Peugeot Typ 172 – die letzten Peugeot „Quadrilette“

Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich Frankreich in einer schlechten wirtschaftlichen Situation. Daher waren für die Massenmotorisierung steuerlich günstig eingestufte, sparsame „Cyclecars“ wie z.B. der Peugeot Typ 161 auf den Markt geworfen worden, für die jährlich nur 100 FF zu zahlen waren. Von den als Quadrilette bezeichneten Modellen Typ 161 und 161 E wurden 3.500 Einheiten gebaut, was von 1921 – 1923 rund 31 % der gesamten Peugeot-Produktion entsprach.

Im April 1924 wurde die steuerliche Subventionierung geändert: die Steuer für Ceyclecars wurde auf 120 FF angehoben, die für „Kleinwagen“ auf 180 FF reduziert, womit sich Kosten/Nutzen der Kleinstwagen negativ veränderten. Damit war die Aera der „Cyclecars“ nicht nur bei Peugeot vorbei und es wurde Zeit, im Kleinwagenbereich leistungsfähigere Fahrzeuge anzubieten. 

Auf Basis des 4 CV Typ 161 E und eng mit diesem verwandt entstand bereits Ende 1922 der Peugeot Typ 172. Beide waren Weiterentwicklungen des Peugeot Bebe aus dem Jahr 1914, an dem Ettore Bugatti mitgewirkt hatte. Vom noch als Quadrilette einzustufenden Typ 172 entstanden 8.705 Exemplare.

Peugeot Typ 172 Quadrilett aus dem Jahr 1921 auf unserem Stand auf der RetroClassics in Stuttgart
Peugeot Typ 172 Quadrilett aus dem Jahr 1921 auf unserem Stand auf der RetroClassics in Stuttgart

Während beim Modell Peugeot 161 die Passagiere auf zwei Sitzen hintereinander und beim 161 E nebeneinander versetzt saßen, hatte der Typ 172 bereits zwei Sitze nebeneinander und glich so der Kleinstausführung eines Tourenwagens. Dies gelang durch die Vergrößerung der Karosserie. Gegenüber dem Typ 161 war der Typ 172 um 20 cm auf 3,15 Meter verlängert und auch um einige Zentimeter verbreitert worden. Eingestiegen wurde ausschließlich durch eine kleine Tür auf der Beifahrerseite.

Technisch handelte es sich beim ersten Typ 172 aber praktisch um einen etwas vergrößerten Typ 161 E – der Rahmen incl. Antriebsaufhängungen, Achsen, Federung und 3-Gang-Getriebe incl. des Verzichts auf ein Differential blieben nahezu unverändert.

Allerdings wurde die Motorleistung gesteigert: Der Motor der Typen 161 hatte einen Hubraum von 667 cm³, woraus ca. 9.5 PS erzielt wurden, die die Autos auf etwa 45 km/h beschleunigten.

Der 4-Zylinder Motor des Typ 172 leistet aus gleichen Hubraum etwa 11 PS. Damit  bringt er den Typ 172 auf eine Höchstgeschwindigkeit von gut 60 km/h. Theoretisch wäre eine höhere Geschwindigkeit möglich, aber werksseitig wurden die Motoren gebremst.

Der Typ 172 wurde je nach Einsatzgebiet und Ausstattung zu unterschiedlichen Preisen vermarktet: Sie reichten von 7.700 FF, die für nacktes Chassis verlangt wurden, bis hin zu 11.300 Francs für eine sportliche, wettbewerbstaugliche Version.

Anfang 1924 wurde die Baureihe durch den Typ 172 BS “Grand Sport” erweitert, der auch als Quadrilette Grand Sport bezeichnet wurde. Der BS wurde ausschliesslich mit Spider-Karosserie angeboten. Der vom normalen Typ 172 abgeleitete Motor wurde auf 720 cm³ Hubraum vergrößert. Hiervon wurden allerdings nur 100 Exemplare gebaut

Peugeot Typ 172 BS "Grand Sport"
Typ 172 BS “Grand Sport”
Motoransicht Peugeot Typ 172 BS "Grand Sport"

Trotzdem ist der 172 BS interessant, da er aufgrund des größeren Motors zum Bindeglied zwischen den „Quadriletten“ und dem neuen, weiterhin unter der Bezeichnung Typ 172 angebotenen als 5 CV – Modelle wird. 

Der 4 CV Typ 172 und die neuen 5 – CV der Reihe 172 BC werden bis Ende 1924 parallel angeboten.