Geschichten über Peugeot-Autos in Finnland, erzählt von den Besitzern selbst. Erstellt in Zusammenarbeit mit dem Club Peugeot Finnland.
Text und Fotos Antti Jaakkola
Peugeot-Oldtimer sind nicht nur im französisch-sprachigen Bereich beliebt und nationale Clubs gibt es in fast jedem europäischen Land, wie wir anlässlich der jährlichen internationalen Treffen (IAPM) immer wieder feststellen können. Auch der hohe Norden ist dabei vertreten. Daher habe ich mir erlaubt, den folgenden Bericht einer Restaurierung von der Homepage des finnischen Peugeot-Club‘s zu übernehmen:
“Im Herbst 2011 entdeckte ich eine Peugeot-Verkaufsanzeige und der Wagen gefiel mir so gut, dass ich den Verkäufer sofort kontaktierte. Er hatte bereits Angebote für das Auto aus dem Ausland erhalten, aber er wollte, dass es in Finnland blieb. Die Verkäufer entpuppten sich als echte Peugeot-Familie, mit einem 403 für den Alltag, einem 202 Cabriolet für die Freizeit und einem 201, der ebenfalls noch zu restaurieren war.
Die Familie hatte das 301 Coupé im Jahr 1971 in Norwegen gekauft und war in 40 Jahren mit der Restaurierung nicht weitergekommen. Das Coupe verließ das Werk am 12. Juli 1935 in Richtung Schweiz, wo es vom Autohaus Krähenbuhl & Co in Basel verkauft wurde. Über die Wege des Wagens nach Norwegen gibt es keine weiteren Informationen, irgendwann lautete ein Kennzeichen Z-1039, wahrscheinlich eine norwegische Nummer.
Unsere 1.200-km Heimfahrt mit dem Hänger verlief abenteuerlich, da ein Schneesturm herrschte, der uns daran hindern wollte, mit dem Auto nach Hause zu fahren. Dann hielt uns auch noch die Polizei an – Zugfahrzeug und Hänger interessierten sie aber nicht im Geringsten, sie inspizierten nur den Peugeot an Bord, von dem sie sagten, dass sie ihn noch nie gesehen hätten. Sie wollten nicht glaubten, dass es sich bei diesem Coupe um eine Peugeot-Werkskarosserie handelt. Schließlich wünschten sie eine gute Reise und liessen uns weiterfahren.
Zu Hause konnten wir den Kauf näher untersuchen. Durch das lange Stehen war die Technik stark heruntergekommen und die unteren Teile der Holzkonstruktion der Karosserie waren völlig morsch. Die Restaurierungsarbeiten wurden mit großem Enthusiasmus begonnen. Nach der Versteifung der Karosserie mit einem Stahlrahmen wurde sie vom Chassis abgenommen. Irgendwann hatte jemand begonnen, die Karosserie zu zerlegen. Alle Schrauben, die sich dabei hatten lösen lassen, waren verschwunden. Übrig waren nur die, die sich nicht geöffnet hatten und nun im verrotteten Holzwerk steckten
Als nächstes wurde der massive Rahmen demontiert, sandgestrahlt, kleinere Rost- Schäden ausgebessert und dann mit schwarzem Epoxidharz lackiert.
Den Motor und das Getriebe habe ich einem Freund zur Restaurierung gegeben. Nach langen Einweichen und Aufwärmen stimmten die Kolben zu, sich zu lösen. Der Motorblock wurde gehont.
Die passenden Kolbenringe fand ich bei VW, sie mußten nur ein wenig mit der Feile angepasst werden. Neue Ventile und Dichtungssatz kamen von Depanoto. Die Kurbelwellenlager waren in Ordnung. Das Getriebe wurde neu gelagert, ansonsten war es in Ordnung.
Die Bremsen waren hinüber, eine Trommel war gerissen, aber es konnte eine Land Rover-Trommel als Ersatz eingebaut werden. Die Felgen waren eine ziemliche Arbeit; es handelte sich um Hohlrohre, die im Laufe der Zeit durch den Einsatz von Montiereisen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Der Versuch, den Motor zu starten, war erfolgreich – er sprang nach langem Stillstand an, eine recht merkwürdige Situation. In diesem halbrestaurierten Zustand und ohne Karosserie wurde das Auto einen Sommer lang im Automuseum von Oulu gezeigt, wo das Thema einer Sonderschau „französische Fahrzeuge“ war.
Im Herbst war der Wagen wieder zu Hause und es wurde die Karosserie in Angriff genommen. Zunächst mit Glasperlen gestrahlt, strak verrostete Stellen dann mit stärkerem Strahlgut bearbeitet. Rostschäden fanden sich vor allem an den Befestigungspunkten der Kotflügel, den Schwellerbefestigungen und der Unterkante der Windschutzscheibe. Die Kanten der Radkästen waren gerissen und einige Kollisionsschäden waren an der Karosse feststellbar. Die morschen Holzteile wurden ausgebaut und auf Basis dieser Muster neu hergestellt. Holz war ein für mich völlig fremdes Material, wodurch die Arbeiten sehr lange dauerten.
Ich hatte angenommen, ich könnte die Karosserie recht schnell und problemlos lackieren. Sie war zwar ziemlich zerbeult und der Lack überall abgeblättert, aber ich glaubte, Blecharbeiten gut im Griff zu haben. Da Ich habe mich geirrt – die Karosserie besteht aus vielen kleinen Blechteilen, die miteinander verschweißt sind. Allein das Dach hat elf einzelne Teile!!
Nun, die Farbe wurde aufgetragen und wir konnten die Karosserie auf den Rahmen setzen. Das war kein Drama und es war ein tolles Gefühl war groß, als das Coupe wieder anfing, ein bisschen wie ein Auto auszusehen.
Es war noch genug von der alten Polsterung übrig, um zu sehen, wie sie ausgesehen hatte. Die Sitze und Türverkleidungen wurden von Fachleuten hergestellt und dann von mir montiert. Neue Stoßstangen kamen vom französischen -01 Club, um die fehlenden zu ersetzen.
Die erste Reise wurde, etwas unvollendet, am ersten Mai 2014 zu den Feierlichkeiten des Automobilclubs Oulu unternommen, wo der 301 Interesse und Bewunderung für französisches Autodesign weckte. Der Wagen hat am 03.06.2014 die Inspektion des Museumsfahrzeugs durch Pentti Honka und Pietilä bestanden. Am 13.06.2014 waren wir beim Qualitätswettbewerb der Restaurierung in Kokkola, wo wir eine Plakette der ersten Klasse mitgebracht haben.
Bei den meisten Veranstaltungen, bei denen das Auto ausgestellt wurde, gab es eine Art der Anerkennung. Letzten Sommer, bei einer großen Veranstaltung in Oulu, wurde das Auto von der Jury sogar als TOP 3 eingestuft. Aber was mein Herz am meisten erwärmte, war, dass das Publikum mein Auto zu seinem Favoriten unter 470 Autos wählte! In Kuusamo machte eine Alko-Verkäuferin (Anmerkung: Der staatliche Betrieb, der mit dem Verkauf von Alkohol betraut ist), die sich die Show von einer Parkbank aus ansah, den aufrichtigen Kommentar “das ist das schönste Auto, das sie je gesehen hat”. Eine echte Expertin.
Ohne unsere guten und geschickten Freunde wäre die Restaurierung nicht fertig geworden, also vielen Dank an sie für ihren Beitrag zur Restaurierung. Das Auto ist schön zu fahren und hat sogar einige Fahrqualitäten, für einen “Sportwagen” gibt es aber nicht viel Leistung. Der Motor ist ein 1,5-Liter-Seitenventil-Vierzylinder mit 35 PS, drei Gängen, mechanischen Bremsen und überraschender 12-Volt-Elektrik.
Insgesamt wurden zwischen 1932 und 1936 70.497 Peugeot 301D produziert, davon 1.047 Coupés, was ihn zu einem recht seltenen Modell macht. Laut dem französischen-01 Club ist mein Auto das dritte, von dem sie wissen, dass es auf der Straße fährt.