Nach dem Eklat um den – reglementgerecht – vorenthaltenen Siegespreis für Albert de Dion nach dem Rennen Paris-Rouen im Jahr 1894 begann dieser mit einem kleinen Team Gleichgesinnter, einen faireren und anspruchsvolleren Test zu organisieren. Daraus resultierte im Motorsportjahr 1895 die Wettfahrt Paris–Bordeaux–Paris. Ironischerweise wurde auch in diesem Rennen nicht den beiden schnellsten Fahrzeugen der Sieg zuerkannt
Schnellster Teilnehmer war Émile Levassor, der das 1.178 km lange Rennen in 48 Stunden absolviert hatte und fast sechs Stunden vor dem Zweitplatzierten Louis Rigolet auf Peugeot wieder in Paris ankam. Aber das offizielle Rennreglement verlangte viersitzige Fahrzeuge, während Levassor und der Zweitplatzierte Louis Rigoulot zweisitzige Autos fuhren
So hieß der offizielle Sieger Paul Koechlin, der genau 11 Stunden langsamer als Levassor in seinem Peugeot als Dritter die Ziellinie überquerte. Der anschließende öffentliche Aufschrei veranlasste den A.C.F., das nächste Rennen, das 1896 von Paris nach Marseille und zurück führte, so auszuschreiben, dass wirklich der der schnellste Teilnehmer den Sieg errang.
Emilie Levassor, der einen Panhard & Levassor mit 1,2-Liter Motor fuhr, startete vorsichtig und beobachtete zunächst seine Gegner. Den führenden Marquis de Dion überholte er, als dieser anhalten mußte, um Wasser für seinen Dampfwagen aufzunehmen.
Von diesen Zeitpunkt an lag er in Führung, die er nicht mehr abgab, obwohl (oder gerade weil) er regelmäßig anhielt, um die Komponenten seines Wagens zu überprüfen. In Bordeaux kam er mehrere Stunden vor allen anderen Fahrern mitten in der Nacht an. Er mußte die Organisatoren wecken lassen, um seine Ankunft und seine Zeit bestätigen zu lassen. Die frühe Ankunft hatte auch zur Folge, dass er selbst die Strecke nach Paris zurückfahren musste, weil der dafür vorgesehene Fahrer nicht auffindbar war – niemand wußte, in welchem Hotel er untergebracht war. .
Levassor nahm die Situation gelassen hin, aß ein paar Sandwiches und Champagner (!!!), machte einen kurzen Spaziergang und machte sich um 2:30 Uhr auf den Weg nach Paris. Als Baron René de Knyff, mit seinem Panhard & Levassor noch auf dem Weg nach Bordeaux, ihm unterwegs begegnete, war er von Levassors Zeit so überrascht, dass er fast aufgeben wollte.
Nachdem Levassor zwei Tage und Nächte hinter dem Steuer verbracht hatte, erreichte er triumphierend Paris mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,5 km/h. Er sagte nach dem Rennen: “Etwa 50 km vor Paris hatte ich einen ziemlich luxuriösen Snack in einem Restaurant, der mir geholfen hat. Aber ich fühle mich nun ein wenig müde.“
Von 30 gestarteten Fahrzeugen kamen 21 ins Ziel. Mit dabei waren 4 Peugeot:
Nr. 15 | Louis Rigollet | 2. im Ziel, disqualifiziert, da nur 2-sitzig |
Nr. 16 | Paul Koechlin | 3. im Ziel, offizieller Sieger |
Nr. 8 | Auguste Doriot | 4. im Ziel mit 1 Minute Rückstand auf Koechlin |
Nr. 6 | Prevost | ausgeschieden wegen Bruch eines Rades |
Außerdem war Andre Michelin auf dem „L‘Eclair“ – Starnummer 46 – (Grundlage ein Peugeot Typ 3) mit im Rennen. Er verlor jedoch durch Pannen mit den neuen Luftreifen so viel Zeit, dass er erst nach Schliessung der Wertung wieder in Paris angekommen wäre und daher in Orleans aufgeben mußte.