Im Jahr 1954 ereignete sich eine Geschichte zu General Charles de Gulle, die der breiten Öffentlichkeit bis heute kaum bekannt ist. Sie wurde erst 2016 öffentlich, als sie nicht mehr unter die Geheimhaltungsstufe „geheime Verteidigungsdokumente” fiel.
Der General – im Jahr 1954 aufgrund starker Verluste seiner Partei RPF bei den Parlamentswahlen 1952 und den Kommunalwahlen 1953 ohne politische Ämter – hatte sich nach Colombey-les-Deux-Églises zurückgezogen. Die bis 1958 andauernde Phase im politischen Abseits bezeichnete er selbst später als traversée du désert („Gang durch die Wüste“). Er schrieb in dieser Zeit drei Bände seiner Memoiren.
Allerdings hält es ihn nicht immer im Büro – von Zeit zu Zeit geht er gerne auf Entdeckungsreise durch “sein Frankreich”. Dazu setzt er sich in sein Auto, damals ein Traction Avant, und fährt auf gut Glück und Abenteuer los. An diesem schönen und warmen Frühlingstag des Jahres 1954 war der Traction in der Werkstatt; trotzdem bat er seine Frau, ein Picknick vorzubereiten. Dann fuhren sie (ohne Begleitschutz, den de Gaulle hasste) in Yvonne de Gaulles Citroen 2 CV los. Bei Fahrten mit der Ente war sie die Chauffeurin, da der General sehr groß war und seine Beine das Lenkrad berührten.
Sie fuhren etwa 30 km und hielten auf einer Lichtung über einem Dorf an, um zu Mittag zu essen. Frau de Gaulle legte ein Tischtuch auf das Gras und holte die Lebensmittel aus dem Korb. Plötzlich sah sie, dass der 2CV sich selbstsändig machte und die Lichtung hinunter raste. De Gaulle rennt hinterher, aber es ist nichts zu machen, der Wagen nimmt Fahrt auf, und rast auf den Dorfplatz, wo er mit einem Lieferwagen kollidiert!
Er hält zunächst seiner Frau, die die Handbremse nicht richtig angezogen hatte, eine Standpauke und geht dann zu der Menschenansammlung, die sich inzwischen gebildet hat … und entschuldigt sich.
Der Lieferwagen – es handelt sich um einen Peugeot DMA – hat nicht einen Kratzer, die Ente ist aber nicht mehr fahrfähig. Daher bietet der Fahrer dem General an, ihn und seine Frau nach La Boisserie zu bringen. Sie nahmen das Angebot an und gelangten ohne Probleme nach Hause.
Schon eine Stunde später waren Männer des Nachrichtendienstes SDECE (Service de la Documentation Exterieur et Contre-Espionage) vor Ort und ließen die Ente sowie die Beweise für den Unfall verschwinden.
Das hier zu sehende, vom belgischen Touristen van Visapril aufgenommene und sorgsam aufbewahrte Foto ist bis heute das einzige bildliche Zeugnis des Vorfalls.