RetroClassics 2008

Die große Eclipse-Schau

Für das Jahr 2008 hatten wir uns zur ersten „RetroClassics“ auf dem neuen Messegelände am Stuttgarter Flughafen etwas ganz Besonderes überlegt:

Nachdem ich im Jahr 2007 aus einem Nachlass einen äußerst seltenen Peugeot 402 Eclipse, der seit fast 40 Jahren stillgelegt war, erwerben konnte, sollte es eine Präsentation mehrerer Eclipse-Modelle geben. Tatsächlich wurde es die wohl größte öffentliche Eclipse-Schau, die es nach dem 2. Weltkrieg gab.

Messe Stuttgart RetroClassics 2008

Generell ist festzuhalten, dass insgesamt 680 „Eclipse“-Karosserien (Serie 401, 601 sowie 402) gebaut wurden. Davon sind heute – je nach Quelle unterschiedlich dargestellt – weltweit noch maximal 35 Exemplare bekannt.

Im Juni 2007 begannen die Vorbereitungen der Ausstellung. Mit meiner Idee lief ich sowohl beim Veranstalter der Messe als auch bei der uns in vorbildlicher Weise unterstützenden Peugeot Deutschland GmbH offene Türen ein.

Die Messe sagte uns einen Stand mit einer Fläche von fast 400 m² auf der Galerie in Halle 1 zu. Diese Halle ist mit 25.000 m² die größte der Messe (Gesamtfläche aller 9 Hallen rund 100.000 m²) und war für die repräsentativen Auftritte der Hersteller sowie auf der umlaufenden Galerie für spezielle Clubauftritte vorgesehen.

Außer uns präsentierten sich auf dieser Galerie noch der Rolls-Royce- sowie der Maserati-Club, das Schlumpf – Museum Mulhouse, die Fordclubs mit der Sonderschau 100 Jahre Modell T und der Allgemeine Schnauferl Club mit einer Sonderschau „Rennwagen der Messingära“.

Darüber hinaus sagte uns die Messeleitung zu, den Transport der beiden Eclipse aus dem Peugeotmuseum zu organisieren.

Nach diesen „Freigaben“ begann ich, nach Ausstellungsstücken zu fahnden. Im einzelnen bekam ich Zusagen von Peugeot Deutschland, dem Musee Peugeot sowie dem Museum für konkrete Kunst in Ingolstadt zu folgenden Fahrzeugen. Außerdem stand meine eigener Eclipse – im Zustand, wie er 1975 nach abgebrochener Restaurierung eingelagert wurde, aber mit funktionierender elektrischer Dachmechanik – zur Verfügung.

Peugeot 401 D Eclipse – Karosserie „CE1“, Fahrgestellnummer 590.262

Dieser 401 Eclipse aus dem Besitz des Peugeotmuseums Sochaux wurde im Mai 1935 bei Pourtout gebaut und am 31.07.1935 nach Auch / Gers ausgeliefert. Der Wagen ist der Allgemeinheit inzwischen durch den Werbespot für den 207 CC aus dem Fernsehen bekannt.

Peugeot 401 D Eclipse – Karosserie „CE1“, Fahrgestellnummer 590.262

Peugeot 402 L Eclipse – Karosserie „E4Y“, Fahrgestellnummer 615527 / Karosserienummer 46

Dieser Wagen aus dem Jahr 1936 gehört dem Peugeot Museum in Sochaux/F und ist erst wenige Male in Deutschland zu sehen gewesen – u.a. auf der Schau „100 Jahre AvD“ anlässlich der IAA 1999 in Frankfurt und 2003 auf der RetroClassics in Stuttgart.

Peugeot 402 L Eclipse – Karosserie „E4Y“, Fahrgestellnummer 615527 / Karosserienummer 46

Peugeot 402 LE Eclipse – Karosserie „E4Y“ mit Cotalgetriebe, Fahrgestellnummer 478121 / Karosserienummer 240

Dieser Wagen, der heute der Peugeot Deutschland GmbH in Saarbrücken gehört, wurde am 31. Mai 1937 nach Paris ausgeliefert. Weitere Eigentümer – vollständig sind sie heute auch zu diesem Wagen nicht mehr bekannt – waren Monsieur Emile Carey sowie Monsieur Pierre Baraille.

Peugeot 402 LE Eclipse – Karosserie „E4Y“ mit Cotalgetriebe, Fahrgestellnummer 478121 / Karosserienummer 240

Peugeot 402 L Eclipse – Karosserie „E4Y“, Fahrgestellnummer 616895 / Karosserienummer 266

Dieser Wagen, der heute dem Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt, Bereich Design gehört, wurde am 8.8.1937 nach Tananarive/Madagaskar ausgeliefert. Weitere Eigentümer – vollständig sind sie heute nicht mehr bekannt – waren Monsieur Lerondel sowie die Renault Niederlassung Haegeli.

Peugeot 402 L Eclipse – Karosserie „E4Y“, Fahrgestellnummer 616895 / Karosserienummer 266

Peugeot 402 Eclipse – Karosserie „E4“, Zweisitzer genannt „Nautilus“
Fahrgestellnummer 601524 / Karosserienummer 58

Es handelt sich um ein Fahrzeug der ersten Serie mit geteilter Frontscheibe und ab Werk installierter elektrischer Dachmechanik.

Peugeot 402 Eclipse – Karosserie „E4“, Zweisitzer genannt „Nautilus“ 
Fahrgestellnummer 601524 / Karosserienummer 58

Ein sechster Eclipse aus dem Besitz von Herrn Golz war ebenfalls für die Ausstellung vorgesehen, das Fahrzeug musste jedoch eine Woche vor Ausstellungsbeginn zurückgezogen werden, da die begonnene Restauration sich länger hinzog als geplant. Statt dessen stellte ich meine schon mehrfach auf Concoursveranstaltungen prämierte 402-Limousine als „technische Grundlage“ der 402-Eclipse aus.

Peugeot 402 Eclipse

Zeitgleich mit der Beschaffung der Fahrzeuge recherchierte ich zur Geschichte des Metallklappdachs im Allgemeinen und der Peugeot-Eclipse im besonderen.

Sehr hilfreich war hier das Internet; über EBAY USA konnte ich sogar einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1928 zum Urvater aller „Rectables“, dem auf einem Hudson Coupe aufbauenden „Ellerbeck Convertible“ auftreiben. Mit Mr. Ellerbeck hatten die Herrn Peugeot, Paulin und Darl’Mat 1933/34 Kontakt aufgenommen, um die Patente abzustimmen. Angeblich gibt es heute keine Bilder des Ellerbeck – Hudson mehr. Das konnte ich aufgrund des Zeitungsartikels aus einer lokalen Zeitschrift des mittleren Westens der USA, der drei Bilder enthält, inzwischen widerlegen.

Außerdem darf ich mich beim in LeMans geführten „Eclipse-Register“ für die aus dessen Bereich erhaltenen Infos bedanken.

Impression RetroClassics 2008

Nach Monaten der theoretischen Vorbereitung der Sonderschau ging es Ende Dezember 2007 dann praktisch los. Da wir in vollkommen neuen Räumen ausstellen sollten, konnte der größte Teil des bisherigen Equipments, das für die Fläche in der alten Messe angeschafft war, nicht mehr benutzt werden.

Es waren ein Partyzelt, zusätzliche Tische und Tresen, die „Abgrenzung“ für die Fahrzeuge und vieles mehr zu beschaffen. Diese finanziellen und teilweise auch handwerklichen Investitionen lohnen sich aber, da wir das Material künftig weiter nutzen können.

Nun war die Werbung für unsere Sonderschau in die Wege zu leiten. Mit Rundschreiben erhielten die Mitglieder des Registers Karten, die zum reduzierten Eintritt in die Messe berechtigten. Ich informierte alle benachbarten nationalen sowie die deutschen Peugeotclubs, befreundete Oldtimerclubs, die wichtigen Oldtimerzeitschriften sowie eine Vielzahl von Internetforen, die sich dem Thema Oldtimer verschrieben haben. Parallel lancierten Peugeot Deutschland sowie die Messe Stuttgart Pressemitteilungen.

Impression RetroClassics 2008

Dies alles führte dazu, dass wir in sehr vielen Medien namentlich genannt wurden und der regionale Fernsehsender „SWR 3“ unseren Stand sowohl in einer Vorabsendung am 13.3. als auch – mit einem kurzen Interview – in der Zusammenfassung am 17.3. zeigte. Außerdem drehten das russische Fernsehen sowie ein US-Sender bei uns.

Sehr stolz bin ich darauf, dass mehrere Mitglieder des Vorkriegsregisters es sich nicht nehmen lassen, jedes Jahr Standdienst bei der RetroClassics zu machen. Dies sind die Ehepaare Ilse und Egon Gothmann, die extra rund 700 Kilometer aus Hamburg anreisen und Inge und Heiner Neubauer aus Pegnitz sowie Erich Reck, der die technische Beratung übernimmt.

Ganz herzlich bedanken möchte ich auch bei meiner Frau, die mir immer hilfreich zur Seite steht und den gesamten Bereich der Bewirtschaftung unseres Clubstandes managed. Ein weiteres Dankeschön an die Mitarbeiter von Peugeot Deutschland, insbesondere Frau Melanie Hippler und Herrn Schalberger, die für alle Anfragen, Wünsche und Anregungen stets ein offenes Ohr haben.

Am Mittwoch, dem 12.3. traf sich das Aufbau/Standbesatzungsteam ab 8.00 auf unserer Fläche. Als gegen 14 Uhr der erste Lastwagen mit dem Eclipse des Museums für Konkrete Kunst Ingolstadt ankam, stand der separate „Clubbereich“ schon weitgehend. Gegen 16 Uhr war sowohl der Transport meines eigenen Eclipse und meiner Limousine erledigt als auch der (mitten aus der Restauration herausgeholte) Eclipse der Peugeot Deutschland GmbH angekommen. Auch die Techniker einer Firma, die uns kostenfrei eine etwa 3 m² große Videowand zum Abspielen eines Films überlassen hatten, waren da und die Wand incl. technischem Zubehör funktionierte.

Was noch fehlte, waren die beiden Wagen aus dem Museum in Sochaux. Es gab einen gehörigen Schrecken, als sich nach diversen Telefonaten mit Frau Hippler/Peugeot Deutschland als auch der RetroPromotion herausstellte, dass der zugesagte Transport schlichtweg vergessen worden war. Hier nochmals ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an Frau Hippler, die es fertig brachte, innerhalb weniger Stunden den Transport doch noch zu organisieren, sodass die beiden Wagen im Lauf des Vormittages des 13.3. von Gefco angeliefert wurden.

Beim offiziellen Messebeginn am Donnerstag um 14 Uhr war unser Stand, dank des Engagements aller, ein echtes Schmuckstück der Messe und wurde – wie aus den Reaktionen vieler Fachbesucher zu entnehmen war – als eine der Hauptattraktionen angesehen.

Der Messeauftritt war für uns ein voller Erfolg. Mit insgesamt rund 50.000 Messebesuchern wurde der bisherige Rekord aus dem Jahr 2007 um rund 10 % überboten. Viele davon kamen auf unseren Stand und die Mannschaft konnte nicht oft genug die Technik der Metalldächer demonstrieren; insbesondere, da wir ja verschiedene Exemplare mit unterschiedlichen Lösungen – von der frühen elektrischen Technik im Zweisitzer E4 über die nachgerüstete Kurbellösung im Museums-401 bis zur rein manuellen Öffnung in den E4Y – zeigen konnten.

Mein Zweisitzer E 4 ist einer insgesamt von nur noch 5 bekannten Eclipse mit elektrischer Dachmechanik. Glücklicherweise ist es rechtzeitig zur Messe gelungen, das Dach wieder gängig zu machen. Genau mitgezählt haben wir nicht, aber über die Laufzeit der Messe weg mussten wir den Öffnungsvorgang rund 200 Mal zeigen. Interessant ist, dass sich das Dach mit einer modernen Batterie über 40 mal öffnen und schließen lässt, bevor sie leer ist. Für die Messezeit hatten wir den Wagen allerdings über ein Ladegerät an das elektrische Leitungsnetz angeschlossen.

Hier ein Video – allerdings aus einem späteren Auftritt auf der RetroClassics

Einige Fachbesucher sagten uns, sie hätten befürchtet, dass das Zeigen von 5 Eclipse – ähnlich wie beim Zusammenstehen von mehreren Mercedes-Flügeltürern – langweilig wirken können. Zu Ihrer Überraschung war das nicht der Fall, da bei 5 Autos drei verschiedene Karosserievarianten und drei unterschiedliche Erhaltungsstadien gezeigt wurden. Sehr angetan waren sie auch von der Menge und dem Informationsgehalt des von uns zusammengetragenen schriftlichen Materials.

An bekannten Besuchern durften wir Herr Urs Ramsauer vom Swiss Car Register (Chef der Auswahlkommission für den Concours beider Villa d’Este), Herrn Johannes Hübner vom AvD sowie seine königliche Hoheit Carl Herzog von Württemberg begrüßen.
Von Peugeot Deutschland war Herr Direktor Schalberger mit seinem Mitarbeiterstab vor Ort, vom Peugeotmuseum Herr Direktor Loic Henouil sowie Herr Rudolf Oberhäuser. Außerdem kamen der Direktor der Collection National Mulhouse (Musee Schlumpf), Herr Emanuel Bacquet sowie der Präsident des Fördervereins des Museum, Herr Bernard Jaeggy, um unsere Exponate anzuschauen.

Darüber hinaus besuchten uns die Präsidenten der Peugeotclubs aus Österreich, Herr Michael Mailling sowie Belgien, Herr Jean Pierre Clerens. Außerdem waren verschiedene bekannte deutsche Fachjournalisten bei uns, so dass wir hoffen, in den Berichten der Oldtimerzeitschriften über die Messe nochmals erwähnt zu werden.

Eine kleine Sensation ergab sich am Samstag Nachmittag: Ein Besucher aus Österreich sprach mich an und erzählte, dass er einen Peugeot 401 in restaurationsbedürftigem Zustand aus Tschechien geholt habe. Der Wagen habe eine Coupe-Karoserie, die aber in keinem Buch erscheine. Glücklicherweise hatte er die technischen Daten wie Fahrgestell- und Karosserienummer sowie mehrere Fotos bei der Hand. Bei Prüfung stellte sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Eclipse handelte, der aus unbekannten Gründen zugeschweißt worden war. Mit diesem Fahrzeug sind nun weltweit 4 Peugeot 401 Eclipse bekannt. Der Besitzer ist inzwischen Mitglied im Peugeot Vorkriegsregister und ich habe den Kontakt zum Eclipse-Register hergestellt. Das Auto soll im Lauf der nächsten Jahre wieder in seinen ursprünglichen Zustand gebracht werden.

Äußerst bewegende Momente erlebte ich, als die Witwe von Herrn Neubert, der meinen E4 im Jahr 1964 vor der Verschrottung in der Schweiz gerettet hat und ihn bis ca. 1975 in den heutigen Zustand versetzte, unseren Stand besuchte. Frau Neubert stand sprachlos vor dem Auto und streichelte es. Als sie sich wieder gefasst hatte, berichtete sie uns ausführlich über die Zeit, als der Wagen im Besitz ihres 1992 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen Mannes war. Im Vorfeld hatte ich über ihren Sohn bereits Schmalfilme bekommen, die den Wagen gegenüber heute nahezu unverändert bei seiner ersten Fahrt nach der technischen Instandsetzung 1975 zeigen. Diese Filme hatte ich digitalisieren lassen und wir konnten sie auf einer ca. 3 m² großen Videowand während der gesamten Messe ergänzend zum Auto laufen lassen, was auf reges Interesse der Besucher stieß.

Insgesamt waren während der Messe mindestens 100 unserer Mitglieder, die teilweise weite Anreisewege (z.B. aus Berlin, dem Rheinland, der Schweiz, dem Saarland oder Ostbayern) in Kauf genommen hatten, beim Stand vorbeigekommen. Wir konnten einige neue Mitglieder gewinnen und führten sehr interessante Fachgespräche. Als um 18 Uhr die Messe geschlossen wurde, waren wir erschöpft, aber äußerst zufrieden.

Auch der Abbau am Sonntag Abend sowie am Montag verlief weitgehend problemlos, so dass wir uns gegen 15 Uhr voneinander verabschieden und den Heimweg antreten konnten. Ich selbst war erleichtert, als mir am Montagabend dann mitgeteilt wurde, dass alle Autos ihre Heimatorte unbeschädigt erreicht hatten.