Peugeot 402 – Werbefilm aus dem Jahr 1936

Ein Netzfund mit knapp 2 1/4 Minuten Länge, der nicht wieder “verschwinden” darf und den ich daher hier verlinke. Viel Spaß beim Anschauen:

“Peugeot 402 – trois Vedettes, une Production”

Dem Film ist folgender Text beigestellt:

Die Automobilgeschichte besteht aus Wendepunkten, Revolutionen, technologischen Fortschritten – der Peugeot 402 passt perfekt in dieses Schema. Er ist einer – wenn nicht sogar der einzigen – der Löwen, der einen solchen Sprung nach vorn gemacht hat, dass die Konkurrenten plötzlich aus der Mode kamen.

Der Peugeot 402 ist der erste “Fuseau de Sochaux”, jedoch nicht das erste Fahrzeug, mit dem der eher kastenförmige Stil der Zeit umgekrempelt wurde. Der Pionier der Stromlinie war der Chrysler Airflow – aber für sein Publikum zu avantgardistisch wird er zu einem durchschlagenden kommerziellen Misserfolg.

Von diesem Modell inspiriert, machte der Designer Henri Thomas den Peugeot 402 zu einem Meisterwerk an Modernität und Ausgewogenheit – erstmals wird der Stil zu einem Element der Verführung, nicht ohne die Vorteile zu sehen, die die Aerodynamik in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit hat.
Der Peugeot 402 zeigt die neue Stilrichtung des Peugeot-Löwen, die “ligne fuseau Sochaux”, bei der vom schrägen Kühlergrill, der die Frontlampen beherbergt, bis hin zum verjüngten Heck alles vom Wind geformt zu sein scheint. Ganz zu schweigen von dem Löwenkopf, der sich Spitze des Kühlergrills in den Fahrtwind zu erheben scheint.

Peugeot 402 beim IAPM 2012 in Lahnstein
verschiedene Peugeot 402 beim IAPM 2012 in Lahnstein

Er ist aber auch in seiner Konstruktion revolutionär: Er verzichtet auf den Holzrahmen, profitiert von seiner Monocoque-Architektur und dem Blocktube-Fahrgestell, das es ermöglicht, die Höhe der Karosserie zu verringern und wird mit einem neuen Dieselmotor ausgestattet.

Und der Hersteller aus Sochaux machte damit nicht Halt: Auf dem Pariser Autosalon 1935 präsentierte er neben der klassischen Version auch zwei Versionen von Automatikgetrieben – eine von Gaston Fleischel und die zweite von Jean Cotal.

Damit ist der Peugeot 402 weltweit das einzige Fahrzeug, das zwei verschiedene Automatik-Getriebe anbietet. Der technologische Fortschritt ist so groß, dass sogar Chrysler und Borg Warner daran interessiert sind, die Patente zu erwerben.

Leider war das von Gaston Fleischel entwickelte Automatikgetriebe mit einem Preis von 6.000 Franc extrem teuer und wurde von den Kunden praktisch nicht geordert. Das elektromagnetische Cotal-Getriebe, das aus zwei in Reihe geschalteten Planetengetrieben besteht und eine sehr große Flexibilität ermöglicht, fand jedoch bei rund 10% der Kunden Anklang.

Im Innenraum des 402 spürt man sofort die amerikanische Inspiration. Dies vor allem am Armaturenbrett, das mit seinem Vorgänger im Peugeot 401 nichts mehr gemein hat. Die Insassen werden mit dunkelbraunen Velourspolsterbänken verwöhnt, die es mit 6 oder 8 Sitzplätzen gab.

Im Bereich der Mechanik sind die unabhängigen vorderen Radaufhängungen mit Querblättern und hinten das Bugatti-System mit selbstschmierenden Vierteleliptikfedern zu erwähnen. Für die Verzögerung sorgen mechanisch gesteuerte, selbstspannende Bendix-Seilzug-Bremsen.

Den 402 gibt es im Lauf der Bauzeit in einer Vielzahl von Varianten – als Limousine, Roadster, Cabriolet, spritzige Legere, Commercial und Familiale sowie als außergewöhnliches Eclipse-Coupé-Cabriolet. Nicht zu vergessen auch der 402-Special von Emile Darl’Mat. Die Taxiversion wurde bereits im November 1936 nach 2036 montierten Modellen eingestellt.

Auf dem Pariser Autosalon 1938 präsentiert Peugeot den 402 B mit von 1.991 auf 2.142 ccm vergrößertem Hubraum und 60 – mit Gusszylinderkopf – bzw. 63 – mit Silumin-Leichtmetall-Zylinderkopf – bisher statt 55 PS. Auch das Erscheinungsbild wurde neu gestaltet: der Kühlergrill ist breiter und das Typenschild ist nun oben angebracht. Eine weitere – die Form sicher nicht eleganter machende – Modifikation ist der “angeklebte” Kofferraum, in den das Reserverad nun innen integriert ist.

402 B mit dem typischen aufgesetzen Kofferaum
402 B mit dem typischen aufgesetzen Kofferaum

Den Peugeot 402 B präsentiert der Konzern auch mit einem Vierzylinder-Dieselmotor mit 2300 ccm, aber der Kriegsausbruch beendet die Vermarktung. Der Diesel-Motor wird dann noch einige Zeit im 3,5-Tonner DMA verwendet.

1940 wurden nur noch die Grand-Touring-Limousine (402 L) und der Grand-Luxe angeboten, 1941 wird die Produktion total eingestellt, da die deutschen Besatzer nur noch Fahrzeuge für den militärischen Einsatz produzieren lassen.

In den sechs Jahren, in denen der Peugeot 402 gebaut wurde, wurden im Werk Sochaux insgesamt 78.000 Einheiten produziert.