Quelle: Vins & Vintage
Autor: Philippe Genett
Von dieser Limousine aus dem Jahr 1933 sind nur noch 4 Exemplare übrig. Ein Grand Cru, der friedlich in der Garage seines glücklichen Besitzers Laurent Lusseau altert, der auch technischer Direktor des renommierten Weinguts Château Pavie ist.
Wie sein Saint-Emilion Premier Cru ist das Automobil ungewöhnlich. Die Karosserie mit ihrer schönen zweifarbigen Lackierung ist einer vergangenen Epoche entstiegen. Wenn Laurent Lusseau mit seinem Peugeot 301 aus dem Jahr 1933 unterwegs ist, drehen sich viele Köpfe nach dem Wagen um. „Ich liebe Familienautos dieser Zeit wegen ihrer Seltenheit“, erklärt er. „Und sein Aussehen, das Sympathiekundgebungen auf den Straßen auslöst. An Bord dieses Autos, das nicht sehr schnell fährt, werde ich nie von ungeduldigen Menschen hinter mir angehupt, weil es Respekt hervorruft.”
Im März 1932 erregte der kleinere Bruder 201 als erster Peugeot (und erstes Großserienautomobil) mit unabhängiger Vorderradaufhängung Aufmerksamkeit. Die Werbung machte diesen Vorteil im Film deutlich, wenn das Auto z.B. auf „Wellblechpisten“ vorbeifuhr oder ohne Probleme Hindernisse wie Bürgersteige etc. überwand. Das verbesserte Handling und der Fahrerkomfort, der nicht mehr durch die Vibrationen des Lenkrads erschüttert wurde, wurden hervorgehoben.
Den 301 bot das Unternehmen mit einem Dutzend verschiedener Karosserien an, um möglichst breite Käuferschichten zu bedienen. Auf einem Rohrrahmen namens „Bloctube“ aufgebaut, boten sie für jeden etwas: Berlinet und Limousine, Coupé, Cabrio, Kombi, Reisebus, Taxi, Lieferwagen oder 7-sitzige Familienlimousine mit 6 Seitenfenstern und Heckkoffer…
Es ist dieses Ende 1933 gebaute Modell, ein 301 LR N8 F mit einer Länge von 4,67 m, das Laurent Lusseau im Jahr 2008 in der Nähe von Montargis fand. “Der Wagen war perfekt. Ich habe nichts daran gemacht und er läuft wie eine Uhr!“ Nachdem er ein viertes Pedal – einen mit dem Fuß betätigten Elektrostarter bedient hat, bringt der seitengesteuerte 1,5-Liter 4-Zylinder die knapp 1,2 Tonnen des Wagens mit 35 PS auf rund 90 km/h.
Die bis zu 7 Passagiere sind bequem untergebracht: Hinten auf einer großen Sofabank mit Armlehnen haben 3 der Personen Platz, auf der Fahrersitzbank 2 vorne und 2 zusätzlich durch umklappbare Notsitze in der Mitte.
Ab 1934 wurde die Anzahl der Karosserievarianten aus Einsparungsgründen auf drei reduziert; die hübschen Coupés und Cabrios fielen weg. Im September 1934 wurde eine neue Version der Limousine veröffentlicht: der 301 D mit einer flüssigeren Linie und einem merkwürdig geschwungenen Heck mit integriertem Kofferraum, der dem Wagen den Spitznamen “Biberschwanz” einbrachte.
Aber dieses Facelifting reichte nicht aus, um die Modellreihe am Leben zu erhalten: Im März desselben Jahres brach mit der Vorstellung des Citroen Traction eine Revolution aus. Dieser moderne optisch und technisch Wagen ließ nahezu alle anderen Autos der Ära buchstäblich „alt aussehen“.
Die Produktion des 301 wird nach 4 Jahren im Jahr 1936 mit 70.497 Exemplaren eingestellt.
Heute (Oktober 2019) sind in Frankreich nur noch einhundertsiebenundzwanzig *) 301 im Verkehr zugelassen, darunter nur 4 Limousinen wie die von Laurent Lusseau in Saint-Emilion. Ein Grand Cru von 1933, der in seiner Garage weiterhin friedlich altert.
*) Anmerkung: Das können wir uns kaum vorstellen, da allein im Deutschen Peugeot Vorkriegs Register aktuell rund 60 Fahrzeuge der Baureihe 301 gelistet sind und im Mutterland Frankreich ein Vielfaches davon vorhanden sein dürfte.
