Émile Darl’mat (1892-1970)

Émile Darl'mat (1892-1970)

Emile Darl‘mat wurde im Jahr 1892 im nordfranzösischen Villers-en-Prayères zwischen Soissons und Reims geboren, obwohl sein Name auf bretonische Wurzel hinweist.
Nach seiner Ausbildung zum Mechaniker arbeitete er zunächst in einer Renault-Werkstatt, bevor ihn ein wohlhabender Geschäftsmann als Chauffeur und Mechaniker für seinen Fuhrpark anstellte. Diese Tätigkeit führte ihn nach San Francisco, wo er ein Jahr lang blieb.

Als er 1921 nach Frankreich zurückkehrte wollte er Autohändler werden. Mit seinen Ersparnissen und einem Darlehen seines ehemaligen Arbeitgebers konnte eine Werkstatt in der Rue Malar 35 in Paris anmieten. Darl’mat hatte klaren Vorstellungen davon, was er erreichen wollte: Ab 1923 vertrat sein Autohaus die namhaften Marken Panhard, Peugeot und La Buire und begann auch mit Karosserie-Modifikationen.

Bereits Ende der 1920er Jahre erlangte die Firma Bekanntheit als Kleinserienhersteller von Sportwagen auf Peugeot-Basis, die zunächst in den eigenen Räumen gebaut wurden. Nachdem die Produktion im Lauf der Zeit die Kapazitäten überstieg, knüpfte er Kontakte zu zwei der prominentesten Namen in der französischen Luxuswagenbranche: Marcel Pourtout und Georges Paulin. Die frühesten gemeinsamen Kreationen wurden 1927 auf dem Salon de l’Automobile gezeigt. Darl’mat und Paulin arbeiteten gemeinsam an einer aerodynamischen Karosserie auf dem Chassis des Peugeot 301, der auf der Weltausstellung in Chicago debütierte

Logo Darl'mat

Im Laufe der 1930er Jahre wurden die Coupés und Cabriolets mit Sonderkarosserie auf Peugeot-Basis zunehmend in das Peugeot-Programm integriert. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts, ab 1936, wurden die Peugeot-Coupés und -Cabrios von Darl’mat im Peugeot-Werk in Sochaux gebaut.

Ein besonderes Interesse hegte Darl‘mat für den Motorsport. Bereits als junger Mann beobachtete er die hochentwickelten Peugeot-Grand-Prix-Autos, die die Rennstrecken in Europa und Übersee dominierten. Er wollte einen Sportwagen bauen, der möglichst auch im Rennsport Erfolge einfahren sollte. Als Peugeot 1936 den neuen 302 vorstellte, sollte dieser als Basis für das nächste Projekt dienen. Das neue, kurze Chassis des 302 erschien ihm dafür perfekt geeignet, als Motor sollte das stärkere 2-Liter-Aggregat aus dem 402 zum Einsatz kommen.

Georges Paulin, der ja schon für alle anderen Darl’mat-Konstruktionen die Karosserien entworfen hatte, war als großer Freund stromlinienförmiger Fahrzeuge der richtige Mann für den Entwurf eines Rennwagens und zeichnete er eine sehr flache und strömungsgünstige Linie, die ausgiebig im Windkanal getestet wurde. Dieses Projekt stieß in Sochaux auf Interesse und Peugeot bot Darl’mat Unterstützung durch Alfred Geauque, dem Direktor für mechanische Studien bei Peugeot, an. Erstmalig gewährte man Darl’mat auch das Recht, seinen eigenen Namen für die Typenbezeichnung zu verwenden.
Ende 1936 waren die ersten Exemplare des Peugeot 302 Darl’mat Special Sport vollendet und konnten getestet werden. Paulins Formen waren atemberaubend, besonders interessant erschienen die runden Luftauslässe der Motorhaube im Art-Déco-Stil, der sich durch die ganze Gestaltung zog. Das Auto kam bei allen Verantwortlichen so gut an, dass man beschloss, sie auch für den Straßeneinsatz zu bauen. Die Wagen wurden in sehr begrenzter Stückzahl produziert und drei Modelle – Roadster, Coupe und Cabriolet – wurden angeboten.

Peugeot 302 Darl'mat Special Sport

Die leichten, bei Pourtout gebauten Karosserien wurden ursprünglich auf ein bei Darl’mat gründlich modifiziertes 302-Chassis, später dann auf 402-Fahrgetselle montiert. Die von Paulin entworfenen Karosserien bestanden aus dünnen Aluminiumblechen, die von Hand über Holzböcke geformt wurden. Sie waren nicht nur ungewöhnlich aerodynamisch, sondern auch mit nichts anderem vergleichbar, das zu dieser Zeit erhältlich war. Darüber hinaus erhielten die Wagen wettkampftauglich überarbeitete Vierzylindermotoren, robuste Cotal-Getriebe und eine Vielzahl kleinerer Modifikationen.

Für die 24 Stunden von Le Mans 1937 baute man drei Fahrzeuge. Es war das erste Mal seit den GP-Wagen vor dem ersten Weltkrieg, dass ein Peugeot wieder ernsthaft bei Rennen eingesetzt wurde. Die Darl‘mat-Peugeot beendeten den Langstreckenmarathon überaus erfolgreich. Alle drei erreichten das Ziel und verpassten nur knapp den Sieg in ihrer Klasse. Ermutigt von diesem Erfolg startete man 1938 mit überarbeiteten Versionen und konnte nun die Klasse bis 2-Liter Hubraum gewinnen.

Peugeot Darl'mat Coupé

Der Erfolg der Rennwagen beflügelte den Verkauf der Straßenfahrzeuge. Zwischen 1937 und 1939 wurden 105 Wagen ausgeliefert – 53 Roadster, 20 Coupés und 32 Cabriolets. Bis heute gilt das Ergebnis der Kooperation von Darl’mat, Pourtout und Paulin als einer der schönsten Peugeot aller Zeiten.

Das Geschäft wurde 1940 durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, aber mindestens ein Prototyp konnte während der gesamten Zeit versteckt gehalten werden. Direkt nach dem Krieg kehrte Darl’mat zum Bau von Peugeots mit Sonderkarosserien zurück, obwohl die Verkaufszahlen im verarmten Nachkriegsfrankreich nie wieder an die in den 1930er Jahren erreichten Mengen herankamen.

Noch in den 1940ern produzierte das Unternehmen ein kleines zweitüriges Coupé auf der Basis des Peugeot 202. Mit einem Team von Fahrern, die in Staffeln arbeiteten, trat dieses Auto 1947 in Montlhéry auf und brach drei Geschwindigkeitsrekorde für die Klasse unter 1100 cm³, während es einen Kraftstoffverbrauch von etwa 10 l/100 km hatte. Der Wagen schaffte 1.000 Meilen (1.609 km) mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 144,5 km/h (89,8 mph), 2.000 Meilen (3.218 km) mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 145,0 km/h (90,1 mph) und erreichte einen Durchschnitt von 144,5 km/h (89,8 mph) über 12 Stunden.

Peugeot 202 Darl'mat Coupé

Einige Wochen später, im Oktober, wurde dieser Darl’Mat 202 auf dem Pariser Autosalon der Öffentlichkeit vorgestellt. Obwohl er dort die Massen anzog, wurde dieser Entwurf nicht weiter verfolgt.

Besser in Erinnerung geblieben sind Darl’Mat’s spätere zweitürige Coupes, die auf dem Peugeot 203 basierten; Quellen deuten darauf hin, dass bis Anfang 1953 mehr als 150 dieser Peugeot 203 Darl’mat-Umbauten zugelassen waren.

Peugeot 203 Darl'mat Coupé
Peugeot 403 Darl'mat Coupé

Das letzte Projekt des Unternehmens als aufstrebender Automobilhersteller war ein Coupé auf Basis des Peugeot 403, von dem jedoch nur fünf Stück gebaut wurden. Danach konzentrierte sich das Unternehmen auf die Haupttätigkeit, die sein Besitzer 1923 als Peugeot-Händler in Paris begonnen hatte.

Die Fa. Darl’mat als Peugeot-Händler existiert noch heute.