Zu Beginn der Motorisierung Ende des 19 Jahrhunderts experimentierten einige wenige Automobil-Hersteller mit elektrischen Antrieben, die aber schnell zugunsten der leichteren und besser handhabbaren Verbrennungsmotoren aufgegeben wurden.
Ab 1902 versuchte man bei Peugeot, den Elektroantrieb zum Antrieb von Lieferfahrzeugen zu nutzen. Im Jahr 1902 wurden einige Prototypen produziert, das Projekt aber wegen Unwirtschaftlichkeit schnell wieder aufgegeben.
Armand Peugeot entschied damals: “Es wird uns nie gelingen, wirklich einsatzfähige Elektro-Lkw zu bauen. Das enorme Gewicht der Batterien macht die Lösung fast unmöglich. Es gibt keine Fortsetzung des Projektes!”
Trotzdem behielt man bei Peugeot diese Antriebsart im Auge. Auf Anfrage der französischen Armee startet Peugeot daher im Jahr 1915 mit Hilfe des Ingenieurs Etienne Oehmichen die Entwicklung eines 7-Tonnen-Panzers mit Hybridantrieb. Das Kampffahrzeug ist mit einem vom Ingenieur Grémillon entworfenen Benzinmotor ausgestattet, der einen Stromgenerator antreibt. Dieser speist die Induktoren von 2 Elektromotoren, die direkt in den beiden Kettenrädern sitzen und diese antreiben.
Somit handelt es sich um ein Hybridfahrzeug, das seiner Zeit Jahrzehnte weit voraus ist!
Von diesem Panzer wurde jedoch nur ein Exemplar gebaut, das ab 1917 einsatzbereit war. Da die Technik aber als zu als zu schwer beurteilt wurde, wird sie vom Militär nicht weiter verfolgt und die Entwicklung auch bei Peugeot eingestellt.
Wie man sieht, kämpften schon die frühen Ingenieure mit den gleichen Probleme, die noch heute den Einsatz der Elektro-Antriebstechnik auf leichte Fahrzeuge beschränken.
Während einer Veranstaltung, die von ῍l ‘Union des syndicats d’électricité῍ organisiert wurde, präsentiert Automobiles Peugeot im Juni 1926 vier Elektrofahrzeuge: einen Lieferwagen, ein Taxi sowie 2 geschlossene Innenlenker-Limousinen.
Diese sind von der Firma Janoir aus St. Quent karossiert und werden bei Peugeot am Pariser Quai de Passy vorbereitet.
Der Lieferwagen legt ohne Aufladen 211,6 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,5 km/h zurück, die beiden Limousinen fahren 201 km mit 25 km/h und das Taxi 192 km mit 23 km/h mit jeweils einer Batterieladung. Eine kommerzielle Umsetzung erfolgt jedoch – vermutlich aufgrund der sehr geringen Durchschnittsgeschwindigkeiten – nicht.
Im Oktober/November 1940 wird ein neues Projekt “électrique῍ mit 2 Prototypen auf der Grundlage von 202 Limousinen geboren. Die Batterien sind alle in der Front untergebracht und die Tests sind sehr aussagekräftig. Die COA (Comitéd’organisation de l’automobile), eine staatliche Institution, die im September 1940 geschaffen wurde, um die Tätigkeit der Hersteller und ihre Materiallieferungen zu regulieren, war jedoch gegen die Serienentwicklung des Elektroautos.
Leider liegen mir keine Fotos von diesen frühen Elektro- bzw. Hybridprojekten bei Peugeot vor. Bisher konnte mir auch das Archiv der L’Aventure – von der ich die Informationen habe – hier nicht helfen.
Unter dem Einfluss der kriegsbedingten Treibstoffrationierung verfolgt Peugeot die Technik jedoch weiter, um auf diese Weise während der Besatzungszeit Fahrzeuge für den zivilen Bereich liefern zu können. Am 28. März 1941 stellt man den ῍Peugeot VLV῍ (Véhicule Léger de Ville) beim Service des Mines – der zuständigen Genehmigungsbehörde – vor.
Das Auto ist nur 2,67 m lang und wurde als Mini-Cabriolet mit zwei versetzten Sitzen gebaut. Ausgestattet mit einem Aluminiumgehäuse wiegt es einschließlich der voluminösen Batteriezellen nur 350 Kilo.
Der Elektromotor befindet sich zwischen den Hinterrädern und entwickelt 3,3 PS bei 2250 U/min. Er wird von 4 Batterien mit 12 Volt gespeist und bietet eine Reichweite von 75 bis 80 km. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 36 km/h.
Da das Werk Sochaux unter deutscher Besatzung stand, wurde dieses Modell in der Region Paris von Juni 1941 bis Januar 1943, als das Programm eingestellt wurde, gebaut. Einige wenige Fahrzeuge wurden noch bis 1945 montiert. Aufgrund der damals chaotischen Rohstoffversorgung wurden nur 377 Fahrzeuge produziert und für die Nutzer von ῍Bons und achat῍ (hauptsächlich Post und Ärzteschaft) reserviert.
Nach dem zweiten Weltkrieg betrieb Peugeot in den 1970er/80er Jahren im Bereich Elektromotoren eine Forschungskooperation mit dem Energiekonzern Alstom. Mitte der 80er wurde in La Rochelle eine mit Hybridtechnik betriebene Flotte von 50 Taxis im Stadtverkehr eingesetzt und in den 1990ern entstanden diverse Conceptcars mit alternativen Antrieben. Aber diese Geschichte wird an anderer Stelle ausführlich behandelt.
Heute werden die Peugeot-Modelle 208, 2008, 3008, 508 sowie 5008 serienmäßig mit Elektroantrieb angeboten.
Autor: Henri AUGER
Ich danke Herrn Herve Charpentier von der L‘Aventre Peugeot für die Überlassung des Artikels