Rallye Monte Carlo 1934 – die große Stunde der 301

Wie immer fand auch die 13. Rallye Monte Carlo in der letzten Januarwoche des Jahres 1934 statt. Am 20. Januar wurde die Rally an allen Startpunkten gestartet, am 24. Januar mussten die Teilnehmer in Monte Carlo ankommen. Das weitere Programm zog sich dann bis zum 28. Januar, an dem die Siegerehrung durchgeführt wurde, hin. 

Als Startplätze dienten die gleichen Städte wie im Vorjahr, allerdings wurden zwei Routen überarbeitet: Das war einerseits die Strecke ab Athen, denn 1932 und 1933 war kein Fahrzeug von dort bis ins Ziel gekommen. Zum Zweiten die Strecke ab Bukarest, wo alle Starter des Jahres 1933 in hohen Schneeverwehungen stecken geblieben waren.

Starter, die 1934 diese Orte wählten, wurden mit hohen Punktgutschriften belohnt, während Strecken, auf denen es in den letzten Jahren keine Probleme gab – wie z.B. die aus dem Baltikum mit Startort Tallinn – zurückgestuft wurden

Team 54 - des Forest/Hustinx
Team 54 – des Forest/Hustinx

Die 164 Teilnehmer mussten Sollzeiten für die einzelnen Etappen einhalten; zu frühe Ankunft blieb folgenlos, Verspätungen werden mit einem Strafpunkt pro Minute geahndet. Die geforderte Durchschnittsgeschwindigkeit belief sich zunächst 40 km/h, auf den letzten 1.000 Kilometern war sie auf 50 km/h angehoben.

Rahmen und Motoren der Wettbewerbsfahrzeuge wurden versiegelt, um Manipulationen während der Fahrt zu unterbinden. Fahrzeuge bis 1.500 cm³ mussten mit 2, die mit größerem Hubraum mit 4 Personen besetzt oder mit entsprechendem Ballast beladen sein. Das Nenngeld betrug für Wagen bis 1.500 cm³ 600 FF, darüber 750 FF.

Nach der Ankunft in Monte Carlo wurde eine Inspektion fällig, bei der Strafpunkte für ausgefallene elektrische und andere Armaturen vergeben wurden. Außerdem stand ein Beschleunigungs- und Bremstest über 110 Meter an, die in 15 Sekunden zu absolvieren waren. Sofort nach Überquerung der Ziellinie war der Wagen auf kürzest möglicher Strecke zu stoppen. Um zu verhindern, dass schon vor der Ziellinie gebremst wurde, wurde die Geschwindigkeit der letzten 10 Meter gesondert gewertet.

Punkte wurden hier nach folgender Formel vergeben: 500 + 5d5 = d x T x t2
(d steht für den Bremsweg, T für die Zeit auf den ersten 100 und t auf den letzten 10 Metern).

die Startnummer 105 irgendwo auf dem Balkan
die Startnummer 105 irgendwo auf dem Balkan
Desloge mit der Nummer 117 am Start in Talinn
Desloge mit der Nummer 117 am Start in Tallinn

An Preisgeldern waren 50.000 Francs für den ersten, 20.000 für den zweiten und 15.000 für den dritten Platz ausgelobt. Außerdem gab es zahlreiche Pokale, unter anderem für einzelne Klassen und die Damenwertung.

Zusätzlich gingen noch ein Geschicklichkeitswettbewerb und eine Komfort-Prämierung in die Wertung ein. Bei letzterer wurden Punkte für Zubehör, Ausstattung mit Werkzeug und anderen Dingen vergeben, die bei Langstreckenreisen von Bedeutung sind.

Insgesamt 10 Peugeot des Typs 301, die natürlich für die besonderen Strapazen der Langstreckenfahrt modifiziert und vorbereitet wurden, nahmen an der 13. Rally Monte Carlo teil. Davon kamen alle ins Ziel und 5 fuhren unter die ersten 20:

PlatzFahrerStartnr.Startort Sonderpreise
10de Lavette / Naas5Athen
11Stoffel126Athen
15Chazel63Athen
16de Cortanze105Bukarest
17Hustinx / des Forest54BukarestSieg Damenwertung
34Nany / Larue159Stavanger
35Mareuse / Gonnot8Umea3. Platz Damenwertung
40Desloge117Tallinn
42Leblanc / Marinovitch27Stavanger
102Marat122Boulogne sur Mer
Peugeot 301 Rallye Monte Carlo 1934

Besonderes Augenmerk möchte ich hier der erst 24 jährigen Simone Louise des Forest, die erst im Jahr 1929 ihren Führerschein gemacht hatte, widmen. Sie startete zusammen mit ihrer Freundin Fernande Hustinx (der späteren Frau des Rennfahrers Charles de Cortanze, der 1934 einen Platz vor ihnen ankam). Die beiden Frauen starteten in Bukarest und hatten bei der Fahrt über den Balken damit eine der damals schwierigsten Monte-Carlo-Strecken gewählt. Sie kamen nach über 3.000 meist verschneiten Kilometern in Monte Carlo an und fuhren in der Gesamtwertung auf den 17. Platz. Damit gewannen sie gleichzeitig die Damenwertung.

Peugeot 301 Rallye Monte Carlo 1934
Fahrer Karte Simone de Forest

Dass die Rallye des Jahres 1934 die bis dahin leichteste ihrer Geschichte war, beweist die bündige Bemerkung der Sieger Gas/Trévoux auf Hotchkiss AM 80S. „Wir hatten eine Reise ohne die geringsten Hindernisse. Das lässt sich schon aus unseren Mienen und dem einwandfreien Zustand des Wagens feststellen.“

Die weiteste Anfahrt – aus Athen – hat in diesem Jahr die Sieger bestimmt. Die ersten 15 des Gesamtklassements haben alle auf diese Karte gesetzt.

Abschließend dazu der Bericht der schweizerischen Automobil-Revue vom Zieleinlauf:

Peugeot 301 Rallye Monte Carlo 1934

„Frühmorgens tauchen die ersten Wagen am Quai Albert 1er auf. Die Insassen, die müde und steif ihren Fahrzeugen entstiegen, weckten Staunen und Bewunderung. Sie waren teilweise in die absonderlichsten Gewänder gehüllt, die all dazu dienten, die Kälte fern zu halten.

Die Männer trugen halbe Bärte, da sie begreiflicherweise Wichtigeres zu tun hatten, als ihre Rasierkünste zu vollbringen. Die Müdigkeit hatte den Frauen zarte Furchen in die Gesichter gegraben.

Dennoch strahlen alle vor Freude über das gelungene Ende ihrer mühseligen Reise. Während der ganzen Fahrt hatten sie selbstverständlich nie ein Bett gesehen, so dass sie sich notdürftig im Wagen selbst ausruhten.“

 Bericht der schweizerischen Automobil-Revue