Peugeot 601 – Grümmer “Aeroprofil”

Peugeot 601 - Grümmer “Aeroprofil”

Gaston Grümmer (1892 – 1965) war Spross einer seit dem 18. Jahrhundert bekannten (Kutschen) Karosseriebau-Familie, die ursprünglich aus Aachen stammt. Sein Großvater war Hofkuschenbauer bei Kaiser Napoleon III, sein Vater Antoine Joseph Grümmer betrieb in der Rue Cambacérès 26 in Paris die Fa. “Morel-Grümmer”, die später in “Établissements J. Grümmer” umbenannt wurde.

Gaston Grümmer begann seine Karriere als Kampfflieger im Ersten Weltkrieg. Als Karosseriebaumeister verließ er 1924 den Familienbetrieb und gründete seine eigene Firma in der Rue Martre 39 in Clichy, wo er von 1924 bis 1935 einzigartige Karosserien baute. Auf der Grundlage seiner Erfahrungen als Pilot entwarf zusammen mit Guillaume Buisson Karosserien nach aerodynamischen Grundsätzen. Dabei wendete er bereits 1924 das von Etienne Bunau-Varilla entwickelte E.B.V.-Patent an, für das er die weltweite Generalvertretung innehatte.

Im Jahr 1930 wurde seine “Extensible“-Konstruktion patentiert, die es ermöglichte, zwischen einem zweisitzigen Auto mit zwei Fenstern und einem viersitzigen Wagen mit vier Fenstern zu wechseln.

Grümmer-Patent "Extensible" - vom Coupe zum Berlinet in wenigen Minuten
Grümmer-Patent “Extensible” – vom Coupe zum Berlinet in wenigen Minuten

Das Patent für sein Modell Hirondelle, das 1933 angemeldet wurde, wurde auf Delage D8 und Hispano Suiza umgesetzt.

Grümmer "Hirondelle" - eine Art "Targa-Cabriolet"
Grümmer “Hirondelle” – eine Art “Targa-Cabriolet”

Er forschte zusammen mit Busson intensiv auf dem Gebiet der Aerodynamik und gemeinsam meldeten sie am 30. September 1933 die Marke “Aéroprofil” zum Patent an. Dieses Patent wurde am 16. April 1935 auch in den Vereinigten Staaten eingetragen.

Vermutlich wurden die Aeroprofil-Karossen nicht im Windkanal getestet, aber es dürften Erkenntnisse des Stromlinien-Pioniers Paul Jarray mit eingeflossen sein. Die Grümmer-typischen kleinen, schmalen Fenster im Dachbereich sollten vermutlich eine “luftigere” lichtdurchflutete Fahrgastkabine (ähnlich wie die heutigen Glasdächer) schaffen. Sie haben aber keine aerodynamischen Vorteile.

Peugeot  601 Aeroprofil

Im Jahr 1933 wurden mehrere Aéroprofil-Fahrzeuge auf Citroën Rosalie- und Alfa Romeo-Fahrgestellen fertig gestellt. Ab 1934 entstanden “Aeroprofil”-Wagen auch auf Hotchkiss-, Renault Nervasport-, Delage D8- und Peugeot 601-Fahrgestellen.

1934 wurde die Peugeot 601-Limousine mit Aéroprofil-Karosserie von der Fa. Gaston Grümmer beim Concour d’Elegance im Parc de Bagatelle (Paris, Bois de Boulone) vorgestellt.

Der 601 Aeroprofile wurde beim Concours 1934 von Mlle. Josette Cortez vorgestellt
Der 601 Aeroprofile wurde beim Concours 1934 von Mlle. Josette Cortez vorgestellt
Der 601 Aeroprofil bemi Concours im Parc de Bagatelle
Der 601 Aeroprofil beim Concours im Parc de Bagatelle

Die Karosseriefirma Gaston Grümmer stellte im August 1935 nach 11 Jahren Produktion den Betrieb ein. Je nach Quelle entstanden zwischen 600 und 850 Grümmer-Karosserien auf Fahrgestellen von fast 50 Automobilmarken.