Mit dem Oldtimer beim Film

Mit dem eigenen Oldi bei einem Film mitmachen und dabei noch etwas Geld verdienen, um den Unterhalt des historischen Kulturguts zumindest ein wenig zu finanzieren, das wünschen sich sicherlich viele Besitzer. Aber wie kommt man dazu, wenn man keine Kontakte zu Produktionsfirmen hat?

Inzwischen gibt es Internetfirmen, die sich auf die Vermittlung von Fahrzeugen für Film und Fernsehen spezialisiert haben. Eine davon ist die Seite “Filmautos.com”, bei der inzwischen rund 3.000 Fahrzeuge registriert sind, eine andere die Fa. Thulke in Salzgitter.

Dort habe auch ich meine Oldies seid Längerem kostenfrei gelistet. Man muss sich anmelden und Fotos des Fahrzeugs zur Verfügung stellen. Die Firma macht aufgrund ihrer Erfahrung dann eine Preiseinstufung für die Fahrzeugmiete (pro Tag) basierend auf den Angaben des Besitzers zu Zustand, Besonderheiten, Verfügbarkeit etc., die dann mit dem Eigentümer abgestimmt wird. Die gezahlten Mietpreise liegen zwischen 200,00 und 800,00 EUR. Für den Großteil der Fahrzeuge werden Mietpreise zwischen 300,00 und 400,00 EUR pro Miettag (abzgl. Provision von 10 % des Mietpreises zzgl. MwSt.) an die Besitzer ausbezahlt. Bei weiteren Anfahrten, notwendigen Übernachtungen usw. werden zusätzlich Spesen zur Verfügung gestellt.

Wenn die Registrierung erledigt ist, passiert nach meiner Erfahrung erst einmal überhaupt nichts. Ich hatte die Sache eigentlich schon lange vergessen, als eines Tages das Telefon läutete und ich gefragt wurde, ob der Peugeot 203 an einem bestimmten Datum zur Verfügung stehen würde.

Er sei für eine ZDF-Produktion mit Christine Neubauer in der Titelrolle angefragt worden. Außerdem seien Nicole Heesters und Michael Mendl mit dabei, weitere Rollen seien mit prominenten Schauspielern wie Catherine Flemming, Simon Schwarz, Florian Bartholomäi und Harald Schrott besetzt.

Filmset "Die Holzbaronin"

Ich müsse dann pünktlich um 10 Uhr in Lauf bei Sasbachwalden im Schwarzwald sein. Wie sich bei Nachfrage herausstellte, handelt es sich um die Ziegler-Produktion  “Die Holzbaronin”, die dann im Herbst 2012 als Zweiteiler gesendet wurde.

Am Tag des Drehs brachen meine Frau und ich früh auf und hatten bei sehr schönem Wetter eine angenehme Fahrt mit dem Oldi über Horb, Freudenstadt und die Schwarzwaldhochstraße. Pünktlich um 10 Uhr waren wir am Drehort und wurden vom Team aufgenommen, als wenn wir schon immer dazugehören würden.

Filmset "Die Holzbaronin"
Filmset "Die Holzbaronin"
Filmset "Die Holzbaronin"

Bei allen Autos mussten die Kennzeichen abmontiert und durch von der Filmfirma zur Verfügung gestellte, zeitlich passende ersetzt werden. Wir bekamen (weiße Schrift auf schwarzem Grund) FW – 06 – 1181 – eine Besatzungs-Zulassung aus der französischen Zone Süd-Württemberg/ Hohenzollern, die bis 1957 so gültig war und dann von unseren heute noch bekannten Kennzeichen mit schwarzer Schrift auf weißem Grund abgelöst wurde.

Peugeot 203 am Filmset "Die Holzbaronin"

Dann lernten wir, dass Filmen vorwiegend aus WARTEN besteht. Ab ca. 11.00 standen wir am Set, wurden eingewiesen und mit einem Funkgerät ausgestattet. Dann durften wir bei etwa 30 °C warten – ich mit Hut und Trenchcoat, meine Frau mit Kopftuch und Blazer zeitlich passend, fürs Wetter aber viel zu warm bekleidet. Zum Glück wurden wir vom Team mit kalten Getränken versorgt. Plötzlich die Anweisung von Regisseur Marcus O. Rosenmüller “Michael, bitte losfahren” – ich fahre los, über die kleine Brücke …. da tönt aus dem Funkgerät “Halt, alles zurück, der Peugeot kam zu spät” – also nochmal und nochmal und aus der nächsten Perspektive und aus dem fahrenden Auto und von hinter dem Baum ……

Peugeot 203 am Filmset "Die Holzbaronin"
Peugeot 203 am Filmset "Die Holzbaronin"
Filmset "Die Holzbaronin"

Dazwischen immer wieder warten. Plötzlich heißt es, Mittagspause, alle zum Essen fassen ins Gasthaus. Wir waren mit eingeladen. Gegen 14 Uhr ging es weiter. Kurz vor 17 Uhr dann noch als letztes eine Vorbeifahrt an den Mikrofonen für den Ton, dann hatten wir unser Pensum erledigt.

Bei nach wie vor schönem Wetter und bei mit offenen Schiebedach während der Fahrt erträglichen Temperaturen ging es auf Landstraßen zurück über den Schwarzwald nach Hause.

Insgesamt hatten wir einen sehr schönen und interessanten Tag erlebt, bei dem wir einmal hinter die Kulissen der Filmemacherei schauen konnten. Ich hoffe, dass es nicht der letzte Einsatz eines meiner Autos bleibt.

Ach ja – im fertigen Film war unser 203 etwa 3 Minuten nach dem Beginn für ca. 10 Sekunden zu sehen…..

Michael Kreuz

Peugeot 203 am Filmset "Die Holzbaronin"