Schicker Schlitten auch im Winter – Vor- und Nachteile bei ganzjährigem Oldtimer-Einsatz

Quelle: Dekra

Oldtimer im Winterbetrieb

Der Winter steht vor der Tür. Eigentlich ist es an der Zeit die betagten Fahrzeuge in den wohlverdienten Winterschlaf schicken. Der ein oder andere Besitzer möchte seinen Klassiker aber auch im Winter bewegen.

Soll der Oldtimmer auch im Winter eingesetzt werden – schließlich werden auch in der kalten Jahreszeit Veranstaltungen wie die Rally “Neige et Glace” oder die “Histo-Monte” angeboten – und Fahrvergnügen bereiten, liegen dieser Entscheidung Überlegungen rechtlicher, finanzieller und technischer Art zugrunde:

Wird das Fahrzeug das ganze Jahr über eingesetzt, ist ein Ganzjahreskennzeichen nötig und die Steuer muss durchgehend bezahlt werden. Das gilt auch für die Versicherung. Außerdem ist es notwendig, zusätzlich noch in passende Winterreifen und in den Wintercheck zu investieren.

Manchmal erwischt es einen auch im Frühjahr - IAPM am 2. - 4. Mai 2019 in den belgischen Ardennen
Manchmal erwischt es einen auch im Frühjahr – IAPM am 2. – 4. Mai 2019 in den belgischen Ardennen

Auf der anderen Seite können stolze Fahrzeughalter ihre schicken Schlitten so auch in den kalten Herbst- und Wintermonaten ausführen und der Fahrspaß ist das gesamte Jahr über garantiert. Darüber hinaus steht Oldie-Besitzern durch die Nutzung ihres Klassikers ein Auto zur Verfügung, sollte der im Alltag genutzte Wagen einmal ausfallen – zum Beispiel im Reparaturfall.

Aber Achtung: Bei fast allen Oldtimerversicherungen ist für die Absicherung des Klassikers der ständige Zugriff auf ein Alltagsfahrzeug Voraussetzung. Ist der Oldie z.B. in einen Unfall verwickelt und es stellt sich heraus, dass kein Alltagsauto zur Verfügung stand, kann das problematisch werden. Besitzer sollten sich daher vor der Nutzung im Winter bei ihrer Versicherung über die jeweiligen Konditionen und Voraussetzungen informieren.

Oldtimer im Winter

Steht die Entscheidung fest, dass der Oldtimer ganzjährig für Ausfahrten genutzt werden soll, so muss das Fahrzeug winterfest gemacht werden. Dabei gibt es einige Vorkehrungen zu treffen:

Zuerst sollte der Wagen ähnlich wie bei der Vorbereitung auf eine Überwinterung gründlich gereinigt werden. Schmutz, der sich über Frühjahr und Sommer am Fahrzeug angesetzt hat, muß gründlich von Lack, Chromteilen, Dichtungen, aber auch aus dem Innenraum entfernt werden. Kleine Schäden können mit einem Lackstift repariert werden; jeder Kratzer erhöht das Risiko von eindringendem salzigem Wasser, was zu Rost führen kann. Daher sollte die Oberfläche des Fahrzeugs sorgfältig begutachtet und geschützt werden. Auch die Achsteile im Fahrgestell sind anfällig für Rostschäden und benötigen Schutz vor Korrosion.

Ergänzend ist eine Polierung mit einer Lackversiegelung empfehlenswert, damit Schnee, Regen und Matsch abperlen können. Bei Chromteilen ist zu beachten, dass diese andere Pflegemittel als im Sommer benötigen, wie beispielsweise Fettcremes, die im Frühjahr wieder abgewischt werden können.

Peugeot Oldtimer im Winter

Zudem stehen einige Qualitätschecks an Oberflächen an, denen oft weniger Beachtung geschenkt wird – zum Beispiel der Unterbodenschutz sowie die Hohlraumversiegelung. Auch die inneren Werte werden gründlich unter die Lupe genommen:

  • Ist das Motoröl für die frostigen Temperaturen der kalten Jahreszeit geeignet?
  • Wurde bereits Frostschutzmittel ins Scheibenwisch- und Kühlwasser gegeben?
  • Taugen die Wischerblätter der Scheibenwischer noch?
Peugeot Oldtimer im Winter

Zusätzlich gilt es, sämtliche Ritzen, Ablauflöcher, Gummidichtungen – besonders an Türen und Klappen – mechanische Bauteile, die Batterie sowie Elektronik und Beleuchtungsanlage auf Sauberkeit, Dichte und Funktionalität zu prüfen. Um auf Nummer Sicher zu gehen und den Oldie bestmöglich instand zu halten, ist es ratsam, sich an die Herstellervorgaben bezüglich der Wartung zu halten. Bei Gummiteilen helfen Mittel wie Hirschtalg gegen das Festfrieren. Auch dem Einfrieren von Türschlössern kann mit geeigneten Mitteln entgegengewirkt werden.

Generell gilt es von Kurzstreckenfahrten abzusehen, ebenso wie von einem Kaltstart, da diese dem Fahrzeug langfristig schaden. In der kalten Jahreszeit ist auf den Straßen höchste Vorsicht geboten und es gilt zu beachten, dass Oldtimer in den meisten Fällen keine Assistenzsysteme haben, die bei rutschiger Fahrbahn unterstützen können. Deshalb ist vorausschauendes Fahren und wenn nötig auch eine langsamere Geschwindigkeit der beste Freund eines jeden Oldie-Enthusiasten.

Bei nassen und frostigen Bedingungen droht Rutschgefahr – Winterreifen sind daher unentbehrlich. Diese sollten vor dem winterlichen Einsatz auf Eignung, Alter, Profiltiefe und Zustand geprüft werden. Sind die Reifen zu alt, ist das Material zu verhärtet und greift auf der Straße nicht mehr richtig.

Bei winterlichen Ausfahrten mit schwerem Schneefall bietet die Verwendung von Schneeketten zusätzlichen Schutz. Sinnvollerweise übt man vorab schon einmal das Aufziehen, damit es im Ernstfall klappt. In diesen Situationen gilt es, die maximal zulässige Geschwindigkeit für den Schneekettenbetrieb nicht zu überschreiten. Liegt zu wenig Schnee, sind Schneeketten jedoch keinesfalls ratsam, sondern erhöhen das Unfallrisiko.

Peugeot Oldtimer im Winter

In den Handbüchern der alten Schätzchen finden sich weitere Maßnahmen, die Ausfahrten in der kalten Jahreszeit sowohl für Oldie als auch für den Fahrer sicherer machen. Hier sollte man auf jeden Fall einmal nachschlagen. So befindet sich am Luftfilter vieler Klassiker ein Hebel, der dafür sorgt, dass durch eine Klappe vorgewärmte Luft angesaugt wird. Dies verhindert eine Vereisung der Vergaseranlage. Im Frühjahr wird der Einzug von Warmluft nicht mehr benötigt und der Handhebel sollte wieder zurückgestellt werden.

Es empfiehlt sich, noch ein Notfallpaket für Fahrer und Insassen zusammenzustellen und bei jeder Ausfahrt dabeizuhaben, damit sich im Falle einer Panne oder eines Unfalls niemand unterkühlt. Dazu gehören warme Decken und am besten noch ein warmes Getränk in einer Thermoskanne. Außerdem gehören Eiskratzer, Taschenlampe und Türschlossenteiser hinein. Um unterwegs stets auf Nummer sicher zu gehen, sollten die Kraftstoffreserven nie zu sehr ausgereizt werden, damit im Notfall oder in einem Stau die Heizung problemlos weiterlaufen kann.

Oldtimer im Winter Monte Carlo 1934

Ist die Ausfahrt vorbei, so sollte das Fahrzeug zeitnah gereinigt werden, um beispielsweise Streusalz abzuwaschen, welches sich in Ritzen der Karosserie absetzt und somit gefährlich für den Lack werden kann. Auch die Unterseite des Fahrzeugs sowie Radkasten und Achsen benötigen eine gründliche Reinigung. Die Unterbodenwäsche sollten Oldie-Fahrer jedoch selbst vornehmen, denn herkömmliche Waschanlagen reichen hierfür nicht aus. Das Innere des Wagens, wie Motor, Motorraum und das Getriebe, müssen ebenfalls vom Salz gesäubert werden.

Danach sollte der Wagen komplett trocken sein, bevor er im Idealfall in einer luftigen Garage untergestellt wird. Mit der richtigen Pflege und äußerster Vorsicht kommt Ihr Oldtimer so gut durch den Winter und bringt Ihnen auch in der kalten Jahreszeit viel Freude und Spritztour-Vergnügen.