Indianapolis 1914 – Triumph für einen Privatfahrer

Bis 1912 wurde für den Sieg bei Autorennen der Bau immer größerer Motoren vorausgesetzt, was zu Monstern wie dem „Beast of Turin“ von Fiat mit 15 Litern Hubraum führte. Aufgrund der geltenden Formeln für Rennfahrzeuge mit festgelegten Abmessungen der Zylinderbohrung blieb den Konstrukteuren nur die Flucht in den Hub. Das Ergebnis waren dann Rennwagen wie der besagte Fiat, aber auch zeitlich gleiche Peugeot und andere bei denen die Fahrer nicht mehr über den Motor schauen konnten, sondern seitlich am Motor vorbei.

Dann änderten die drei Rennfahrer Georges Boillot, Jules Goux, Paolo Zuccarelli und der brillante Ingenieur Ernest Henry diese Ansicht. Sie überzeugten Robert Peugeot, dass Henrys technische Ideen – darunter Doppel-Nockenwellen und vier geneigte Ventile pro Zylinder – mehr Leistung aus kleineren Motoren erbringen würde.

Robert Peugeot
Robert Peugeot
Les Charlatane - Zuccarelli, Goux , Boillot
Les Charlatane – Zuccarelli, Goux , Boillot
und ihr genialer Ingenieur Georges Henry
und ihr genialer Ingenieur Georges Henry

“Les Charlatans”, spottete Peugeots etabliertes technisches Personal über die „Betrüger“, die in einem mehr oder weniger ungenutzten “Stinktierwerk” in Paris, weit ab von Peugeots Fabriken in Ostfrankreich, das scheinbar Unmögliche wahr machen wollten.

Trotz des Spotts waren sie erfolgreich!!

1912 besiegte ein 7,6-Liter-Peugeot einen 15-Liter-Fiat beim französischen Grand Prix. Der moderne Rennwagen-Motor war geboren, um im nächsten Jahr voll verwirklicht zu werden.

Die Peugeot Rennwagen der Saison 1913 wurden auf 5.650 ccm für Grand Prix- und 3.000 ccm für Voiturette-Rennen verfeinert. Wieder war die französische Marke siegreich. Ebenso unvergesslich war ein Rennen im folgenden Jahr, wo der Peugeot-Pilot Arthur Duray zwar nicht zum Sieg, aber zum Triumph fuhr: Die 500 Meilen von Indianapolis.

Arthur Duray auf dem 3-Liter-Peugeot 1914 in Indianapolis
Arthur Duray auf dem 3-Liter-Peugeot 1914 in Indianapolis

Arthur Duray war eigentlich ein amerikanischer Baseballstar mit exzentrischem Charakter, der gute Zeiten und einen guten Witz liebte. Es hat schon etwas von einem Scherz, dass er mit einem nicht einmal ihm gehörenden ausländischen Rennwagen als Privatfahrer in Indianapolis antrat, obwohl auch ein Peugeot-Werksteam mit dem 5,65-Liter-Grand-Prix-Rennwagen an Rennen teilnahm.

Der „kleine“ 3,0-Liter-Peugeot gehörte Jacques Menier, Erbe eines französischen Schokolade-Imperiums. “Baby” war die von Reportern verwendete Bezeichnung für Duray’s Peugeot – bis er den bisherigen Rundenrekord von 99,85 Meilen pro Stunde brach. Im Rennen selbst führte Duray einige Zeit, nahm sich dann aber zurück, um sicher ins Ziel zu kommen. Gewinner in diesem Jahr war Delage mit einem Wagen, der über den doppelten Hubraum des Peugeot verfügte und mehr als 20 PS mehr Leistung hatte als dieser.

Was die amerikanischen Rennwagenbauer aber am meisten erstaunte war, dass Duray’s Peugeot-Motor nur rund 100 ccm mehr Hubraum hatte, als ein Ford Modell T.