Dass sich die Firmen Mercedes Benz, Hanomag und Peugeot darüber streiten, wer von ihnen im Jahr 1935 den ersten “echten” Dieselmotor in einem Pkw (Lkw-Diesel gab es schon Jahre vorher) einige Tage oder Wochen früher oder später auf die Straße gebracht hat, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Weniger bekannt ist jedoch die wesentlich ältere Pkw-Diesel-Traditon bei Peugeot: Bereits dreizehn Jahre früher – im Jahr 1922 !!! – wurde das erste Aggregat dieser Art eingesetzt – in einem Peugeot Typ 156.
Es war eine Initialzündung auf dem Gebiet der Motorenentwicklung, als 1921 auf einem Prüfstand der “Societe des Automobiles Peugeot” ein Zweizylinder-Zweitakter gestartet wurde.
Das Besondere an diesem Pkw-Triebwerk mit Zündkerzen: Die Peugeot-Techniker verwenden als Treibstoff Schweröl. Konstruiert hat den Motor der französische Ingenieur Eugene H. Tartrais, der seit 1909 einen Motor für schwere, preisgünstige Brennstoffe entwickelt und den sogenannten “Schwerölmotor” von der Erfindung des Rudolf Diesel abgeleitet hatte.
Der Test des in Fachkreisen als “Halb-Diesel” bezeichneten Zweizylinders verlief erfolgreich: bereits 1922 wurde das 18 PS leistende Triebwerk in einen Peugeot Typ 156 eingebaut und mit diesem die Wettbewerbsfahrt Paris – Bordeaux – Paris bestritten.
Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 70 Km/h, der Verbrauch bei etwa 16 Liter Schweröl auf 100 Kilometer.
Innerhalb von 2 Jahren legt Peugeot eine Serie von 100 Schweröl-Motoren für Pkw auf.
1927 folgt (basierend auf einer Junkers-Lizenz) ein 6-Zylinder-Zweitakter, den man bei der Compagnie Lilloise de Moteurs (CLM) produzieren lässt. Doch die Doppelkolbenkonstruktion erweist sich für den Alltagseinsatz in leichten Nutzfahrzeugen als zu groß und zu schwer, sodass es noch bis 1935 dauert, bis tatsächlich serienmäßig Peugeot-Dieselmotoren mit 2,3 Liter Hubraum und 55 PS zunächst in Nutzfahrzeuge und dann auch in 402-(Taxi)-Limousinen verbaut werden.