21.3.1942 – Execution von George Paulin + Jacques Kellner

George Paulin und Jacques Kellner verloren ihr Leben im Kampf um die Befreiung Frankreichs vom Nazi-Regime

Am 21. März 1942 lag ein Hauch von Frühling über Paris, ein Segen nach dem harten Winter, der einer der kältesten seit Menschengedenken war. In den Straßen ging das Leben seinen Gang, in den Cafés begannen die Menschen zaghaft zu hoffen, dass sich die Kriegsgeschicke zu Gunsten der Alliierten verändern könnten. Im Gegenzug dazu hatte der Winter das Gefängnis von Mont-Valerien noch fest im Griff. Die fünf verurteilten Résistance-Kämpfer waren am frühen Morgen zum Hinrichtungsplatz transportiert worden. Der erste Schuss fiel um 4.01 Uhr, der letzte um 4.23.

Zu den hingerichteten Kämpfern gehörte der zuletzt für die Firma Bentley tätige Designer George Paulin, der u. a. die begeisternden Peugeot 402 DarlMat-Coupes und den Peugeot Eclipse entworfen hatte. Außerdem Jacques Kellner, der als bester Karosseriebauer Frankreichs gegolten hatte und Präsident des Verbandes französischer Karosseriebauer war.

Paulin und Kellner hatten sich 1934 über den Engländer Walter Sleater, der Direktor der französischen Rolls-Royce Niederlassung war und auch Bentley vertrat, kennengelernt. Sleater verkaufte vorwiegend rollende Chassis und sorgte dafür, dass seine Kundschaft die Aufbauten bei Kellner kreieren ließ. Zu dieser Zeit arbeitete Paulin mit Emilie DarlMat zusammen, bei dem die von ihm entwickelten „Eclipse-Coupe/Cabrios“ vorwiegend auf Chassis des Peugeot 401 bzw. 402, aber auch auf anderen Typen wie z.B. dem Lancia Belna gebaut wurden. Die Firma DarlMat war Mitte der 30er Jahre auch so etwas wie die „Rennabteilung“ von Peugeot, bei der in enger Zusammenarbeit mit Paulin die 302 und 402 Special-Roadster, die dann bei den 24 Stunden von LeMans eingesetzt wurden, entstanden.

1938 ließ verkaufte Sleater ein Bentley-Chassis an den griechischen Rennfahrer und Millionär Andre Embiricos. Die hinreißende Stromlinien-Karosserie des heute noch existierenden Wagens wurde von George Paulin gezeichnet und führte dazu, dass er eine feste Anstellung bei Bentley in England bekam.           

Als 1940 die deutschen Truppen einmarschierten, konnte Sleater nach Spanien flüchten, wo er vom britischen Geheimdienst den Auftrag erhielt, Widerstandsgruppen in Frankreich aufzubauen. Über seinen in Paris verbliebenen Schwager Jean Schoofs trat er in Frühjahr 1941 an Paulin, der kurz nach der Besetzung von Paris wieder aus England zurückgekommen war und Kellner heran. Beide hatten ein offenes Ohr für die Idee und auch schon schlechte Erfahrungen mit den Deutschen gemacht. Paulins Großmutter war im Ersten Weltkriegs bei der Beschießung von Paris durch die Reichswehr ums Leben gekommen, Kellners Betrieb war konfisziert und sollte Teile für die ME 262 bauen.

Im Lauf der nächsten Monate lieferte die um die beiden entstandene Résistance-Zelle wichtige Informationen über die deutschen Aktivitäten im besetzten Gebiet. Darunter auch die, die dazu führte, dass sich Churchill entschied, die Renault-Werke bombardieren zu lassen. Dabei wurde als „Kollateralschaden“ Kellners benachbarte Karosseriefirma gleich mit zerstört.

Durch einen französischen Kollaborateur wurde die Gruppe dann verraten. Zwischen dem 31.10. und 6.11.1941 wurden praktisch alle Mitglieder der Zelle von der Gestapo verhaftet, eingekerkert und gefoltert. 5 Monate später standen sie dann dem Erschießungskommando gegenüber.         

Quelle „The Kellner Affair – Matters of Life and Death“