Beginn der Autolackierung bei Peugeot

Die Lackierung eines Autos dient einerseits dem Rost- und Witterungsschutz, andererseits aber auch der Schönheit. Die Farbe sollte die Linienführung des Fahrzeugs unterstreichen und hervorheben.

Am Anfang glichen die Autos Pferdekutschen, in die ein Motor gepfropft wurde. Während tragende Elemente zunächst noch aus Holz gefertigt wurden, bestand die Außenhaut aus Kostengründen bald aus Blech. Dieses Material eignete sich auch besser für die Serienproduktion. Daraus ergab sich, dass die Lackierung mit dem Pinsel, wie sie bei Kutschen üblich war, nicht mehr ausreichte und man nach schnelleren Techniken suchte.

Diese Entwicklung lässt sich in den Archiven von Peugeot nachverfolgen und sagt einiges über die damalige Politik von Peugeot aus:

* Kundenkritik und -vorschläge aufnehmen,
* Lösungen mit Management und Belegschaft erarbeiten,
* Studien und Kostenberechnungen vor der Anwendung in der Produktion,
* auch am Band Ausrichtung auf Senkung der Produktionskosten.

Die Spritzlackierung wurde ab 1919 zunächst bei Fahrradrahmen im Werk Beaulieu eingesetzt und erprobt, ab 1920 kommt sie in der Automobilproduktion im Werk Mandeure zum Einsatz. Ein Dokument aus dieser Zeit lässt darauf schließen, dass Spezialisten für den Pinselauftrag der Farbe fehlten und man daher die Entwicklung leistungsfähiger Spritzpistolen forcierte. Deren Einsatz wurde mit der Erwartung verbunden, dass weniger qualifiziertes Personal schnell daran ausgebildet und kurzfristig in der Produktion eingesetzt werden konnte.

Aus dem März 1921 stammt die Notiz “Wir haben einen Tisch gebaut, um den Lack in den Floco- Geräten zu verwenden”. Was ist damit gemeint? Das kann einer deutschen Publikation aus den späten 1920er Jahren, die auf einem englischen Werk von Charles E. Oliver basiert, entnommen werden. Floco steht für “Gießen” und “Fließbeschichtung” – der Lack floss durch die Schwerkraft auf ein Gerät, von dem er zwischen zwei Lippen floss, mit denen lackiert wurde. Der Überschuss lief weiter nach unten in Rinnen, wo er aufgefangen und recycelt wurde.

Dieses Verfahren wurde in Mandeure ab Dezember 1924 eingesetzt, der „Tisch“ befand sich unter der Karosserie, die lackiert wurde und fing die überschüssige Farbe auf.

Abbildung: Floco steht für  "Gießen" und "Fließbeschichtung" - der Lack floss durch die Schwerkraft auf ein Gerät, von dem er zwischen zwei Lippen floss, mit denen lackiert wurde.

Das Bild oben zeigt einen Arbeiter mit diesem Werkzeug. Vermutlich wird hier die Karosserie des Peugeot-Modells 177 B lackiert, die bereits eine Schicht schwarzer Farbe erhalten hatte. Der Applikator, der wie ein Bügeleisen aussieht, extrudiert die Farbe, die buchstäblich über die Karosserie lief; der Überschuss floss in die Gosse im unteren Bereich.

Heute wundern wir uns über diesen Prozess. Der einzige Vorteil ist das Fehlen von Spritznebel, im Übrigen gibt es nur Nachteile:

*Die Farbe tropft, was „Nasen“ verursacht, die mit hohem Aufwand entfernt werden müssen.

* Der fließenden Lack fängt Staubpartikel ein, die bei erneuter Anwendung Mängel verursachen.

Weil die Kosten – verglichen mit der üblichen Technik – deutlich höher waren, kam es schnell zu einer Studie über das Kosten-Nutzen-Verhältnis, die zur Einstellung dieser Art der Lackierung führten. Im Archiv gibt es keine weitere Erwähnung der Technik, auch fehlen andere Fotos dieses bizarren Instruments.

Von da an wurde nur noch die Spritzpistole eingesetzt, die schon 1907 von Thomas Devilbiss in den Vereinigten Staaten erfunden worden war.

Lackierung einer Karosse des Typ 172 BC im Werk Audincourt

Frankreich bzw. Peugeot blieben bei der Lackier-Technik nicht zurück. Im Mai 1925 leistet die hier im Werk Audincourt bei der Arbeit an einer Karosse des Typ 172 BC zu sehende

„LEBARON Flachstrahl Farbpistole, Chromographe N° 9“

20 % mehr als zeitgleiche „Devilbiss Pistolen“.