Cheval Fiscal (CV) = Steuer-PS – was ist das?

In vielen Artikeln auf dieser Homepage taucht der Begriff „CV“ in Verbindung mit einer davor stehenden Zahl und einem Autotyp auf.

Z. B. ist der Peugeot 402 ein „11-CV“, was häufig einfach mit PS übersetzt wird. Das ist natürlich falsch, da der 402 je nach Ausführung zwischen 58 und 63 PS als Motorleistung erbringt.

Peugeot Typ 145 aus dem Jahr 1914 - ein 18 CV
Peugeot Typ 145 aus dem Jahr 1914 – ein 18 CV

Was hat es nun mit den „Steuer-PS“ auf sich?

Cheval fiscal (wörtlich übersetzt „steuerliches Pferd“) ist in Frankreich, Belgien, Spanien (caballo fiscal oder potencia fiscal), Italien (cavalli fiscali oder potenza fiscale) und Griechenland eine Kennzahl zur Festlegung der Kraftfahrzeugsteuer.

Die Berechnung in Frankreich erfolgt heute nach einer Formel, die Motorleistung und CO2-Emission berücksichtigt.

Die CV werden häufig mit der französischen Maßeinheit Cheval-Vapeur (wörtlich übersetzt „Dampf-Pferd“, Abk. ch) verwechselt, die der deutschen Pferdestärke sehr ähnlich ist. Auch umgangssprachlich wird beides gleichlautend als „Chevaux“ abgekürzt.

Peugeot Typ 172 - ein 2 CV
Peugeot Typ 172 – ein 2 CV

Anders als in Deutschland, wo der Besitz eines Kfz erst ab 1906 besteuert wurde, gab es in Frankreich seit 1865 eine „Kutschensteuer“, die sich nach Anzahl der Zugtiere und der Achsen errechnete. Sofort nach Auftauchen der ersten Kraftfahrzeuge wurden diese ab 1890 entsprechend besteuert; da aber keine Tiere vorgespannt waren, waren die Automobile deutlich billiger als Kutschen.

Ab 1898 wurde dann eine eigene Kfz-Steuer eingeführt, die sich an die Kutschensteuer anlehnte, so wurde die Größe des Zulassungsortes berücksichtigt. Während ein 2-sitziger Wagen in Paris mit 60 Franc besteuert wurde, wurden in Gemeinde mit weniger als 10.000 Einwohnern nur 25 Franc fällig. Außerdem zahlte der Besitzer nur die halbe Steuer, wenn das Fahrzeug für berufliche Zwecke genutzt wurde.

Die Peugeot 402 der ersten Serie (1935-1938) waren als 11 CV eingestuft, die Nachfolger ab Mitte 1938 als 12 CV
Die Peugeot 402 der ersten Serie (1935-1938) waren als 11 CV eingestuft, die Nachfolger ab Mitte 1938 als 12 CV

Ab Mitte des Jahres 1900 wurde neben der Zahl der Sitzplätze und dem Wohnsitz auch die Motorstärke in die Steuerberechnung einbezogen – jedes PS bzw. CH kostete 5 Franc. Ab 1910 wurde eine progressive Staffel eingeführt, die Fahrzeuge mit mehr als 12 CV besonders hoch besteuerte.
Am 1. Januar 1913 trat eine neue Berechnungsmethode in Kraft, die neben Zylinderzahl, Bohrung und Hub auch die Motor-Drehzahl berücksichtigte. Das sieht sehr kompliziert aus:

C V = n × D 2 × L × ω × K

N = Anzahl Zylinder
D = Bohrung in Zentimetern
L = Hub in Zentimetern
ω = Umdrehungen pro Sekunde
K = Koeffizient für die Zylinderzahl
(1-Zylinder 0,00020 / 2-Zylinder 0,00017 /4-Zylinder 0,00015 / 6-Zylinder und Motoren mit mehr Zylindern 0,00013)

Mit dieser Berechnungsmethode wurden die Motoren üblicherweise höher eingestuft als vorher: So galten z. B. ein Vierzylindermotoren mit 3.560 cm³ Hubraum (90 mm Bohrung, 140 mm Hub) bis 1912 als 14 CV und ab 1913 als 16 CV und größere Vierzylindermotoren mit 8.500 cm³ Hubraum (130 mm Bohrung, 160 mm Hub) waren bis 1912 als 35 CV und ab 1913 als 45 CV eingestuft.

In den 1920er und 30er Jahren gab es zwar eine Vielzahl von Änderungen im französischen KFZ-Steuersystem, an der generellem Berechnungsformel änderte sich jedoch nichts. Sie wurde erst 1957 aktualisiert, aber das gehört nicht mehr hier her …