Die Winzerin und ihr 601 DL Coach

Quelle. „Vins & Vintage“
Autoren Nicolas Laroche, Vincent Laroche und Marie Bordier

Peugeot 601 DL Coach aus dem Jahr 1935

Das Chablis-Weingebiet bietet nicht nur Schätze aus der Rebe. Hier die unglaubliche Geschichte dieses großartigen Peugeot 601 DL Coach aus dem Jahr 1935. Es gibt nur noch drei auf der Welt!

Mit 11 wusste Marie Bordier bereits, was sie wollte:  „Wenn ich groß bin, werde ich ein Sommelier!”

 „Es ist eine Berufung, die ich erkannte, als ich einen außergewöhnlichen 69er Pommard probierte“, erklärt sie. „Meine Eltern haben es nicht ernst genommen, da wir auch keine Reben haben. Mein Vater ist Tierarzt! Er sagte zu mir: Hör zu, meine Kleine, du bist in der vierten Klasse, wir werden sehen!

Und sie setze es um: Nach dem Abitur besuchte sie das Lycée Viticole de Beaune zurück, ein Sommelierjahr in Avignon, dann die Schule für Weinhandel in Arbois, zwei Jahre in Chile auf einem großen Weingut. Zurück in Frankreich eine neue Liebe – diesmal nicht für einen Champagner, sondern für einen Winzer aus dem Chablis. Im  Jahr 2006 heiratet sie Vincent Laroche und wird Chefin der Domaine La Meulière in Fleys. Die Gäste applaudierten den Jungvermählten, die in einem prächtigen Peugeot 601 DL „Coach“ aus dem Jahr 1935 in die Kirche fuhren.

Peugeot 601 DL Coach aus dem Jahr 1935

Ein äußerst seltenes Automobil – heute existieren nur noch drei Exemplare dieses Modells!

„Dieses Familienauto gefällt uns sehr gut, weil es Teil unserer Geschichte ist“, erzählt Marie Bordier. Ihr Vater hat den Wagen in traurigem Zustand als Restaurierungsobjekt gekauft – mit desolater Karosserie, schlecht erhaltenem Innenraum und defekter Hinterachse. „Aber ich mochte den Peugeot aus der Vorkriegszeit immer und suchte genau diesen sehr seltenen Coach, der zu seiner Zeit typisch für Wettbewerbe der Kategorie „Concours de Elegance“ war“. Die vollständige Restaurierung dauerte drei Jahre. “Eine echte Auferstehung für dieses außergewöhnliche Automobil, von dem maximal 130 Stück gebaut wurden.“

Eine einfache Rechnung: Bei diesem Wagen hat die Karosserie die Nummer 129; die Produktion des 601 wurde jedoch knapp einen Monat nach seiner Auslieferung im Jahr 1935 eingestellt – nach nur einem Jahr Bauzeit der Serie und insgesamt knapp 4.000 gebauten Einheiten des 601 in 17 !! verschiedenen, ab Werk bestellbaren Karosserievarianten. Grund dafür war wie beim 401 die Markteinführung des Citroen Traction, der technisch deutlich moderner war. Nachfolger bei Peugeot wurde für beide Modelle der stromlinienförmige, futuristische 402.   

Der Peugeot 601 Coach hatte eine recht lange Motorhaube, da ein brandneuer Sechszylinder mit 2,2 Liter Hubraum, der 60 PS lieferte, darunter arbeitete. Das verlieh ihm eine ungewöhnlich schlanke Linie. Der 601 war mit maximal 105 km/h auch Mitte der 1930er Jahre kein Rennwagen, aber Peugeot lobte die Flexibilität und Laufruhe des Motors, die unabhängige Vorderradaufhängung und den Komfort der luxuriösen Innenausstauung, um einen hohen Preis von 36.000 FF (das entspricht heute etwa 25.000 €) zu rechtfertigen.

Peugeot 601 DL Coach aus dem Jahr 1935 - Innenansicht
Peugeot 601 DL Coach aus dem Jahr 1935 Heckansicht
Der “Bieberschwanz”

Der Katalog von 1935 beschrieb das Auto wie folgt: „Bei stehendem Start erreicht es 100 km/h in 35 Sekunden. Eine 601-Limousine mit 4 Passagieren verbrauchte auf der Fahrt Paris-Bordeaux 12,8 l / 100 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 65 km/h.“ Und um seine Ausdauer unter Beweis zu stellen, hatten zwei Frauen unter der Kontrolle des Automobile Club de France in 24 Stunden 2.764 km auf der Rennstrecke von Montlhéry zurückgelegt!

Der Wagen ist auch öfters auf internationalen Peugeot-Treffen, die von der L’Aventure ausgerichtet werden, zu finden. Hier Fotos vom IAPM 2010 in Sochaux:

Peugeot 601 DL Coach auf der IAPM 2010 in Sochaux
Peugeot 601 DL Coach auf der IAPM 2010 in Sochaux