Bad Mergentheim – D / 17. – 19.6.2022

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Das nach 2002 (Speyer) und 2012 (Lahnstein) dritte Internationale Treffen der L’Aventure Peugeot in Deutschland war eigentlich bereits für das Jahr 2021 geplant und sollte an der Mosel stattfinden.

Da aufgrund der Corona-Einschränkungen das 2020-er-Treffen in Sochaux auf Oktober 2021 verschoben werden mußte, rutschte auch das Treffen in Deutschland um ein Jahr weiter. Das hatte zur Folge, dass die Planungen in sich zusammenbrachen. Die Wahl des neuen Veranstaltungsorts fiel auf die Kurstadt Bad Mergentheim im lieblichen Taubertal.

Die Oberhoheit der Planung lag bei Peugeot Deutschland. Die beiden großen Peugeot-Clubs – der 504 CC-Club und wir – stellten Mitglieder als Helfer, so dass ich selbst erstmals nicht als regulärer Teilnehmer sondern in der Organisation am IAPM teilnahm. Das erste Treffen des Orgateams vor Ort fand am 25. November 2021 statt.

Mir oblag im Vorfeld die Kontaktherstellung zu einem kompetenten Streckensprecher und zum absolut notwendigen Pannendienst. Die Wahl des Streckensprechers fiel auf Detlef Krehl, den sicherlich viele von Ihnen kennen. Den Pannendienst übernahm Wilhelm Supper, der für die KFZ-Innung Mittlerer Neckar die Zusatzausbildung der Mechatroniker zum Oldtimer-Mechaniker organisiert. Zur Veranstaltung brachte er im Rahmen dieser Zusatzausbildung zwei der angehenden Mechaniker mit, die einerseits einmal internationale Oldtimerluft schnuppern konnten, andererseits durch viele hitzebedingte Ausfälle auch richtig gefordert waren.

Christian Hölper vom 504 CCC übernahm die Koordination des gesamten Helfereinsatzes, während ich als “zbV“ nach Bedarf eingesetzt wurde. Michael Trykowski bekam eine Mega-Aufgabe und hatte von den Helfern aus dem Vorkriegs-Register mit Sicherheit die meiste Arbeit: Die Planung der Strecke, die er im Vorfeld mehrfach abfahren mußte, um die Informationen zur Erstellung des Roadbooks aufzunehmen. Als weitere Helfer aus den Reihen des Registers waren Rudolf Palmer und Christoph Rettig jeweils mit ihren Ehefrauen dabei.

Die von Pierre Peugeot im Jahr 1982 gegründete L’Aventure feierte in Bad Mergenthein ihren 40. Geburtstag. In diesem Jahr gingen 108 Teams aus 13 europäischen Ländern (A/B/CH/CZ/D/FIN/F/GB/I/LUX/NL/S/SK) mit Peugeotfahrzeugen, die nicht mehr produziert werden, an den Start. Die Zeitschiene verlief über 86 Jahre vom 1929er Typ 201 bis zum RCZ, Baujahr 2015.

Aber der Reihe nach: Knapp 30 Helfer aus den Clubs, sowie Mitarbeiter der beauftragten Agentur und von Peugeot Deutschland reisten am Himmelfahrtstag an. Nach einem kurzen Mittagssnack und einem ausführlichen Briefing wurden wir mit einheitlichen Shirts ausgestattet, die uns für die nächsten 3 Tage als zur Organisation gehörig kenntlich machten. Um 13.30 Uhr ging es mit einigen aktuellen Peugeotfahrzeugen aus dem Pressepool auf die am Samstag von den Teilnehmern zu bewältigende Dreiecksstrecke. Die rund 140 Kilometer waren in drei etwa gleichen Teiletappen zu absolvieren, wobei es auf freiwilliger Basis für die moderneren und stärker motorisierten Autos eine landschaftlich ausgesprochen schöne Zusatzstrecke von etwa 25 Kilometer mit starken Steigungen gab.

Von Mergentheim ging es auf kleinen und kleinsten Strassen und Wegen nach Langenburg, von dort nach Rothenburg ob der Tauber und wieder zurück zum Ausgangsort. Da dabei auch Aufgaben zu absolvieren waren, wurden die Streckenposten jeweils vor Ort eingewiesen. Unerfreulich war, dass ein Platz, der für eine Prüfung vorgesehen war, zwischenzeitlich mit Bauschutt zugeschüttet war und das seit der letzten Befahrung der Strecke an anderer Stelle eine Baustelle eingerichtet worden war. Hier wurden kurzfristig Updates zum Roadbook erstellt.
Zurück im Hotel bezogen wir die Zimmer. Dann war es auch schon Zeit fürs gemeinsame Abendessen, danach konnten wir uns auf der luftigen Hotelterasse näher kennen lernen bzw. alte Bekanntschaften wieder auffrischen.

Diese Berlinet, Typ 601, kam per Transporter aus dem Musee Peugeot
Diese Berlinet, Typ 601, kam per Transporter aus dem Musee Peugeot

Am Freitag war Anreisetag der Teilnehmer. Ab 13.30 Uhr liefen diese den örtlichen Stellantis-Händler, die Fa. Peugeot Bartosch, an. Dort erhielten sie ihre Unterlagen und fuhren dann weiter zu ihren Hotels, um dort einzuchecken. Alle, die Lust hatten, konnten im Lauf des Nachmittags an Stadtführungen in mehreren Sprachen teilnehmen.
Um 18.30 Uhr trafen sich die Teilnehmer zur Fahrerbesprechung in der in den 1920er Jahren im Bauhausstil errichteten Wandelhalle im Kurpark. Dort gab es – nach einigen Ansprachen – unter anderem von Herrn Xavier Peugeot, der per Videoschaltung aus dem Museum in Sochaux zugeschaltet wurde – das Welcome-Dinner und alle konnten den Abend in angeregten Gesprächen ausklingen lassen.

Fahrerbesprechung am Freitag Abend

Am Samstag hieß es früh aufstehen: Um 9 Uhr startete das Fahrzeug mit der Nummer 111 – ein Peugeot 203 Cabriolet, am Steuer Thierry Peugeot. Dann wurde der Startnummer nach losgefahren, wobei die ältesten Autos die niedrigsten Nummern hatten. Es sah chaotisch aus, aber wir schafften es, dass die ½-minütigen Startabstände eingehalten wurden und fast alle Wagen der vorgegebenen Reihenfolge nach auf die Strecke gehen konnten.

Unabhängig davon fuhren die Helfer zu ihren jeweiligen Einsatzorten. Das waren die Plätze, wo die zu lösenden Aufgaben auf die Teilnehmer warteten oder das Etappenziel vor dem Automobilmuseum in Langenburg. Aufgaben waren z.B. Abstandfahren, Schätzung der Länge einer Brücke, Lösung eines Puzzels mit historischen Rennbildern sowie – in Anlehnung an den 90. Geburtstag der Baureihe 301 – das Mahlen von genau 3 Gramm Pfeffer mit einer Peugeot-Mühle. In Langenburg hatten die Teilnehmer nach der Ankunft genau 60 Minuten Pause für die Besichtigung des Museums und das Mittagessen. Zu frühes oder zu spätes Weiterfahren wurde mit Strafpunkten “belohnt”.

Die historische Brück war erstaunliche flexibel – die Teilnehmer schätzen die Länge (richtig 42 Meter) zwischen 12 und 120 Meter …

Da es einer der heißesten Tage mit über 37 ° C war, hatten unsere Pannenhelfer sehr viel zu tun. Vorwiegend ging es um Probleme mit überhitzten Zündspulen, aber auch Reifenpannen durch eingefahrenen Nägel etc. waren zu beheben. Auf diesem Wege ein ganz herzliches Dankeschön an Wilhelm Supper und seine beiden Azubis für die hier geleistete Arbeit, die sicherstellte, dass fast alle Starter auch auf eigener Achse wieder in Mergentheim ankamen.

Nach der Mittagspause ging es für die Teilnehmer weiter nach Rothenburg ob der Tauber. Ich mußte zurück ins Rallyebüro in Mergentheim, da dort die Auswertung der Prüfungen auf mich wartete. Von 108 Startern wurden rund 70 Ergebniszettel abgegeben. Etwa 10 waren nicht vollständig und konnten daher nicht gewertet werden. Die Ergebnisse waren teilweise erstaunlich: Die 42 Meter lange Brücke wurde im Minimum auf 12, im Maximum auf 120 Meter geschätzt, die gemahlene Pfeffermenge lag zwischen 0,1 und 8,9 Gramm …

Um 18 Uhr waren wir mit der Auswertung fertig. Erster und zweiter Platz waren kein Problem, auf dem dritten lagen aber punktgleich 2 Teams. In Absprache mit Xavier Crespin von L’Aventure wurde eine Frage kreiert, der sich diese Teams stellen mußten. Wann wurde Armand Peugeot geboren?

Nun hiess es, schnell unter die Dusche und für den Galaabend umziehen. Als Motto für die Kleidung war ausgegeben “passend zum Baujahr des Autos”. Daran hielten sich viele Teilnehmer, so dass von Frack und Zylinder (1920er) über Anzug mit Panamahut (1930er), Petticoat (1950er) bis zum Hippielook der 1960/70er einiges zu bewundern war.

Ehepaar Sabbe aus Belgien mit der passenden Kleidung zum 201, Baujahr 1929
Ehepaar Sabbe aus Belgien mit der passenden Kleidung zum 201, Baujahr 1929

Der Abend in der Wandelhalle, die in Bleu-Blanc-Rouge angestrahlt war und vor der mehrere Oldtimer standen, verging beim mehrgängigen Menue wie im Flug. Die drei besten Teilnehmer der Ausfahrt erhielten 1,5-Liter Sektflaschen (Armand Peugeot kam übrigens 1849 auf die Welt), der Gewinner des “schönsten Autos” (ein 404 Commercial) einen Löwen-Pokal und auch die beste Kostümierung wurde prämiert.

Gratulation zum 40. Geburtstag der "L'Aventure" - von links: Thierry Peugeot, Eric Barthelat, Xavier Crespin und Silke Rosskothen
Gratulation zum 40. Geburtstag der “L’Aventure” – von links: Thierry Peugeot, Eric Barthelat, Xavier Crespin und Silke Rosskothen
Ausser Konkurenz habe auch ich mich mit Kleidung der 1920er/30er ausstaffiert

Nach einer kurzen Nacht begann am Sonntag früh um 8.30 Uhr die Ausstellung der teilnehmenden Fahrzeuge im schattigen Innenhof des Deutschritter-Schlosses. Die ursprünglich geplante Aufstellung auf dem heissen, schattenlosen Marktplatz war nicht möglich, da von der Stadtverwaltung der Termin doppelt vergeben war … was für uns eigentlich sehr positiv war.

Thierry Peugeot mit zwei deutschen Teilnehmern
Aufstellung zum offiziellen Gruppenbild, was dann so aussah:

Um 10.30 startete der erste Wagen zur letzten Etappe, die über ca. 40 Kilometer wiederum landschaftlich sehr schön zum “Brückenbaron” in Bolzhausen führte. Hier handelt es sich um ein sehr schönes, weitläufiges Lokal, das sich selbst als das “Premium-Eventdorf” bezeichnet. Dort gab es zum Abschluß deftige, typisch fränkische Kost vom Grill, die auf der luftigen ehemaligen Eisenbahnbrücke, die heute als überdachte Terrasse dient, schmeckte.

Xavier Crespin, Sekretär der L’Aventure Peugeot, verabschiedete die Teilnehmer dann gegen 15 Uhr. Leider konnte entgegen der langjährigen Praxis der Ausrichter des L’Aventure – Treffens 2023 noch nicht bekanntgegeben werden. Wie es hieß, gibt es einen Ausrichter, allerdings stand in Mergentheim der endgültige Ort noch nicht fest. Sobald eine Entscheidung bekannt ist, wird diese hier veröffentlicht.

Gegen 16.30 Uhr waren wir wieder in Mergentheim, wo ich unserem Ehrenmitglied Egon Gothmann aus Hamburg, der mit Ehefrau im Peugeot 104 teilgenommen hat, beim Verladen des Autos auf den Hänger half. Anschliessend machten wir uns auf den 1 ½ stündigen Rückweg nach Stuttgart.