare hatten noch höhere Leistungen.

Der Antrieb wurde von Darl'Mat aber so modizifiziert, dass er 70 statt der serienmässigen 55 PS leistete

Alfred Geauque, Direktor von Peugeot, unterstützte Darl’Mat, Paulin und Pourtout bei dem Projekt. Erstmals wurde ein Peugeot Darl’Mat Roadster auf der Pariser Motor Show von 1936 gezeigt. Drei solcher Roadster wurden bei den 24 Stunden von Le Mans im Jahre 1937 und im Jahr 1938 eingesetzt. Da Ergebnis überzeugte: Klassensieg in der 2-Liter Klasse und der 5. Platz in der Gesamtwertung.

Ein Darl'Mat mittig am Start
Ein Darl’Mat mittig am Start

Vielleicht war es diese Aufführung, die Dorothy Patten dazu inspirierte, im Jahr 1938 einen eigenen Peugeot 402 Darl’Mat Special Sport Roadster zu erwerben. Die Baronin wurde häufig mit dem Wagen – Kennzeichen EYU 9 – auf den Rennstrecken in England und Frankreich fotografiert. Im März 1939 errang sie in St. Raphaël den 4. Platz der Damenwertung, im Mai 1939 trat sie mit dem Wagen in Brooklands an, wo sie aber nur letzte wurde. Ebenfalls im Mai 1939 startete sie beim Montlhéry Sporting Committee Cup und wurde zweite in der 2-Liter-Klasse.

Die Baronin von Dorndorf wurde 1942 von „Autocar“ mit den Worten zitiert: “Ich kann wahrhaftig sagen, dass der Darl’Mat das befriedigendste Auto ist, das ich je besessen habe“.

In den Nachkriegsjahren trat die Baronin in den Jahren 1945 – 1948 bei mehreren Veranstaltungen an, u.a. beim Brighton Speed Trial jeweils September 1946 und 1947 und beim JCC Goodwood 1948. Zu dieser Zeit war der Peugeot aber nicht mehr als Rennwagen konkurrenzfähig.

Vermutlich behielten die Dorndorfs ihren Darl’Mat Roadster bis 1957. Dann verkauften sie ihn an Leutnant R.J.B. Williams, der das Auto etwa drei Jahren behielt, bevor er es an den langjährigen Besitzer Peter Rose aus Brighton weitergab. Rose behielt das Auto 49 Jahre lang und verkaufte ihn erst 2009 an einen neuen Eigentümer. Nach einer gründlichen Instandsetzung wurde der Wagen im Jahr 2016 auf dem Peugeot-Stand bei Retromobile in Paris gezeigt.

Der Zweite Weltkrieg beendete die Produktion von Darl’Mat Peugeots. Obwohl Emile Darl‘Mat versuchte, die Firma nach Ende des Krieges wieder zu beleben (als Peugeot-Händler gibt es sie noch heute), erreichte sie nie mehr den Erfolg der Vorkriegsjahre. Insgesamt wurden nur 53 Peugeot Darl’Mat Roadster gefertigt; von diesen sind heute noch etwa 30 bekannt. Außerdem wurden 32 Cabriolets und 20 Coupés gebaut.

Der Wagen wurde bei der Gooding- Auktion in Pebble Beach am 19.8.2017 für 742.500 $ (knapp 630.000 €) zzgl. Aufgeld zugeschlagen und ist damit einer der teuersten je versteigerten historischen Peugeot‘s.

Das folgende Originalbild aus dem Museum in Beaulieux zeigt den 402 Darl’mat, der von Baronin Dorndorf bei der RAC (Royal Automobile Club) Rallye 1939 gefahren wurde. Dies ist an der Flagge unter dem Scheinwerfer erkennbar. Es gibt weitere Bilder, auf denen sie neben dem Auto posiert (siehe das erste Bild dieses Artikels), was darauf schließen lässt, dass die abgebildeten Damen gezielt für das Fotoshooting zur Verfügung standen und keine mechanische Panne beheben mussten. Diese Hypothese wird durch die gepflegte Kleidung und die Handtasche, die sich noch in der rechten Hand befindet, bestätigt.

Quelle: Gooding & Company.