“Allgemeines über Peugeot” aus “Revue Peugeot” – 9/1928

Von unserem Elsässer Mitglied Remy Voegel, der Zugang zu Archiven in Straßbourg hat, habe ich einen deutschsprachigen !! Artikel aus der Revue Peugeot bekommen, der die Groupe Peugeot zur damaligen Zeit – kurz vor Einführung des Peugeot 201 – beschreibt.

Da der Scan schlecht leserlich ist, hier der sinngemäß wiedergegebene Inhalt, der sich mit einer allgemeinen Darstellung der Fa. Peugeot im Jahr 1928 beschäftigt.
Eine wörtliche Übernahme des Texte war nicht möglich, da es sich um eine schon damals nicht mehr zeitgemäße, sehr holprige Übersetzung ins Deutsche handelt.

Montage in den 1920er Jahren
Montage in den 1920er Jahren

„Allgemeines über Peugeot

PEUGEOT! Dieser Name umfasst über ein Jahrhundert Industriegeschichte.

Im Jahr 1815 (*) wurden die Peugeot Werke gegründet und dieses Datum ist der Beginn eines ununterbrochenen Fortschreitens in die verschiedensten Bereiche der Metallbearbeitung: Werkzeug, Fahrräder, Motorräder, Kraftwagen, Motoren, Motorboote …

Wo andere Industrielle sich gezwungen sehen, zu improvisieren oder auf Zulieferer zurückzugreifen, ist die lange Erfahrung in der Metallbearbeitung stets zu Gunsten von Peugeot tätig. Hier kann man seine allerneuesten Erzeugnisse als komplettes Produkt der eigenen Werke betrachten und direkt auf die ursprüngliche Tätigkeit der Ahnenfirma zurückführen. Nach wie vor bleiben
PEUGEOTS Normen alleweil dieselben und zwar:

Erfahrung, Initiative, Fortschritt

Als der erste PEUGEOT Kraftwagen im Jahr 1889 gebaut wurde, konnte man nur zwei Jahre später am ersten Wettrennen teilnehmen:

Von Valentigny nach Paris und zurück (**), d.h. ca. 2.500 Kilometer!

Bereits im Jahre 1894 wurden in Sochaux und Audincourt zwei zusätzliche Produktionswerke gegründet.


Mit einer solchen Vergangenheit konnte die Firma PEUGEOT die durch den Weltkrieg verursachte Umwälzung ihrer Organisation überwinden. Hier hat es die Flexibilität der Firma möglich gemacht, die Werke in Betrieb zu halten und bei der Verteidigung des Vaterlandes mitzuhelfen.

Karosseriebau in Sochaux - hier wohl der Typ 201
Karosseriebau in Sochaux – hier wohl der Typ 201

Heutzutage (***) hat die Lebenskraft von PEUGEOT die Unbeständigkeit der Verhältnisse gemeistert und der Zustand der Societe des Automobiles PEUGEOT kann in folgenden höchst ausdrucksvollen Ziffern zusammengefasst werden:

  • 12 spezialisierte Werke in Paris, Valentigney, Sochaux, Montbeliard, Audincourt, Mandeure, Beaulieu, Herimoncourt und Fives-Lille
  • 12 Niederlassungen in Frankreich
  • 5 Niederlassungen im Ausland
  • 25.000 Mitarbeiter
  • 1.000 Vertretungen, welche sämtlich die allerbesten Vermittler zwischen der Firma und ihren Kunden und dazu noch ausgezeichnete Mechaniker sind
  • Gesamtfläche der Werke: 120 Hektar
Karosseriewerk Peugeot

Das allermodernste Karosseriewerk (****)

Das Ganze bildet einen Trust, in welchem die verschiedenen
PEUGEOT Gesellschaften und deren Filialen fast ausschließlich PEUGEOTS Bedürfnisse versorgen. Diese Organisationsform stellt sicher, dass jeder einzelnen Schritt der Fabrikation, es mag sich um Metallbearbeitung, Mechanik, Karosseriebau, Zubehör oder sonst was handeln, genauestens bekannt und überwachbar ist. Somit ist man fast nicht auf Zulieferer angewiesen.

Mittels einer mächtigen Maschinen-Ausrüstung und durch Verwendung der allerbesten Rohstoffe richtet sich bereits die Produktion nach höchstmöglicher Stärke, Sicherheit und Dauerhaftigkeit aus. Zugleich wird aber auch danach gestrebt, sowohl die Produktions- als auch die späteren Unterhaltskosten der Produkte so niedrig wie möglich zu halten.

Kurz gefasst bildet die mächtige Gruppe der
PEUGEOTWERKE, in welcher ein jedes spezialisiert, jedoch alle einer einzigen Direktion unterworfen ist, ein so geschmeidiges Ganzes, dass es allen Bedürfnissen der Kundschaft leicht nachkommen kann.

Die berühmte Marke lässt dem Auslande nichts nach und die zahlreichen Siege, die sie auf den Rennbahnen Europas sowie in Amerika errungen hat, zeugen glänzend dafür, dass eine Industrie dort gedeihen kann, wo sie geboren ist.“

Karosseriewerk Peugeot

Anmerkungen

* heute steht das Jahr 1810 als Gründungsjahr fest. Die Gründungsurkunde, die heute im Archiv in Terre Blanche verwahrt wird, tauchte erst in den 1950er Jahren wieder auf.

** tatsächlich verlief die eigentliche Strecke der Wettfahrt, die als erstes Autorennen der Welt gilt, wie folgt:
Paris – Brest – Paris (~ 1.300 KM)
Die Anfahrt Valentigny – Paris und zurück (zusammen rund 1.000 KM) erfolgt aber ebenfalls auf eigener Achse, so dass die genannte Strecke annähernd stimmt.

*** Im September 1928 hatte die Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt noch bei Weitem nicht erreicht.

**** Nachdem die Karosserien für den 201 ab 1929 weitgehend bei AmbiBudd in Berlin gefertigt wurden, bestehen aus heutiger Sicht an dieser Aussage doch gewisse Zweifel.