RetroClassics 2023

RetroClassics 2023

Nach dem Corona-bedingten Ausfall 2021 und der im Rahmen der „Stuttgarter Frühjahrsmessen“ abgespeckt in nur 5 Hallen durchgeführten Ausgabe 2022 konnte die 22. RetroClassics vom 23. – 26.2.2023 in nahezu alter Größe in 7 Hallen durchgeführt werden.

Während der RetroNight am Donnerstag wurde offiziell mitgeteilt, dass der Nürnberger Messeveranstalter AFAG Messen und Ausstellungen GmbH die Retro Messen GmbH übernommen hat, nachdem sich RetroClassics Gründer Karl Ulrich Herrmann mit 77 Jahren in den Ruhestand verabschiedete und eine Nachfolge innerhalb der Familie Herrmann gescheitert war. Geschäftsführer der AFAG mit Sitz in Nürnberg sind Henning und Thilo Könicke, die die Veranstaltungen der RetroMessen GmbH in Stuttgart und Nürnberg weiterführen möchten.

Blick auf unseren Stand
Blick auf unseren Stand

Obwohl der Schwerpunkt der ausgestellten Fahrzeuge standortbedingt wie immer bei Mercedes und Porsche lag, können alter und neuer Retro-Eigentümer mit dem Ergebnis der diesjährigen Oldtimermesse in Stuttgart zufrieden sein. Laut Veranstalter hatten diese mehr als 82.000 Menschen besucht.

Ein gutes Ergebnis, aber keineswegs ein „Rekord“, wie von der Retro Messen GmbH großspurig und falsch verkündet. 2015 verzeichnete das Oldie-Event mit 86.738 Besuchern sein bislang bestes Besucherergebnis. Seitdem sprechen die Verantwortlichen regelmäßig von „über 90.000 Besuchern“. (siehe dazu auch unseren Kommentar am Endes des Berichtes”.

Leider nimmt der Anteil sogenannter „Neoclassics“ – also echter oder Möchtegern-Sportwagen aus dem hochpreisigen Segment, die sich kein Normalbürger leisten kann – sowie der sogenannten „Youngtimer“ immer weiter zu. Vorkriegs-Fahrzeuge oder auch nur Klassiker aus den 1950/60er Jahren machen nur noch einen geringen Teil der Exponate aus. Hier halten weitestgehend die Clubs die Fahne hoch, für Händler scheint das aus meiner Sicht einzig echte Oldtimersegment keine Rolle mehr zu spielen bzw. vermutlich nicht mehr lukrativ zu sein.

Wie seit nunmehr 21 Jahren war das Deutsche Peugeot Vorkriegs Register wieder mit einem eigenen Stand vertreten. Zusammen mit RetroClassicClub, DAVC, ASC und IKM waren wir traditionell im „Clubbereich“ auf der Galerie der Halle 1 untergebracht.

Die Kosten für den Stand sind trotz Sonderkonditionen für Clubs extrem gestiegen: gegenüber 2020 um über 60 % auf jetzt 1.500 €, dazu kommen dann noch Extra-Rechnungen für Stromanschluß, Parkplätze für die Standbesatzung und und und… In wie weit wir das im kommenden Jahr noch stemmen können, bleibt abzuwarten, insbesondere, da uns auch das Standpersonal altersbedingt langsam aber sicher abhanden kommt.

401, 402 und 203
401, 402 und 203

So, nun aber zu Erfreulicherem: Wieder konnten wir 5 Fahrzeuge zeigen.

Aber der Reihe nach: Da die Messe dieses Jahr sehr früh lag und erschwerend noch genau in die Faschingsferien fiel, gab es aber Probleme mit der Beschaffung von Vorkriegs-Autos. Hier beschränkte sich unser Stand daher auf meine 402-Limousine und die Kühlermaske eines 401. Diese haben wir zusammen mit dem ganz neuen, im März 2023 zur Auslieferung kommenden Peugeot 408 gezeigt und so die fast 90-jährige Geschichte der Baureihe „40X“ dargestellt.

Glücklicherweise gab es Peugeot-Jubiläen aus der Nachkriegszeit, zu denen mich Peugeot Deutschland gebeten, sie zu thematisieren. Das waren

         * 75 Jahre Peugeot 203    und
         * 40 Jahre Peugeot 205 

Zugriff auf Fahrzeuge der Baureihe 203 hatte ich, so dass wir den Decouvrable von Wilhelm Supper und meine Limousine ausstellen konnten. Allerdings kenne ich niemanden, der aktuell einen 205 besitzt. Daher sagte mir Peugeot Deutschland kurzerhand zu, einen 205 T 16 zur Verfügung zustellen.

Jubiläum 75 Jahre Peugeot 203 mit Decouvrable und Limousine
Jubiläum 75 Jahre Peugeot 203 mit Decouvrable und Limousine

Bereits am 20.2. (Rosenmontag) brachte ich meine beiden Wagen per Trailer zur Messe. Das war nötig, da sie mit H-Saisonkennzeichen erst ab 1.3. auf eigener Achse fahren durften.
Am Dienstag wurde dann zusammen mit Eddi Schilke das restliche Equipment für den Stand in einem 4-Meter-Planenhänger auf die Standfläche geschafft und das seit letztem Jahr notwendige Zelt, Tische etc. aufgebaut. Am Mittwoch waren meine Frau und Eddi wieder mit auf dem Stand. Wir erledigten das Finish und ab ca. 14 Uhr wurden die weiteren Ausstellungsstücke angeliefert.

Der Stand, nun fast fertig ..
Der Stand, nun fast fertig …
Blick ins "Versorgungszelt"
und ein Blick ins “Versorgungszelt”

Ich war besonders neugierig darauf, den aktuellen Peugeot 408 „life“ zu sehen.

Peugeot 408
Fast 90 Jahre Peugeot-Geschichte: Kühlergrill des 401 aus dem Jahr 1934, der 402 aus 1937 und der URURURUR-Enkel 408 aus dem Jahr 2023
Fast 90 Jahre Peugeot-Geschichte: Kühlergrill des 401 aus dem Jahr 1934, der 402 aus 1937 und der URURURUR-Enkel 408 aus dem Jahr 2023

Eine Überraschung gab es, als der 205 T 16 ankam. Ich war davon ausgegangen, dass es einer der 200 „grauen“ Exemplare, die für die Homologation mit Straßenzulassung gebaut wurden, sein würde. Umso größer war meine Überraschung dann, als der Wagen aus dem Hänger rollte:

Dienstwagen von Michelle Mouton

Ein echter Gruppe B – Rallyebolide in Weiss mit Patina und Gefechtsspuren!! Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich um den 340 PS starken Dienstwagen von Michelle Mouton handelte, mit dem sie 1986 souverän die Deutsche Rallye-Meisterschaft gewonnen hatte.

Dienstwagen von Michelle Mouton

Bereits am Auftakttag war die Messe sehr gut besucht und auch bei uns kamen viele Interessenten vorbei. Ich habe mich sehr gefreut, dass Silke Rosskothen von Peugeot Deutschland es sich wiederum nicht nehmen lies, uns zu besuchen.

W. Supper (KFZ-Innung), Silke Rosskothen (Peugeot Deutschland) und der Autor
W. Supper (KFZ-Innung), Silke Rosskothen (Peugeot Deutschland) und der Autor
Für Essen und Trinken war auch gesorgt
Für Essen und Trinken war auch gesorgt

Am Freitag war auch der deutsche „T-16-Pabst“ Ludwig Biewen bei uns am Stand und konnte viele technische Fragen zum Rennwagen kompetent beantworten.

An allen drei Messetagen waren unsere Autos von Interessenten umlagert. Insbesondere der Gruppe B T 16 war ein Publikumsmagnet.

An allen drei Messetagen waren unsere Autos von Interessenten umlagert. Insbesondere der Gruppe B T 16 war ein Publikumsmagnet.

Viele Registermitglieder hatten weite Wege auf sich genommen, um uns auf der Messe zu besuchen. Stellvertretend möchte ich hier Egon Gothmann aus Hamburg nennen, der zusammen mit seiner Ilse viele Jahre lang Standdienst gemacht hat und es sich nun auch im hohen Alter nicht nehmen läßt, uns zu besuchen.

neue Mitglieder konnten wir auch gewinnen

Einige neue Mitglieder konnten wir auch gewinnen. So zwei junge Männer, die einen (bis vor drei Jahren bei uns gelisteten) Peugeot 301 von einem privaten Anbieter gekauft und das Auto wieder ins Register eingebracht haben.

Der wieder aufgetauchte 301
Der wieder aufgetauchte 301

Ich darf mich bei den Ausstellern und Helfern auf unserem Stand – Anette und Andreas Gemünd, Eddi Schilke und natürlich meiner lieben Frau – ganz herzlich für die geleistete Arbeit bedanken.

Ein weiterer Dank geht an die Presseabteilung von Peugeot Deutschland, Frau Silke Rosskothen, für die Unterstützung, die wir seit nun über 20 Jahren für unseren Messeauftritt von dort bekommen.

Nachtrag zur RetroClassics 2023 – Kommentar zur Presseberichterstattung

Die diesjährigen RetroClassics hatte lt. Veranstalter mehr als 82.000 Besucher. Das ist für die erste richtige Retro nach der Pandemie nicht schlecht, liegt diese Zahl doch nur etwa 5 % unter dem bisherigen Rekord von 86.738 Besuchern, der im Jahr 2015 veröffentlicht wurde. Danach wurden keine echten Zahlen mehr genannt, man sprach eher vage von „über 90.000“.

Trotzdem teilte der Veranstalter in seiner diesjährigen Pressemitteilung mit, dass es sich bei den 82.000 „um einen neuen Besucherrekord“ gehandelt habe. Hier stellt sich nun die Frage, ob die früheren Zahlen nicht korrekt waren oder ob man – bei der Konkurrenz der Messen untereinander schon nachvollziehbar – auf das schlechte Gedächtnis der Öffentlichkeit setzte, um einen weiteren Erfolg zu generieren.

Erschreckend finde ich jedoch, dass die Print- und Onlinemedien unisono den neuen Besucherrekord als gegeben hinnahmen und allenthalben die Pressemitteilung des Veranstalters ohne Korrektur zu lesen war.

Scheinbar wird alles, was kommerzielle Anbieter den Journalisten an Brocken hinwerfen, nach dem Motto „Hauptsache, da steht schnell was“ unreflektiert und ohne Faktencheck übernommen. Bei Tageszeitungen ohne tiefer gehende Kenntnis der Oldtimerszene mag das ja noch verständlich sein, dass solche Fehler aber auch der spezialisierten Oldtimerpresse nicht auffallen, läßt nachdenklich werden.

Wenn die Redakteure hier nicht umdenken, kann man m.E. keinen Fakten, die publiziert werden, mehr trauen. Es wird allerhöchste Zeit, dass die Presse sich ihrer Aufgabe zur Überprüfung und Richtigstellung von Aussagen wieder widmet statt nur auf Anzeigenkundschaft zu schielen, die bei einer Korrektur ihrer nachweislich fehlerhaften Pressemitteilungen eventuell Aufträge abziehen könnte.

Abschliessend noch ein Lob an Steffen Dominsky, der in seinem Artikel in der Online-Ausgabe „Classic Business“ in „KFZ-Betrieb“ vom 20.3.23 auf die Diskrepanz in der Aussage von RetroMessen hinwies.

Michael Kreuz