Herbstausfahrt der Amicale Peugeot Österreich/Schweiz vom 19. – 21.9.2008

oder “Im Heidiland sind die Löwen los“.

Über das Wochenende vom 19. bis 21. September war es endlich soweit: Nach 15 Jahren gab es wieder ein gemeinsames Treffen des österreichischen und des schweizerischen Peugeotclubs.

Nachdem wir den Präsidenten der Amicale Peugeot Autriche, Herrn Michael Mailling, anlässlich unserer Eclipse-Sonderschau auf der RetroClassic 2008 in Stuttgart kennengelernt hatten und er als Besitzer eines 302 spontan Mitglied im Register geworden war, erhielt ich von ihm eine Einladung zu diesem Treffen, die auch für die restliche „Standbesatzung“ der Retro galt.

Impressionen Herbstausfahrt der Amicale Peugeot Österreich/Schweiz vom 19. – 21.9.2008

Am 19.9. fuhren wir gegen 10 Uhr von Stuttgart Richtung Feldkirch los, nachdem ich den 402 auf einen gemieteten Hänger verladen hatte. Die ca. 260 km-Anreise verlief gut. Kurz vor Ulm hatten wir ein denkwürdiges Erlebnis, als uns auf einem Autobahnparkplatz eine junge Frau (KFZ-Kennzeichen Frankfurt / Main) mit der Landkarte in der Hand ziemlich ratlos fragte, wo sie denn eigentlich sei und wie sie zum Bodensee käme. Als ich sie fragte, wo am Bodensee sie hinwolle, antwortete sie „Konstanz“. Es stellte sich heraus, dass sie die Abzweigung am Autobahnkreuz Stuttgart verpasst hatte und nun rund 100 Kilometer zurückmusste. Den geschäftlichen Termin, zu dem sie wollte, konnte sie wohl absagen.

Gegen 14 Uhr kamen wir nach gemütlicher Fahrt mit Mittagspause beim Hotel in Feldkirch an, wo wir schon auf der Straße stürmisch von Inge und Heiner Neubauer aus Pegnitz, die mit ihrem 301 teilnahmen, begrüßt wurden. Auf dem Parkplatz waren schon einige Peugeot-Oldtimer aufgestellt.

Nach dem Abladen erhielten wir unsere Unterlagen und konnten in aller Ruhe unser Zimmer beziehen. Kurz danach erhielt meine Frau Besuch von einem fremden Herrn, da die Rezeption unsere Zimmernummer doppelt vergeben hatte. Das ließ sich recht leicht klären und gab in Anschluss noch Anlass zu viel Gelächter.

Beim abendlichen Empfang wurde dann klar, dass es sich um eine wirklich internationale Veranstaltung handelte: Peugeotfreunde aus insgesamt 5 Ländern – Österreich, Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland – waren dem Ruf nach Feldkirch gefolgt. Nachdem wir einige davon von früheren bzw. dem diesjährigen internationalen Treffen in Naantali schon kannten, ging der Abend dann mit einem ersten Kennenlernen bzw. Auffrischen von Bekanntschaften gemütlich zu Ende.

Es waren folgende Peugeot-Typen, teilweise das gesamte Wochenende oder nur samstags während der Rundfahrt anwesend:

Aus der Nachkriegsproduktion die Baureihen 203, 403, 204 , 304, 404, 504, 604, 205, 505 und 309. Das ansehnlichen Vorkriegsfeld bestand aus einer 401 Limousine, einer 302 Berline, einer 202 Berline, einem 302 Cabriolet, Neubauers 301, unserem 402 und als ältestem Fahrzeug ein seltenes 201 E Coupé.

Die Abfahrt am nächsten Morgen gestaltete sich problemlos, obgleich gut 40 Automobile im Konvoi fuhren. Leider war es etwas diesig, sodass die Gegend nicht gänzlich bewundert werden konnte. Der erste Halt war in Werdenberg vorgesehen. Dort hatten wir eine kundige Führung durch das mittelalterliche Städtchen. Komplett original erhalten, nie abgebrannt, trotz der Lage in einem Föhntal, wie der Führer eindruckvoll betonte. Toll anzusehen und auf alle Fälle eine Reise wert.

Nachher ging es auf Nebenstraßen in das berühmte Heidiland (bekannt aus dem Film) nach Flums, dann sollte es über eine Bergstrecke von zehn Kilometern Länge zum Restaurant Cresta in schwindelnder Bergeshöh’ zum Mittagessen gehen.

Allerdings wurden wir nach drei Kilometern zu einem Aufenthalt gezwungen. Dort schien ein Grossanlass bevorzustehen, und der nervöse Polizist auf der Bergstraße nach Flumserberg erklärte denn auch den Grund: Alpabfahrt bzw. Almabtrieb fand statt, und unsere Kolonne hatte also ein paar Hundert Stück Vieh auf der Rückkehr aus dem Bergurlaub zu passieren. Zum Glück fanden wir einen Ausstellplatz und eine günstige Kreuzungsstelle, sodass mit Ausnahme von ein paar Kuhfladenspritzern an Hosen und Kotflügeln (nomen est omen) die Begegnung mit den Vierbeinern reibungslos verlief. Prächtig geschmückt und mit Glocken behangen waren die Tiere, und der Stolz über die schönen Herden war den Sennen und Aelplerinnen anzusehen.

Impressionen Herbstausfahrt der Amicale Peugeot Österreich/Schweiz vom 19. – 21.9.2008

Die Kühe hatten zum Teil bereits mehr als zehn Kilometer in den Beinen, doch die vielen Zuschauer schienen Ansporn für einen schnellen Marsch zu sein. Zum Glück waren die Kuhfladen von den talwärts fahrenden Autos bereits etwas plattgefahren, sodass wir den Rest der Bergstrecke ohne allzu viel Hindernisse in Angriff nehmen konnten. Auf rund zehn Kilometern stieg die Straße auf über 1000 Meter über Meer an. Bei der Bergbahn-Talstation Tannenbodenalp war der Parkplatz des Restaurants Cresta reserviert. Alle Peugeots schafften die anspruchsvolle Bergstrecke ohne Probleme.

Thomas Vögeli, Präsident des Schweizer Clubs und Mitveranstalter, raufte sich die Haare. Wir und die meisten anderen aber haben ihm versichert, dass es wirklich sehr gut organisiert sei, einen so schönen Almabtrieb mit im Programm zu haben. Vor allem genau zur richtigen Zeit, als wir am Berg waren. Von hieraus nochmals ein Bravo. Durch die gründliche schweizer Planung, kamen wir nicht einmal arg verspätet, gerade eine viertel Stunde, oben an. Die Aussicht war phänomenal, wenngleich durch einige Wolken und Nebelfelder etwas getrübt. Aber man konnte sich einen guten Eindruck verschaffen. Vor allem die imposante Südseite der sogenannten „Sieben Churfirsten“, eine Bergkette mit mehrfach unterbrochenem First, allesamt gut 2.300 Meter hoch, versetzte uns in anerkennendes Staunen.

Dort hatten wir auch Gelegenheit, mit den Besitzern der anderen Vorkriegspeugeots näheren Kontakt aufzunehmen. Besonders angetan hat es mir der 401 von Thomas Hess.

Impressionen Herbstausfahrt der Amicale Peugeot Österreich/Schweiz vom 19. – 21.9.2008

Nach dem Mittagessen wollten wir zum nächsten Punkt der Tagesordnung, zum St. Luzisteig zu einem Militärmuseum fahren. Ich sage “wollten”, weil so ganz einfach war dies nicht. Vor der Abfahrt war Thomas Vögeli noch zuversichtlich und meinte, dass es nun kein Problem mit irgendwelchen Kühen mehr geben sollte. Weit gefehlt. Einige Kilometer nach Flums stießen wir auf eine Kolonne, da nun die Kühe nach altem Brauch zu ihren Bauern getrieben wurden. Wir meisterten auch diese Hürde. Doch in Mels hätten wir laut Beschreibung links abbiegen sollen. Allerdings war alles wegen des Almabtriebes gesperrt. Wir nahmen Umwege und kamen schließlich doch wieder auf den richtigen Weg und auch nach St. Luzisteig. Mittlerweile war die Kolonne hoffnungslos zerrissen, aber es fanden doch alle hin. Hier sei den Verantwortlichen für die brillante Wegbeschreibung herzlichst gedankt. Das Gute war, dass wir für unsere Löwen gleich ein bewunderndes Publikum hatten. Aber ich glaube nicht, dass einer von uns in nächster Zeit gerne Kühe sehen möchte. Davon haben wir genug. Es sei denn tranchiert, köstlich zubereitet und nett auf einem Teller angerichtet. Das eigenartige ist nur, dass wir bei all den vielen Rindviechern die Milka Kuh nirgends sehen konnten.

Impressionen Herbstausfahrt der Amicale Peugeot Österreich/Schweiz vom 19. – 21.9.2008
Durch den Almabtrieb kam es zu einiger Verwirrung

Auf der Luzisteig besuchten wir das Militärmuseum, wo eine Ausstellung und ein Film aus der langen Geschichte dieser Grenzbefestigung gezeigt wurde. Zum Glück besuchen heute die vereinigten europäischen Peugeot-Liebhaber gemeinsam diesen Ort, ohne sich an den Grenzen bewaffnet gegenüber zu stehen. Der Blick auf die Geschichte gehört aber auch zum Bewahren der Erinnerung, wie dies in einer andern Form mit dem Erhalten der alten Technik der Fall ist.

Die Rückfahrt zum Hotel durch das Fürstentum Liechtenstein verlief unspektakulär. Leider fiel der 201 auf der Bergstrecke aus, irgendetwas mit der Zündung lief nicht so richtig und er konnte nicht mehr weiterfahren. Der Besitzer Georg Kainz – inzwischen auch Mitglied im Register geworden – kam auch erst später ins Hotel und hatte seinen Wagen bereits auf dem Hänger. Übrigens der einzige Ausfall während der Veranstaltung.

Zurück in Feldkirch konnten wir uns beim Prosecco in der Hotelbar von der Reise erholen. Bald wurde zum Abendessen gerufen, und später am Abend bestand Gelegenheit, das Tanzbein zu schwingen. Nicht alle gönnten sich eine lange Nachtruhe, war am Sonntagmorgen zu erfahren.

Nun galt es bereits Abschied zu nehmen von jenen, die eine lange Heimreise vor sich hatten. Insbesondere fünf Teilnehmer aus der Gegend von Wien mussten uns vorzeitig verlassen, da der Autoreisezug nicht warten wollte.

Der Großteil der Teilnehmer fuhr jedoch Richtung Norden nach Altenrhein am Bodensee, wo die traditionelle historische Verkehrsschau stattfand. Da staunten die Besucher, wie sich zahlreiche alte und seltene Peugeots gemeinsam einfanden. Auf dem Flughafenareal war eine unüberschaubare Zahl von Autos, Motorrädern, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und historischer Technik zu sehen. Es gab bekannte Marken zu bestaunen, aber auch seltene Gefährte und urtümliche Maschinen weckten das Interesse der Besucher. Alle konnten sich so lange auf dem Festplatz tummeln, wie sie wollten.

Der Abschied fand gleich nach der Ankunft statt, weil alle dachten, inmitten der Menge sehe man sich kaum nochmals. Doch waren auch Stunden später die meisten Peugeots noch auf dem gemeinsamen Platz parkiert, was eindeutiges Zeichen war, dass die vielen alten Gefährte, die Marktstände und nicht zuletzt auch die Imbissstände großes Interesse weckten.

Auf der Verkehrsschau trafen wir auch auf Vorkriegs-Peugeots, die nicht an der Veranstaltung teilgenommen hatten: Oben ein Typ 172, unten ein Typ 92 D aus dem Jahr 1908.

Neubauers und wir fuhren von Altenrhein nochmals zurück nach Feldkirch, wo wir eine weitere Nacht im Hotel verbrachten. Den Abend nutzten wir, uns die Stadt anzuschauen, von der wir bis dahin nur wenig gesehen hatten. Am Montagmorgen verluden wir dann zusammen unsere Autos und machten uns auf den Heimweg, wo wir nachmittags wohlbehalten ankamen. Der erste Weg nach dem Abladen führte mich in eine Auto-Waschanlage, wo ich die Hinterlassenschaften des Almabtriebs entfernte.

Ich möchte mich im Namen des deutschen Peugeot Vorkriegs Registers und der beiden aus unseren Reihen teilnehmenden Teams für die Einladung zur Teilnahme an dieser ausgezeichneten Ausfahrt bedanken. Das gilt insbesondere für die Organisatoren Thomas Vögeli und Markus Kühny sowie Familie Mailling. Wir hoffen, dass es nicht die letzte gemeinsame Veranstaltung war.

Für diesen Bericht habe ich eigene Eindrücke und den Text der Organisatoren aus der Schweiz und Österreich herangezogen

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