Peugeot 301 von Ludwig Hirtreiter

Ein Bericht aus dem Viechtacher Bayerwald Boten vom 21.11.20 – Autor Aaron Grassl

Alt und motorisiert – der Viechtacher Bayerwald-Bote ist auf der Suche nach Oldtimern. In der Serie “Garagenschätze” stellen wir besondere Fundstücke vor.

Peugeot 301 von Ludwig Hirtreiter

Er ist 88 Jahre alt und funktioniert heute noch so gut wie damals: “Einsteigen, anlassen, wegfahren”, beschreibt Ludwig Hirtreiter aus Vorderau, Gemeinde Kollnburg, die Fahrtauglichkeit seines Peugeots 301 C, Baujahr 1932. Außerdem besitzt die Limousine “die erste manuelle Klimaanlage, die es gegeben hat”, erklärt er und führt diese vor, indem er die Windschutzscheibe einen Spalt öffnet.

Der 60-jährige Betreiber einer Autowerkstatt habe schon immer einen “Schnauzer” haben wollen. Gemeint ist damit nicht etwa ein Oberlippenbart, sondern der lange und schmale Motorraum des Oldtimers.

Mit “Engelszungen” habe er den Vorbesitzer, einen pensionierten Lackierer, überzeugen müssen, damit dieser den Oldtimer verkauft. Aufmerksam wurde Ludwig Hirtreiter auf das Fahrzeug durch einen Lackvertreter, der ihm bei einem Besuch in der Werkstatt von dem Peugeot erzählte. Für den Automechaniker war klar: “Ich muss das Auto haben.”

Peugeots 301 C, Baujahr 1932

Immer wieder über einen Zeitraum von fünf Jahren besuchte er den Rentner in der Nähe von Deggendorf. Dieser sei gesundheitlich nicht mehr in der Lage gewesen, den Oldtimer zu pflegen. Die Karosserie habe auf einer Wiese gestanden und es sei bereits Gras rausgewachsen. “Das hat mir wehgetan zu sehen”, beschreibt Ludwig Hirtreiter den Zustand des Peugeots. “Ich musste ihn direkt schimpfen.” Dann habe er zu dem Rentner gesagt, dass er nun nicht mehr kommen werde. Auf Zureden der Ehefrau hat der Vorbesitzer schließlich eingewilligt und den Oldtimer verkauft. Das war im Jahr 2005.

Peugeots 301 C, Baujahr 1932

Zwei bis drei Jahre hat der Werkstattbetreiber aus Kollnburg den Peugeot 301 C restauriert, “aber fertig wird man nie”. Das Auto wurde originalgetreu hergerichtet, nur Kleinigkeiten sind dazugekommen. Zum Beispiel die Blinker, die es 1932 noch nicht gegeben hat. Damals wurden Winker benutzt, um das Abbiegen anzuzeigen.

Die Karosserie besteht größtenteils aus Eichenholz, das mit Blech ummantelt ist. Der 1,6-Liter-Motor hat eine Leistung von 34 PS. Der Motor sei damals schon sehr fortschrittlich gewesen. Bis in die 1970er Jahre habe sich dabei nicht viel verändert. Dann sei die ganze Elektronik dazugekommen.

“Die ideale Reisegeschwindigkeit liegt bei 60 bis 70 Stundenkilometer”, sagt Ludwig Hirtreiter. Die drei Gänge sind nicht synchronisiert, sie müssen also im Zwischengas eingelegt werden. Pro hundert Kilometer verbraucht das 88 Jahre alte Auto zwischen 15 und 20 Liter Benzin.

Peugeots 301 C, Baujahr 1932

Manche Ersatzteile sind laut dem Automechaniker schwierig zu bekommen. Dabei helfen ihm seine Kontakte über das Peugeot Vorkriegsregister. Dort sind derzeit 63 Exemplare des Peugeot 301 gelistet, der zwischen 1932 und 1936 in insgesamt sieben Modellen – C, M, T, L, CR, LR und D – gebaut wurde. Michael Kreuz, der das Peugeot Vorkriegsregister betreibt, erklärt: “Ich gehe nicht davon aus, dass wir alle Vorkriegs-Peugeots, die es derzeit im deutschen Sprachraum gibt, im Register ‚eingefangen‘ haben. Allerdings dürfte es ein erheblicher Teil sein.” Vom Modell C wurden insgesamt rund 21.000 Stück hergestellt.

Peugeot ist bekanntlich ein französischer Fahrzeughersteller, das Lederdach der Limousine stammt laut Ludwig Hirtreiter allerdings aus Deutschland. In den 1930er Jahren seien keine Autos von Frankreich nach Deutschland importiert worden, da die Deutschen auf ihre eigenen Autos gesetzt hätten. Exporte hätten allerdings schon stattgefunden. Seit wann sich der Peugeot 301 C in Deutschland befindet, konnte Ludwig Hirtreiter nicht herausfinden. “Die Vorgeschichte ist mir leider nicht bekannt.” Der Werkstattbetreiber schätzt, dass sich der Oldtimer seit den 1970er Jahren in Deutschland befindet.

Peugeots 301 C, Baujahr 1932

Neben dem Peugeot hat der 60-Jährige noch weitere Oldtimer in seinen Garagen stehen – Autos, Mopeds, diverse Bulldogs und einen Unimog. Mit seinem 88 Jahre alten Garagenschatz ist er auf Oldtimertreffen in der näheren Umgebung unterwegs und fährt Hochzeiten im Bekanntenkreis.