In Frankreich ist dieses Motorrad berühmt, in Deutschland aber ist nach unserer Kenntnis nur eine einzige P 105 S aus den 1930er Jahren zugelassen.
Peugeot war nach Stückzahlen gerechnet einst der größte französische Motorradhersteller und kann auch mit einer uralten Zweiradtradition aufwarten. Bereits 1898 startete das Unternehmen die Produktion von motorisierten Zweirädern und produzierte ab 1905 sogar Zweizylinder mit 350 bis 1000 cm³. Als erfolgreicher Zulieferer versorgte Peugeot viele europäische Hersteller mit Einbaumotoren.
Selbst mit sportlichen Meriten konnte der Hersteller glänzen: 1907 gewann Rem Fowler die Zweizylinderklasse der ersten Tourist Trophy auf einer Norton mit Peugeot-Motor. Auch in den folgenden Jahren errang die Marke mit dem Löwen zahlreiche Rennsiege
In den 1920er- und 1930er- Jahren stand der Normalkunde vor einer ganzen Palette solider Mittelklasse-Modelle. Alle Modellnamen begannen mit einem “P”, daran schloss sich eine dreistellige Zahl an.
Die Baureihe P 105 startete 1927 und wurde bis zum Jahr 1936 gefertigt. Die 350er war das Spitzenmodell der Marke, bis 1933 mit der P 115 eine 500er die neue Speerspitze bildete.
Laut dem Eigentümer handelt es sich bei dem hier gezeigten Exemplar um eine 105 S. Es könnte aber auch eine DTS sein, “DT” steht für die doppelte Auspuffanlage. Die gab es ab 1932, sozusagen als letzte Ausbaustufe der P 105-Reihe. Die hochgezogene Doppelportanlage brachte zwar nicht mehr Leistung, sah jedoch sportlich aus.
In “Das MOTORRAD” vom 16. November 1929 war zu lesen:
“Der französische Konstrukteur liebt es, ohne Rücksicht auf die Fabrikation zu konstruieren. Ein Musterbeispiel an unwirtschaftlicher Konstruktion ist die Firma Peugeot.”
Was dem Kunden ja eigentlich egal sein kann, wenn das Produkt stimmt, was während der Produktionszeit der P 105 durchaus der Fall war. Erst Ende der 1950er-Jahre schienen immer weniger Kunden so zu empfinden: 1959 stellte Peugeot die Motorradproduktion ein.
Peugeot P 105 S – technische Daten
- Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor mit 346 cm³
- Bohrung 72 mm, Hub 85 mm
- unten liegende Nockenwelle
- zwei Ventile pro Zylinder, über Stoßstangen und Kipphebel betätigt
- Leistung 10 PS bei 4000 U/min
- Rundschieber-Vergaser
- Elektrische Anlage: 6-V-Anlage mit Magnetzündung und Gleichstrom-Lichtmaschine
- klauengeschaltetes Dreiganggetriebe mit Mehrscheiben-Ölbadkupplung
- Primär- und Sekundärtrieb über Kette
- Einschleifenrahmen aus Stahlrohr, unten offen, Triebwerk mittragend
- vorn Parallelogrammgabel, hinten Starrrahmen
- Drahtspeichenräder vorn und hinten 27 x 4.00
- vorn und hinten Simplex-Trommelbremse, Ø 160 mm
- Radstand 1370 mm
- Gewicht 152 kg
- Tankinhalt 10 Liter
- Vmax 110 km/h