402 DarlMat Coupe – FIN 705536 – ein Weihnachtsgeschenk im Jahr 1938

Quelle RM Sothebys

Peugeot 402 DarlMat Coupe

Wenn von hochklassigen französischen Automobilen der Zwischenkriegszeit die Rede ist, die über besondere Karosserien und eine nachweisbare Wettbewerbshistorie verfügten, dann geht es im Allgemeinen um Marken wie Bugatti, Delahaye, Delage und Talbot-Lago.

Dem Volumenhersteller Peugeot, der eher für solide Familienwagen bekannt ist, gelang es jedoch in Zusammenarbeit mit einem seiner großen Händler, diese Schwelle kurzzeitig zu überschreiten und eine kleine Serie dynamischer Rennwagen zu produzieren, die ebenso gut einen Concours d’Elegance gewinnen wie einen Klassensieg in LeMans einfahren konnten.

Peugeot 402 DarlMat Coupe
Das unverkennbare Heck des DarlMat Coupe

Emile Darl’mat war ein Geschwindigkeitsenthusiast, der seine ersten Erfahrungen während einer vierjährigen Lehre bei dem französischen Luftfahrtpionier Clément Ader machte. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er eine eigene Werkstatt in Paris, in der er Autos verkaufte und reparierte, während er gleichzeitig an den Motoren herumtüftelte, um die Leistung zu verbessern. Schließlich wurde Darl’mat lizenzierter Händler für Panhard und Peugeot. Ab Anfang der 1930er Jahre konzentrierte er sich ausschließlich auf den Verkauf und Service von Peugeot.

Schon während seines Aufstiegs in den 1920er Jahren unterhielt Darl’mat enge Beziehungen zu zwei der angesehensten Namen der Branche: dem in Bougival ansässigen Karosseriebauer Marcel Pourtout und seinem Chefstylisten Georges Paulin. Auf dem Pariser Salon von 1927 stellte Darl’mat die ersten Früchte dieser Zusammenarbeit aus, und auf der Weltausstellung in Chicago 1933 präsentierte der Händler einen Peugeot 301 “Eclipse“, der mit einer neuen, von Paulin entworfenen aerodynamischen Karosserie ausgestattet war.

Emil DarlMat und sein 301 Eclipse
Emil DarlMat und sein 301 Eclipse

Mitte der 1930er Jahre hatten die Erfolge von Darl’mat die Aufmerksamkeit der Peugeot-Führungskräfte geweckt. Diese wollten das Unternehmen wieder in den Motorsport zurückführen, nachdem es sich in den 1920ern zu einem Massenhersteller entwickelt hatte. Peugeot baute vor dem Ersten Weltkrieg sehr erfolgreiche Grand-Prix-Autos und triumphierte 1913 sogar bei den Indianapolis 500. Der Fahrer André Boillot errang nach dem Krieg bei mehreren bedeutenden Rennen Siege auf Peugeotfahrzeugen, unter anderem bei der Targa Florio 1919, der Coppa Florio 1922 und 1925, dem Grand Prix der Tourenwagen 1923 und 1925 und den 24 Stunden von Spa 1926.

1936 lieferte Peugeot einige Chassis der 302er Limousine an DarlMat. Dieses Modell hatte einen kürzeren Radstand und einen kleinerer Motor als die 402er Limousine, teilte aber viele mechanische Elemente. Darl’mat ersetzte den Motor durch den leistungsstärkeren 2-Liter-Motor des 402.

Wichtige Beiträge zur Entwicklung leisteten auch der Leiter des Aerodynamischen Forschungszentrums, Jean Andreau, der zahlreiche Automobilpatente besaß, und Victor Derbuell, ein Motorexperte, der dafür bekannt war, die Leistung von Serienmotoren zu erhöhen. Auf das 302-Chassis wurde eine wunderschöne aerodynamische Aluminiumkarosserie aus der Feder von Paulin montiert, die ein charakteristisches Art-Déco-Styling aufwies, darunter ein abfallender Kühlergrill, nicht integrierte tropfenförmige Kotflügel, stromlinienförmige Chromteile und eine geteiltes Heckfenster.

Peugeot 402 DarlMat Coupe
Oben der “Batmobil” – Blick der Heckscheiben des DarlMat Coupes
und unten einige Details

Der Peugeot 302 Darl’mat Special Sport, der erstmals auf dem Pariser Salon 1936 vorgestellt wurde, war als Coupé, Roadster und Cabriolet erhältlich, wobei die Mehrzahl der Fahrzeuge in der für den Wettbewerb bevorzugten offenen Ausführung gebaut wurde. Peugeot sah sich zur Werksunterstützung verpflichtet und stellte seinen Direktor für mechanische Studien, Alfred Giauque ab, um das DarlMat-Le Mans-Team zu leiten. Drei Darl’mat Special-Roadster nahmen an den 24 Stunden von Le Mans 1937 teil und belegten die Plätze 7, 8 und 10 – eine bemerkenswerte Leistung für ein Debütrennen.

Das Peugeot-DarlMat-Team 1938 in LeMans mit drei 402 Special Sport
Das Peugeot-DarlMat-Team 1938 in LeMans mit drei 402 Special Sport

Für 1938 setzte Peugeot noch einen drauf und lieferte Darl’mat die neueste Version seines 402-Chassis, den 402 Legere. Dieses Chassis, das kürzer und breiter als sein Vorgänger war, bildete die Grundlage für den weiter entwickelten Peugeot 402 Darl’mat Special, der wiederum sowohl mit geschlossener als auch offener Karosserie gebaut wurde. Drei Exemplare des 402 DarlMat wurden 1938 in Le Mans eingesetzt. Der von Charles de Cortanze und Marcel Contet gefahrene Roadster belegte den fünften Platz in der Gesamtwertung und gewann die 2-Liter-Klasse, wobei er die deutschen Adlers besiegte, die ein Jahr zuvor gewonnen hatten.

Das Le Mans-Rennen von 1938 war der Höhepunkt der Rennkarriere des Darl’mat Special, denn im darauf folgenden Jahr, dem letzten Rennen vor dem Zweiten Weltkrieg, gab es keine weiteren Starts an der Sarthe.

Man kann davon ausgehen, dass die Gesamtproduktion aller Varianten desDarlMt DS auf nur 105 Exemplare beschränkt war, die sich auf 53 Roadster, 32 Cabriolets und 20 Coupés aufteilen. Die Nachforschungen des Markenexperten Hubert Auran deuten darauf hin, dass nur sechs Coupés auf der Plattform der Serie 402 von 1938 gebaut wurden, von denen nur drei erhalten sind.

Nach den Recherchen von Hubert Auran, Hubert Croisile und Claude LeGuezec war der DarlMat 705536 ursprünglich zweifarbig in Beige und Schwarz lackiert. Der Wagen wurde als Geste seiner Wertschätzung von Emile Darl’mat im Dezember 1938 als Weihnachtsgeschenk an Teamchef Alfred Giauque übergeben. Ein passendes Geschenk, wenn man bedenkt, dass Giauque die Coupé-Karosserie lange Zeit für weitaus wettbewerbsfähiger hielt, obwohl Darl’mat beharrlich darauf bestand, die leichteren Roadster einzusetzen

Peugeot 402 DarlMat Coupe

Nachdem er den Krieg überstanden hatte, wurde dieser Darl’mat Special im Februar 1954 von Jeanne Werotte aus Paris erworben, und das Coupé ging vier Jahre später an den ebenfalls in Paris lebenden Andre Perigne. In den späten 1960er oder frühen 1970er Jahren wurde der Peugeot 402 in die Vereinigten Staaten exportiert und in die Sammlung von Dr. William O’Brien in Reno, Nevada, aufgenommen. Dr. O’Brien war ein enger Freund des berühmten Sammlers Bill Harrah und reiste oft mit ihm auf der Suche nach Autos für die bekannte Harrah Collection.

Peugeot 402 DarlMat Coupe

Anfang der 2000er Jahre war der Darl’mat teilweise zerlegt und wurde von dem bekannten Makler Raymond Milo aus Los Angeles an Kenneth Pierson, den Inhaber von Heritage Auto Body Restoration in Mesa, Arizona, verkauft. Der Wagen wurde dann 2002 von einem angesehenen Sammler erworben, der eine umfassende Restaurierung in Auftrag gab.

Nach der Fertigstellung wurde das Coupé beim Pebble Beach Concours d’Elegance 2004 präsentiert. Danach wurde der Wagen RM Auto Restoration zur weiteren Feinabstimmung anvertraut. Seitdem wurde der Peugeot sorgfältig gewartet und wurde 2007 in der gefeierten Ausstellung “Curves of Steel” des Phoenix Art Museum ausgestellt. Dem Auto wurde auch ein Kapitel im “Curves of Steel”-Katalog gewidmet. Die Fotos darin stammen von Michael Furman.

Peugeot 402 DarlMat Coupe