Beim “Criterium de La Presse” handelte es sich um eine Ausdauer- und Zuverlässigkeitsprüfung für Tourenwagen, die vom Marquis de Dion organisiert wurde und Automobilen mit einem Gewicht von über 1.650 kg und maximal 19 Litern Kraftstoffverbrauch auf 100 Kilometer vorbehalten war. Die Veranstaltung fand auf öffentlichen Straßen statt und führte durch ganz Frankreich. Der Start erfolgte in der Hauptstadt Paris, es wurden vier Etappen mit einer Gesamtdistanz von fast 1.500 Kilometern gefahren. Als Abschluß gab es noch einen “Parcours de vitesse“.
1. Etappe: Paris – Nevers – Moulins – Clermont-Fernand (430 Kilometer)
- Etappe: Clermont-Ferrand – Rochefort-Montagne – Périgueux – Bordeaux (350 Kilometer)
- Etappe: Bordeaux – Saintes – Niort – Bressuire – Nantes (370 Kilometer)
- Etappe: Nantes – Angers – La Flèche – Le Mans – Trouville-sur-Mer (370 Kilometer)
Am Ende der vierten Etappe fand auf einem geschlossenen Rundkurs in der Nähe von Lisieux das Geschwindigkeitsrennen “Coupe de la Presse” statt.
In der gleichen Woche, in der das Critérium de France stattfand, erreichte der 7-Liter “Itala” 40CV, gefahren von Prinz Scipione Borghese und Ettore Guizzardi, mit dem Journalisten Luigi Barzini an Bord als Sieger des Rennens Peking-Paris das Ziel.
Das “Critérium de France et Coupe de la Presse” von 1907 wurde von einer Reihe von Unfällen überschattet. Die viertägige Veranstaltung, die vom 02. bis 05. August 1907 stattfinden sollte, wurde in der zweiten Nacht in Bordeaux abgebrochen, nachdem sieben Menschen bei zwei verschiedenen Unfällen ums Leben gekommen waren.
Der erste Todesfall ereignete sich am Samstag, 03. August 1907 morgens. Kurz nach Saint-Médard-de-Guizières, auf halber Strecke der zweiten Etappe, erlitt der Wagen des Schweizer Fahrers M. Segesmann bei hoher Geschwindigkeit einen Lenkradbruch. Der Wagen kam in einer Kurve von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Einer der Insassen, der Fotograf Félix Luquin, der das Rennen im Auftrag der Zeitschrift La Vie au Grand Air verfolgte, zog sich schwere Kopfverletzungen zu. Er wurde in das Krankenhaus gebracht, wo er einige Stunden später starb. Die anderen Mitglieder des Teams an Bord, der Fahrer Sigesmann, sein Fahrmechaniker Perret und der andere Beifahrer Meurisse, wurden nicht schwer verletzt. Nach dem Unfall fuhr Meurisse, der die Veranstaltung als Fotograf für das Maison Branger begleitete, in einem anderen konkurrierenden Auto weiter.
Als sie die Nachricht von dem tödlichen Unfall hörten, machten sich einige Stunden später zwei französische Reporter von Bordeaux aus auf den Weg nach Saint-Seurin-sur-l’Isle. René Herbert, Journalist der “Petite Gironde”, und Georges Amigues, Sportredakteur der Zeitung “La France de Bordeaux et du Sud-Ouest” und Sonderberichterstatter der Zeitschrift “L’Auto”, saßen in einem Peugeot, der von Henri Rouillier, dem neunundzwanzigjährigen Leiter der örtlichen Peugeot-Garage, gefahren wurde. Des weiteren saß der Bruder des Hotchkiss-Händlers von Bordeaux mit im Wagen. Während der Fahrt versuchte Rouillier, der nicht erkannte, dass die am Rennen teilnehmenden Autos aus der entgegen gesetzten Richtung kamen, ein Fuhrwerk zu überholen. Mit über 80 km/h stieß er mit einem der Rennwagen zusammen. Der Aufprall war so heftig, dass sechs der sieben Insassen der beiden Autos ihr Leben verloren.
Der Unfall ereignete sich gegen 14.30 Uhr in der Nähe der Dörfer Pompignac und Beychac-et-Caillau, Bei dem Rennwagen handelte es sich um den Martin et Lethimonnier mit dem 31-jährigen Fahrer Martin, Vorstandsmitglied der Firma “Martin et Lethimonnier, La Société des automobiles Sultan”, seinem Mechaniker Charles Métayère und dem bekannten ehemaligen Darracq- und Clément-Bayard-Grand-Prix-Fahrer Louis Villemain an Bord.
Rouillier und die drei Insassen des Martin et Lethimonnier starben noch am Unfallort, Fauveau aus dem Peugeot starb auf dem Weg ins Krankenhaus von Bordeaux. Der Journalist Amigues, der schwere Gesichts- und Schädelverletzungen erlitt, erlag am nächsten Tag im Krankenhaus von Bordeaux seinen Kopfverletzungen. Lediglich der Journalist René Herbert überlebte.
Auf Anweisung des Innenministeriums wurde die Fortsetzung des Critérium de France daraufhin untersagte. Die Veranstaltung wurde abgebrochen und die folgenden rund 700 Kilometer des Rennens annulliert. Da die Teilnehmer trotzdem nach Trouville-sur-Mer fuhren, wurde am Donnerstag, dem 06. August 1907, auf der nahe gelegenen Rennstrecke von Lisieux das reguläre “Coupe de la Presse”-Geschwindigkeitsrennen ausgetagen. Eugène Renaux im Peugeot Nr. 5 gewann mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 85,24 km/h.