„Selbstmördertüren“ + Sicherheitszapfen-Schlösser

Praktisch alle unser Vorkriegs-Peugeot-Fahrzeuge (und auch noch einige Nachkriegstypen wie z.B. der bis 1960 gebaute 203) haben Fahrer- und Beifahrertüren, die an der B-Säule angeschlagen sind und sich nach hinten öffnen.

Das ist einerseits gefährlich, wenn sich die Türen während der Fahrt ungewollt öffnen. Im Ruhezustand aber können diese sogenannten Selbstmördertüren, wie wir sie auf dem Foto beim Peugeot 402 sehen können, durchaus überzeugen. Denn das Einsteigen ist mit der nach hinten öffnenden Türe einfacher und für einen allfälligen heranfahrenden Fahrradfahrer wäre die sich öffnende Türe bei einer Kollision vermutlich auch weniger gefährlich. Sogar das Öffnen, wenn man im Auto sitzt, scheint irgendwie weniger Kraft zu benötigen und der Ausstieg klappt sowieso problemlos.

Selbstmördertüren beim Peugeot 402

Die hinten angeschlagenen Türen wurden 1961 in Deutschland für Neufahrzeuge verboten, weil sie bei unbeabsichtigtem Öffnen während der Fahrt nicht durch den Fahrtwind zugedrückt, sondern durch den großen Luftwiderstand der Türfläche aufgerissen und überdreht werden. Hält ein Insasse während der Fahrt die sich öffnende Tür mit der Hand fest (z. B. um sie wieder zu schließen), kann bei höheren Geschwindigkeiten die Kraftwirkung unterschätzt und die Person am Arm nach außen gezogen werden. Eine besondere Gefahr bestand für Kinder, die früher weder angegurtet waren noch in Kindersitzen saßen. Außerdem wird eine unvorsichtig geöffnete Tür auf der Straßenseite von einem aus der Fahrtrichtung dagegenstoßenden Fahrzeug mit Wucht zugeschlagen, was bei einem im Aussteigen begriffenen Passagier schwerste Verletzungen nach sich ziehen kann.

Die Verbotsgegner wiesen darauf hin, dass beim Aufprall des Fahrzeugs die hinten angeschlagenen Türen auch bei verzogener Karosserie nicht aufsprangen und die Insassen nicht aus dem Fahrzeug geschleudert werden konnten. Ein weiteres Argument war, dass vorn angeschlagene Türen bei unachtsamer Öffnung durch ein von hinten kommendes Fahrzeug abgerissen werden könnten, während eine Selbstmördertür dann wieder zugeschlagen werde

Bei Peugeot gab es allerdings einen sicherheitstechnischen Sonderfall:

Schon seit Ende der 1920er Jahre – beginnend mit dem Einbau im Typ 201 – wurden Schlösser benutzt, die mit sogenannten Sicherheitszapfen versehen waren. Daher waren Peugeot-Fahrzeuge deutlich weniger als andere Marken von den oben beschriebenen Unfällen durch sich öffnende Türen betroffen.

Schon seit Ende der 1920er Jahre - beginnend mit dem Einbau im Typ 201 – wurden Schlösser benutzt, die mit sogenannten Sicherheitszapfen versehen waren.
Der an der Karosserie angeschlagene Zapfen, der in die Tür eingreift und in den
Schon seit Ende der 1920er Jahre - beginnend mit dem Einbau im Typ 201 – wurden Schlösser benutzt, die mit sogenannten Sicherheitszapfen versehen waren.
der in der Tür befindliche Querrigel einrastet und die Tür sicher verschliesst

Hier handelt es sich fast um das identische System, das nach mehrheitlicher Meinung von Automobilkennern erst Ende der 1940er Jahre von Mercedes Benz (ohne Kenntnis der Peugeot-Konstruktion???) entwickelt und am 23. April 1949 unter der Nummer 827 905 als „Schließvorrichtung, insbesondere für Kraftfahrzeugtüren“ vom deutschen Patentamt registriert wurde.

„Schließvorrichtung, insbesondere für Kraftfahrzeugtüren“
Hier das ähnliche, von Mercedes 1949 patentierte und dann weiterentwickelte “Sicherheitszapfenschloß”

Heute sind nach hinten öffnende Türen äußerst selten. Ausnahmen bilden beispielsweise die Hintertür des Mini Clubman, die Hintertüren des Mazda RX8 und die Fahrer-/Beifahrer-Türen beim neuen Rolls-Royce Cabriolet. Allesamt sind sie natürlich so gesichert, dass sie nicht unabsichtlich aufgehen können. Und das war früher wohl nicht so einfach möglich …