Peugeot nahm erstmals an der dritten LeMans-Ausgabe im Juni 1926 teil. Nachdem der mit dem Peugeot Typ 174 S an 2. Stelle liegende Andre Boillot nach dem Bruch der Windschutzscheibenhalterung unter massiven Protesten des Publikums aus dem Rennen genommen wurde, ließ man sich mehr als 10 Jahre Zeit, um wieder an der Sarthe anzutreten.
Blättern wir also weiter und gehen in die Jahre 1937 und 38, als Peugeot gleich mit mehreren Autos unter die ersten 10 im Gesamtplacement kam bzw. den Sieg in der Klasse bis 2.000 cm³ einfuhr:
1936 beschloss der Pariser Händler Emile Darl’mat, eine kleine Serie von Roadstern auf Basis des Peugeot 302 zu entwickeln, um seine anspruchsvolle Kundschaft zu befriedigen. Er setzte damit die Zusammenarbeit mit dem Designer Paulin fort, mit dem er bereits Eclipse-Versionen auf Basis Peugeot 301/401/601 sowie 402 geschaffen hatte.
Anfang 1937 beschloss er, diese Roadster beim legendären Rennen von LeMans einzusetzen. Hier handelt es sich einem Rundkurs im Department Sarthe mit einer Länge von 13,192 km, der 24 Stunden lang im Uhrzeigersinn befahren wird.
Am 18.6.1937 standen 49 Autos, darunter auch die 3 Peugeots von Darl’mat, an Start. Davon beendeten nach einer Massenkarambolage in Runde 9, bei der die Fahrer Rene Kippeurt (Bugatti 44) und Pat Farthfield (BMW 328) ums Leben kamen, nur 17 Wagen das Rennen. Darunter befanden sich auch die drei kleinen Peugeots. Die ersten beiden Plätze in diesem Jahr belegt ein Bugatti Typ 57 G Tank unter Jean Pierre Wimille/Robert Benoist und ein Delahaye 135 CS unter Joseph Paul/Marcel Mongin mit großvolumigen Motoren von 3,3 bzw. 3,6 Liter Hubraum. Auf Platz 3 und 4 landen weitere Delahaye, auf Platz 5 fährt ein leichter 1500er Aston Martin, gefolgt von einem – vom Deutschen Reich an den Start gebrachten – 1700er Adler. Der Bugatti-Siegerwagen legt 243 Runden = rund 3.288 Kilometer zurück und erreicht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 137 km/h, wobei er auch die schnellste Runde mit etwas über 155 km/h absolviert.
Auf dem siebten und achten Platz finden wir zwei 302 Darl’mat mit 1.758 cm³. Es handelt sich um die Wagen mit den Startnummern 26 (Jean Pujol/Marcel Content) und 25 (Charles de Cortanze/Maurice Serre), die in 24 Stunden 2.739 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 114,15 km/h zurücklegen. Der dritte Darl’mat mit der Nummer 27 (Daniel Porthault/Mauris Rigal) kommt als Zehnter der Gesamtwertung mit 197 gefahrenen Runden ins Ziel.
Dafür, dass die Wagen erstmals eingesetzt wurden und lediglich die Ressourcen eines engagierten Händlers zur Verfügung standen und nicht die des Deutschen Reiches, wie beim Adler-Team, war es ein ausgezeichnetes Ergebnis.
Einen Bericht der französischen Wochenschau “Pathe” über das Rennen 1937 finden Sie hier.
Ein Jahr vergeht. Die französische Wirtschaft steckt tief in einer Krise – der Wirtschafts-Index ist auf 83 Punkte gegenüber dem Jahr 1928 gefallen. Hitlerdeutschland liegt bei 122 Punkten – und kurz darauf wird die Mobilmachung befohlen, nachdem Deutschland am 12. März Österreich annektiert hatte.
Der Start der 24 Stunden von Le Mans 1938, die am 18. und 19. Juni stattfinden, rückt näher und der Sport hat inzwischen auch politische Bedeutung. Die staatlich unterstützten deutschen Adler müssen geschlagen werden.
Zweiundvierzig Wagen starten und nur 15 schaffen es bis ins Ziel. Auf den ersten vier Plätzen finden wir wieder die leistungsstarken Delhaye und Talbot mit 3600 und 4000 cm³, die die 24 Stunden mit einem Schnitt zwischen 132,5 km/h des Siegers und 122,7 km/h des Viertplatzierten hinter sich bringen. Der Siegerwagen legt 236 Runden = 3.180 km zurück.
Auf dem fünften Platz – und damit vor den beiden deutschen Adlern – finden wir in diesem Jahr nur einen Peugeot – den Peugeot 402 Darl’mat mit der Startnummer 24 und einem stärkeren 1.991 cm³ Motor mit 70 PS, der von Charles de Cortanze und Marcel Content gefahren wurde und 214 Runden (2.887 km) zurücklegte.
Cortanze/Cotent belegten auch den 3. Platz in der Biennale-Wertung, in der die Ergebnisse von 2 Rennjahren (hier 1937 + 1938) zusammengefasst wurden.
Leider mussten die beiden weiteren Peugeot, die Startnummer 25 unter Jean Pujol und Louis Rigal sowie die Nr. 26 unter Maurice Serre und Daniel Porthault, aufgrund eines Problems, das durch die fehlerhafte Montage der Zylinderköpfe verursacht wurde, in der 6. bzw. 18. Runde aufgeben.
Doch dank der Heldentat des Teams Cortanze/Content konnte der Peugeot 402 Darl’mat den ersten Platz in der 2-Liter-Kategorie erringen und sorgte so vor allem dafür, dass die Flagge mit dem Hakenkreuz auf dem Podium von Le Mans 1938 nicht gehisst werden musste.
Technische Daten zu den 302/402 DarlMat Special Roadstern finden Sie hier